Genug Geld im Alter – so funktioniert es

Genug Geld im Alter – so funktioniert es


Den Ruhestand finanziell sorgenfrei genießen können, davon dürfte wohl jeder träumen. Experten erläutern wie das gelingen kann und auf was Anleger achten sollten.

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Das derzeit in jeder Hinsicht schwierige und unsichere Umfeld scheint auch die Zuversicht der Menschen hierzulande, soweit es die Absicherung für den Ruhestand betrifft, zu beeinträchtigen. Laut einer Umfrage im Auftrag des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) machen sich aktuell 45 Prozent der Bundesbürger zwischen 30 und 59 Jahren Sorgen um ihre finanzielle Lage im Alter. Vor drei Jahren lag dieser Anteil noch bei 30 Prozent.

Diese Sorge ist nicht unbegründet. Laut dem Statistischen Bundesamt hatte ein Viertel der Rentnerinnen und Rentner im Jahr 2021 ein monatliches Nettoeinkommen von weniger als 1.000 Euro im Monat. Das dürfte kaum reichen, um den bisherigen Lebensstandard aufrechtzuerhalten.

Dass die Rentenlücke, also die Differenz zwischen dem letzten Nettoeinkommen und den Einnahmen im Ruhestand, in der Praxis durchaus erheblich ist, das hat Michael Thaler von der TOP Vermögen in Starnberg festgestellt. „Das liegt auch an den Ausgaben, weil die eben nicht – wie häufig behauptet – mit Beginn des Ruhestandes sinken“, erklärt er. „Wer also in Rente geht, sollte das gleiche Nettoeinkommen wie zuletzt im Berufsleben anstreben.“

Dass das allein die gesetzliche Rente nicht leisten kann, ist weithin bekannt. „Ich kann trotzdem nur jedem empfehlen, einen Termin mit der Deutschen Rentenversicherung zu machen und dort zu klären, wie viel tatsächlich aus der gesetzlichen Rente zufließt“, erläutert Thaler.

Dazu kommen zwar häufig weitere Einnahmequellen aus Versicherungsverträgen, aus der betrieblichen Altersvorsorge oder vermieteten Immobilien. „Doch selbst wenn man alles zusammennimmt, bleibt in der Regel noch eine Lücke zum letzten Nettogehalt, die es zu schließen gilt“, erklärt Samir Zakaria von der Vermögensverwaltung Hansen & Heinrich AG, die auch in Kempten im Allgäu mit einer Niederlassung vertreten ist.

Wie ein Anleger diese schließen kann, haben Zakaria und seine Kollegen durchgerechnet. „Mit einer Summe von 500.000 Euro lässt sich ein Depot so zusammenstellen, dass es voraussichtlich eine durchschnittliche Rendite von über vier Prozent erzielt. Damit kann für den Anleger nach Kosten und Steuern ein Zusatzertrag von rund 1.000 Euro pro Monat erreicht werden“, erklärt Zakaria. „Wobei die Ansparsumme erhalten bleibt. Eine ewige Rente also.“

Wie kann ein passendes Wertpapierdepot im Alter aussehen?

AktienGewichtZielrenditePerformancebeitrag
Aktien40 %
Aktien USA18 %5 %0,90 %
Aktien Europa14 %5 %0,70 %
Aktien EM3 %7 %0,21 %
Aktien China3 %6 %0,18 %
Aktien Japan2 %5 %0,10 %2,09 %
Renten 50 %
Staatsanleihen10 %3 %0,30 %
EUR Corp. Bonds25 %4 %1,00 %
EM Bonds (in USD)10 %5 %0,50 %
Wandelanleihen5 %4 %0,20 %2,00 %
Gold5 %4 %0,20 %0,20 %
Cash5 %2 %0,10 %0,10 %
Zielrendite Total p.a.4,39 %
Quelle: Hansen & Heinrich

Bei wem die Rentenlücke geringer ist, bei dem kann auch ein niedrigerer Betrag reichen. „Zudem kann aus dem angesparten Kapital bei Bedarf jeden Monat auch mehr entnommen werden, dann schmilzt die Summe im Laufe der Zeit jedoch ab“, ergänzt Thaler. Insgesamt gilt also: Es ist möglich, die finanzielle Lücke im Alter schließen.

Doch stellt sich die Frage, wie man zu der entsprechenden Summe kommt. „Grundsätzlich ist der Betrag, den man bei Renteneintritt braucht, je nach individueller Situation unterschiedlich“, sagt Thaler. „Wer aber ein paar Dinge berücksichtigt, kann sich in jedem Fall ein ausreichendes Vermögen aufbauen.“

Ganz entscheidend ist der Startpunkt. „Je früher man anfängt, desto realistischer ist es, zu der entsprechenden Summe zu kommen“, sagt Zakarias Kollege Benjamin Badura. Das lässt sich an einem Beispiel zeigen: Bei einer angenommenen Rendite von sechs Prozent und einem monatlichen Ansparbetrag von 100 Euro kommen in 47 Ansparjahren rund 260.000 Euro zusammen. Wer unter den gleichen Bedingungen erst 20 Jahre später beginnt und folglich nur 27 Jahre Zeit hat, kommt nur auf knapp 70.000 Euro.

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„Oder man muss bei einem späteren Beginn mehr Geld jeden Monat einzahlen, das ist aber für viele gar nicht möglich“, so Badura. Er empfiehlt deshalb so früh wie möglich 20 Prozent vom Nettoeinkommen wegzulegen. Dabei gilt es zwei Dinge zu berücksichtigen: „Anders als nach Renteneintritt können Sie hier mehr ins Risiko gehen und aufgrund des langen Anlagezeitraums stärker auf ertragreichere Aktien“, sagt Thaler.

Zum zweiten empfiehlt Badura unbedingt das eigene Vermögen und die eigene Person abzusichern. „Denn wenn etwas passiert, müssen Sie womöglich auf ihr angespartes Geld zurückgreifen und damit wäre Ihre Absicherung für das Alter in Gefahr“, sagt er.

Interview mit Vermögensverwalter Benjamin Badura: Was der Check beim Arzt mit der finanziellen Absicherung zu tun hat

Bei der Rücklagenbildung für das Alter geht es nicht allein um die Geldanlage. Auf was Sparer sonst noch achten müssen und warum, erläutert Benjamin Badura von der Hansen & Heinrich AG.

Herr Badura, was umfasst das Thema Vermögensaufbau für das Alter alles?

Benjamin Badura: Wir sprechen hier von drei Säulen. Das beinhaltet den Aufbau von Rücklagen, die Absicherung des Langlebigkeitsrisikos und die Absicherung des eigenen Vermögens und der eigenen Person.

Inwiefern spielt Letzteres für den Vermögensaufbau eine Rolle?

Badura: Das ist deshalb wichtig, weil eine fehlende Absicherung zu immensen finanziellen Folgekosten führen kann, die praktisch alle Sparbemühungen zunichtemacht. Das heißt, Sie stellen mit einer ausreichenden Absicherung sicher, dass Ihr Kapital bis zum Renteneintritt nicht durch unvorhergesehene Ereignisse verringert oder sogar aufgebraucht wird.

Was ist das klassische Beispiel dafür?

Badura: Es gibt Fälle, in denen die Haftpflichtversicherung fehlt. Das kostet vielleicht fünf Euro im Monat, die haben Sie dann weniger zum Anlegen. Aber damit sind Sie für bestimmte Notfälle einfach abgesichert. Wir halten das für elementar.

Was ist mit Berufsunfähigkeit?

Badura: Das ist auch ein Grundbaustein. Denn fällt Ihre Arbeitskraft vorübergehend oder langfristig aus, dann fehlt das Einkommen. Dann baut sich die gesetzliche Rentenversicherung nicht auf, aber auch sonstige Rücklagen fehlen. Wir raten übrigens dazu, den Versicherungsbestand alle drei Jahre zu prüfen, um beispielsweise Lücken zu füllen.

An was denken Sie hier noch?

Badura: Hier geht es um Dinge wie eine Hausratversicherung oder die Absicherung der Immobilie gegen Elementarschäden. Und das betrifft zum Beispiel auch die Deckungssummen, insbesondere beim eigenen Haus oder der eigenen Wohnung. Und letztlich gehört für uns auch der regelmäßige Check beim Arzt dazu.

Warum das?

Badura: Vorsorgeuntersuchungen können helfen, Krankheiten frühzeitig zu erkennen. Das kann wichtig sein, weil es Erkrankungen gibt, bei denen nur einige Monate Zeit bleiben, um diese erfolgreich zu behandeln. Wird eine solche Krankheit zu spät erkannt, kann das ebenfalls Ihre langfristige Finanzplanung gefährden. Deshalb gehört der Check beim Arzt ebenfalls zur persönlichen Absicherung.

Infokasten: Das Depot fürs Alter: Nicht zu viel Risiko

Depot für den Ruhestand

Die Idee eines Depots für den Ruhestand ist es, aus dem regelmäßigen Ertrag die Rentenlücke zu schließen – und zwar ohne den Kapitalstock dabei aufzuzehren. So wird daraus eine ewige Rente. Deshalb dürfen hier auch die Risiken nicht zu hoch sein, da es sonst zu empfindlichen Verlusten kommen kann. Anders als bei einem langfristigen Anlagedepot sollte der Aktienanteil deshalb eher etwas geringer ausfallen.

Den größten Anteil an einem solchen Musterdepot könnten aktuell Unternehmensanleihen guter Bonität aus dem Euroraum ausmachen. Insgesamt kommt der Rentenanteil in diesem Beispiel auf 50 Prozent, breit gestreute Aktieninvestments auf 40 Prozent. Beide Bausteine sollen jeweils rund zwei Prozent Rendite pro Jahr liefern. Dazu kommen je fünf Prozent Barmittel und Gold.

Es ist nie zu früh, um mit der Altersvorsorge zu beginnen

Wer den Ruhestand finanziell sorgenfrei genießen will, braucht einen entsprechenden Kapitalstock. Diesen aufzubauen ist nicht unmöglich – vorausgesetzt jemand beginnt rechtzeitig damit. Wie entscheidend der Startzeitpunkt ist, zeigt eine Berechnung der Vermögensverwaltung Hansen & Heinrich.

Wer im Alter von 20 Jahren damit beginnt, 100 Euro monatlich für die Rente zur Seite zu legen, hat eine Anlagedauer von 47 Jahren. Bei einer Rendite von durchschnittlich sechs Prozent sowie aufgrund des Zinseszinseffekts, der bei der Wiederanlage der jährlichen Rendite dazu kommt, ergibt sich nach diesem Zeitraum ein Vermögen von knapp 260.000 Euro. Wer seine Sparrate erhöht, kommt entsprechend auf einen höheren Ertrag.

Wer unter sonst gleichen Bedingungen im Alter von 40 Jahren mit den Sparen beginnt, kommt jedoch lediglich auf ein Guthaben von knapp 70.000 Euro – also weniger als ein Drittel. Wer mehr möchte, muss dann auch mehr Geld jeden Monat zurücklegen. Das geht dann jedoch zu Lasten des Lebensstandards während des Berufslebens. Deshalb ist es entscheidend, so früh wie möglich mit dem Sparen zu beginnen.

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