
Diese drei Faktoren sind die stärksten Treiber für DAX und Co.
Inhalt:
- Die drei stärksten Treiber für DAX und Co.
- Service: Warum Zinsänderungen für kleine Aktien besonders wichtig sind
- Grafik: Mittelgroße Aktien hängen Schwergewichte deutlich ab
- Service: Mit diesen ETFs können Anleger weltweit auf Small und Mid Caps setzen
- Interview mit Burkhard Wagner: Zinssenkungen dürften sich positiv auf alle Anlageklassen auswirken
Liest man zum Jahreswechsel die Prognosen der Banken für die Finanzmärkte, fällt vor allem eines auf: die Beliebigkeit der Themen. Die einen blicken durch die Glaskugel auf die Konjunktur im neuen Jahr, die anderen rücken geopolitische Risiken in den Vordergrund, die dritten fokussieren auf Trends in einzelnen Branchen. Dabei sind es nur drei wesentliche Faktoren, die das Geschehen an den Finanzmärkten am meisten prägen.
Top-Faktor 1: Leitzinsen und Marktzinsen
„Die Jahre 2022 und 2023 haben es erneut gezeigt: Die Entwicklung der Leitzinsen wie auch der Marktzinsen für Staats- oder Unternehmensanleihen beeinflussen die Märkte am nachhaltigsten“, sagt Burkhard Wagner von der bankenunabhängigen Partners Vermögensmanagement AG mit Sitz in München. Neben den Aktienmärkten seien die Anleihen am stärksten betroffen, da sich deren Kurse spiegelbildlich zu den Veränderungen im Zinsniveau entwickeln. Auch die Märkte für Immobilien hingen wegen ihrer Abhängigkeit von Fremdkapital am Zins-Tropf. Last but not least reagieren Edelmetalle wie Gold auf Zinsveränderungen, da sie keine kontinuierlichen Erträge bringen, so der Vermögensverwalter.
2024 mit guten Chancen für viele Anlageklassen
Im Zinszyklus 2022/23 hatte die US-Notenbank Fed die Zinsen elf Mal auf 5,25 bis 5,5 Prozent erhöht. Die Europäische Zentralbank (EZB) hob die Zinsen in dieser Zeit auf 4,5 Prozent an. „An den Anleihemärkten führte das zu einem regelrechten Desaster: So hat ein viel beachteter ETF auf langlaufende US-Staatsanleihen von Anfang 2022 bis Sommer 2023 fast 50 Prozent verloren“, sagt Andre Koppers von der bankenunabhängigen Vermögensverwaltung Oberbanscheidt & Cie. mit Hauptsitz in Kleve. An den Aktienmärkten führten die Zinserhöhungen vor allem bei kleinen und mittelgroßen Aktien, die in stärkerem Maß auf Fremdkapital angewiesen sind als Big Caps, zu deutlichen Abschlägen. Die breiten Indizes büßten indes lediglich rund 20 Prozent ein. Nachdem nun die Inflation im Griff zu sein scheint, rechnen die Finanzmärkte für 2024 mit einigen Zinssenkungen. Das biete Chancen für viele Anlageklassen.
Top-Faktor 2: Gewinne und Umsätze der Unternehmen
Der großen Bedeutung der Zinsen zum Trotz entscheiden unterm Strich die Gewinne und Umsätze der Unternehmen über deren Aktienkurse. „Sprudeln die Gewinne stärker als erwartet, rechtfertigt dies höhere Kurse, da dadurch jede Aktie ein Stück weit wertvoller wird“, erklärt Burkhard Wagner. Sehr gern sähen es Anleger, wenn in einer Branche bzw. einem Unternehmen die Umsätze und die Gewinne steigen, da beides zusammen für ein gesundes Wachstum spricht. Ideal sei es, wenn die Umsätze spürbar zulegen, die Gewinne aber noch stärker steigen. „Dann wird das Unternehmen in einem guten Umfeld hoch profitabel geführt“, so Wagner.
Sinken aber die Gewinnaussichten wie durch die Zinserhöhungen 2022/23, könnten Unternehmen zeitweise durchaus 50 Prozent und mehr an Wert verlieren, wenn der Markt sie als verwundbar ansieht. Dies kann auch geschehen, wenn zunächst nur die Umsätze sinken. „Geht der Markt von einem dauerhaften Rückgang der Umsätze und der Gewinne aus, können manche Aktien über Jahre in der Versenkung verschwinden“, sagt Vermögensprofi Koppers.
Aktienmärkte sind 2024 nicht zu hoch bewertet
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für den weltweit tonangebenden Index S&P 500 liegt bei einem nicht übertriebenen Faktor von 18. Dies beinhaltet die KGV der „Magnificient Seven“ wie Apple, Nvidia oder Meta Platforms, die 2023 gut gelaufen sind. Das KGV des gleichgewichteten S&P 500, in dem alle Aktien denselben Anteil haben, liegt mit 14 weit darunter, wie die Bank Goldman Sachs ermittelt hat. „Bei einem Wert von 14 ist selbst der seit Jahren starke US-Aktienmarkt nicht zu teuer. Dies gilt auch für Europa“, so Vermögensprofi Wagner. Nimmt der Optimismus der Anleger zu bzw. klettern die Gewinne, seien höhere Kurse wahrscheinlich.
Top-Faktor 3: Die Kauf-Lust der großen Anleger
Die niedrigsten Zinsen und die größten Gewinne nutzen aber nichts, wenn niemand Aktien kaufen würde. Doch das ist im Grunde niemals der Fall, da die Abermilliarden der Anleger irgendwo investiert werden müssen. Es ist dabei nicht die sprichwörtliche Lieschen Müller, die die Kurse bewegt. „Der wesentliche Motor für die Aktienmärkte sind institutionelle Investoren wie aktiv verwaltete Fonds oder Pensionskassen. Ob und mit welcher Überzeugung sie Aktien kaufen oder verkaufen, kann man an den Umsätzen dieser Titel erkennen“, erklärt Andre Koppers.
Nach den Mag 7 ziehen nun viele Aktien nach oben
Wurde der Aufschwung von Januar bis August 2023 von einer kleinen Auswahl – vorrangig von den „Magnificient Seven“ – getragen, zeigen sich seit November viele Aktien bzw. Branchen stark. Diese zunehmende Marktbreite sowie die starken Zugewinne seit November sind mittel- wie auch längerfristig ein positives Zeichen. Schließlich zeigt die Börsengeschichte: Zu einem dauerhaften Anstieg des Aktienmarktes kommt es nur, wenn (sehr) viele Aktien den Aufschwung tragen.

Service: Mit diesen ETFs können Anleger weltweit auf Small und Mid Caps setzen
Anleger, die gezielt auf mittelgroße und kleine Aktien (Mid und Small Caps) setzen wollen, können dies über global oder regional anlegende ETFs tun. Wer bei den Small Caps auf eine möglichst große Streuung Wert legt, kommt am MSCI World Small Cap-Index nicht vorbei. Dabei ist zu beachten, dass nur der traditionelle Index mehr als 3.000 Aktien beinhaltet. Vor allem die SRI-Variante (Socially Responsible Investing) konzentriert sich auf einen Bruchteil davon. Bei den US-ETFs bietet der Russell 2000-Index die größte Streuung.
ETF | Aktien | ISIN | Gesamtkosten |
---|---|---|---|
HSBC MSCI World Small Cap ESG | 1.193 | IE000C692SN6 | 0,25 % |
iShares MSCI W. Sm. Cap ESG Enhanced | 2.027 | IE000T9EOCL3 | 0,35 % |
iShares MSCI World Small Cap | 3.389 | IE00BF4RFH31 | 0,35 % |
SPDR MSCI World Small Cap | 3.445 | IE00BCBJG560 | 0,45 % |
UBS MSCI World Small Cap SRI | 772 | IE00BKSCBX74 | 0,23 % |
DEKA MSCI Europe MC * | 229 | DE000ETFL292 | 0,30 % |
iShares MSCI Europe Mid Cap | 236 | IE00BF20LF40 | 0,15 % |
iShares Edge MSCI USA Size Factor | 331 | IE00BD1F4K20 | 0,20 % |
SPDR S&P 400 US Mid Cap | 401 | IE00B4YBJ215 | 0,30 % |
Xtrackers Russell 2000 | 1.481 | IE00BJZ2DD79 | 0,30 % |
Auswahl von Indizes, Quelle für ETFs: justetf.com, Stand: 11.1.2024, Recherche: Jürgen Lutz, jeweils alphabetische Reihenfolge
Die ETFs arbeiten mit vollständiger oder teilweiser Replikation (keine Swaps) und reinvestieren die Gewinne (thesaurierende ETFs).
V-CHECK Video: EY-Studie: Wem gehört der Dax? Gut die Hälfte der Dax-Aktien liegt in einem Auslandsdepot
Wem gehört der DAX? Eine Studie von EY zeigt, dass die meisten DAX-Aktien inzwischen in ausländischem Besitz sind. Doch was bedeutet das für deutsche Anleger?
Interview mit Vermögensverwalter Burkhard Wagner: Zinssenkungen dürften sich positiv auf alle Anlageklassen auswirken
Herr Wagner, die Inflation geht zurück und die Notenbanken halten seit wenigen Monaten die Füße still. Inzwischen spekuliert der Markt über mehrere Zinssenkungen vor allem der US-Notenbank in diesem Jahr. Was würde das für Anleger bedeuten?
Burkhard Wagner: Zinssenkungen der Notenbanken sind in aller Regel gut für alle Anlageklassen mit Ausnahme der sehr kurz laufenden Anleihen, deren Zins dann sinkt. Länger laufende Staats- und Unternehmensanleihen verbuchen indes dank ihrer höheren, sprich attraktiveren Verzinsung in einem solchen Umfeld voraussichtlich Kursgewinne. Und Aktien profitieren, weil die Kreditkosten der Firmen sinken und deren Gewinne tendenziell steigen. Dies gilt vor allem für Unternehmen, die sehr auf Fremdkapital angewiesen sind.
Das ist vor allem bei jungen, wachstumsstarken Unternehmen und meist auch bei kleineren Firmen der Fall. Deren Aktien kamen durch den drastischen Zinsanstieg auf bis zu 5,25 Prozent ja regelrecht unter die Räder. Welche Perspektiven bieten sich hier bei Zinssenkungen?
Wagner: Ich denke, die sogenannten Mid und Small Caps dürften stärker von Zinssenkungen profitieren als andere Marktsegmente, weil diese Änderungen einen überproportional großen Einfluss auf ihre Gewinnentwicklung haben. Schon ein oder zwei Prozentpunkte weniger an Kreditkosten können ein Booster für die Bilanz sein. Zudem zeigt die Börsengeschichte, dass kleine und mittelgroße Aktien in einem breiten Aktienaufschwung in der Regel stärker zulegen als die Schwergewichte.
Sie sagten, dass sich Zinssenkungen generell positiv auswirken. Wie sieht es mit Gold und Immobilien aus?
Wagner: Gold ist ein Asset, das keinerlei Zinsen zahlt und folglich bei einem steigenden Realzins oder einem sich vermindernden negativen Realzins abwertet. Insofern ist es beachtlich, wie gut sich das Edelmetall trotz der Zinserhöhungen gehalten hat. Gehen die Zinsen nun spürbar zurück, könnte es die 2.000-Dollar-Marke klar hinter sich lassen. Auch Immobilien dürften profitieren bzw. deren Preise sich stabilisieren, wenn bei geringeren Hypothekenzinsen die Kauflust wieder zunimmt.
Es war ein holpriger Start ins neue Börsenjahr – die Euphorie von Ende 2023 scheint verflogen. Auf welche entscheidenden Faktoren sollten Investoren jetzt bei Aktien achten? Nach Ansicht von Vermögensverwalter Burkhard Wagner sind es drei Aspekte, die genauer unter die Lupe genommen werden sollten. Im Interview mit Börsenmoderator Andreas Franik erläutert der Vorstand der Partners VermögensManagement AG die Details.
Mit unseren Social Media Kanälen bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Sie finden uns auf: Facebook | LinkedIn | YouTube | Instagram | Pinterest