
Unternehmen sind die wahren Inflationsgewinner

Herr Prof. Webersinke, seit einiger Zeit hat die Inflation Deutschland fest im Griff. Die jährliche Inflationsrate ist jüngst zwar auf rund sechs Prozent gesunken, doch selbst die freigebigsten Banken zahlen fürs Tages- bzw. Festgeld nicht mehr als drei bis vier Prozent.
Prof. Hartwig Webersinke: Die traurige Wahrheit ist: Wer sein Vermögen jetzt vor allem oder sogar komplett in Tages- oder Festgeld steckt, weil er dort wieder Zinsen bekommt, verliert Jahr für Jahr immer weiter an Kaufkraft. Der Grund ist darin zu sehen, dass selbst die attraktiven Angebote spürbar unterhalb der Inflationsrate liegen. Noch stärker wird es diejenigen treffen, die ihr Erspartes auf dem unverzinsten Girokonto oder dem Sparbuch belassen.
Genau das tun viele Menschen in Deutschland, wie Zahlen der Bundesbank zeigen. Von den 7,4 Billionen Euro, die die privaten Haushalte an Geldvermögen haben, liegen über 40 Prozent auf täglich verfügbaren Konten – vor allem Girokonten – oder als Bargeld zu Hause. Warum so viel?
Prof. Webersinke: Erstens sind vor allem Ältere aufgrund der Geschichte unseres Landes risikoscheu. Der Spatz in der Hand ist ihnen lieber als die Taube auf dem Dach. Das dürfte sich ändern, wenn vermehrt jüngere Generationen an den Kapitalmarkt kommen. Zweitens haben die zahlreichen Krisen von der Finanz- über die Euro- bis zur Coronakrise die Menschen verunsichert. Angesichts der Teuerung verhalten sich viele nun nach dem Motto: „Wer nichts macht, macht auch nichts falsch.“ Bei hoher Inflation ist das definitiv ein Fehler!
Wie sähe denn die Lösung aus?
Prof. Webersinke: Es lassen sich eindeutig Gewinner der aktuellen Preissteigerung ausmachen. Das sind die Unternehmen. Denn was die Konsumenten ärgert, freut die Produzenten. Bei ihnen klingelt wegen der höheren Preise nun verstärkt die Kasse. Von diesem wachsenden Geldstrom können Sparer profitieren, indem sie sich als Anleger an börsennotierten Unternehmen beteiligen. Das geschieht über den Kauf von Aktien, Aktienfonds oder Aktien-ETFs. Die langfristigen Renditen eines weltweit breit gestreuten Aktiendepots liegen mit sieben bis neun Prozent pro Jahr deutlich höher als bei Fest- und Tagesgeld.
Nur ein Viertel des Geldvermögens steckt in Aktien oder Fonds, so die Bundesbank. Hier besteht also Luft nach oben. Doch wie soll das gehen angesichts der hiesigen Furcht vor dem Risiko?
Prof. Webersinke: Sehen Sie, es kommt bei allem auf die Dosis an. Man sollte daher nur so viel in Aktien investieren, dass man auch in unruhigen Zeiten nachts schlafen kann. Wie man diese Aktienquote so ermittelt, dass sie individuell wirklich gut passt, ist Thema des Financial Planning. Dabei können sich Anleger von Vermögensexperten, etwa einem unabhängigen Vermögensverwalter, unterstützen lassen.
Deutschland gilt manchen schon wieder als kranker Mann Europas. Während beinahe alle Länder der EU 2023 ein Wachstum verzeichnen, soll die deutsche Wirtschaft laut EU-Kommission um minus 0,4 Prozent schrumpfen. Kann das jetzt ein sinnvoller Zeitpunkt für Aktienkäufe sein?
Prof. Webersinke: Ja, sicher. Erstens sollten sich Aktienanleger nicht nur auf ihr Heimatland konzentrieren, sondern weltweit streuen. Die Tatsache, dass die Konjunkturampel in Deutschland auf Rot steht, macht da nicht so viel aus. Denn in Europa steht sie auf Gelb, in den USA auf Grün.
Und zweitens?
Prof. Webersinke: Was viele nicht wissen: Rezessionsjahre sind gute Aktienjahre. Wenn in Deutschland die Wirtschaft schrumpft und in Europa stagniert, dann werden die Politiker und später vermutlich auch die Notenbank Maßnahmen ergreifen, um gegenzusteuern. Das dürfte an den Börsen gut ankommen. Dort werden ja die Erwartungen an die Zukunft gehandelt.
Ihr Fazit?
Prof. Webersinke: Wer sein Vermögen effektiv vor der Inflation schützen will, kommt an Aktien nicht vorbei. Einer der besten Zeitpunkte zum Investieren ist jetzt. Bei diesem Vorhaben kann ein erfahrener Vermögensprofi wertvolle Dienste leisten.
Mit unseren Social Media Kanälen bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Sie finden uns auf: Facebook | LinkedIn | YouTube | Instagram | Pinterest