
Sichere Geldanlage? Trotz Krisen und Bankenbeben Spar-Risiken kontern
Inhalt:
- Trotz Krisen und Bankenbeben Spar-Risiken kontern
- Servicegrafik: 250.000 Euro krisenfest anlegen
- Interview mit Vermögensverwalterin Julie Bossdorf: „Gold ist eine Erdung für Depots“
- Grafik: Gold im letzten Jahrzehnt
Sicher und möglichst rentabel, das ist momentan der Hauptwunsch der meisten Anleger. Was ganz einfach klingt, ist eine echte Herausforderung: Denn in Zeiten von immer neuen Krisen, hoher Inflation und wieder nötigen Bankenrettungen, ist das gar nicht so einfach. Die Kurse an den Börsen schwanken zum Teil heftig und die Händler blicken nervös auf viele Problemfelder von der Ukraine über Taiwan bis zur Klimakrise und den sensiblen Energiemärkten. Gleichzeitig reicht die Rendite beliebter Anlageprodukte wie dem Sparbuch oder der klassischen Lebensversicherung trotz gestiegener Zinsen noch bei Weitem nicht aus, um Kaufkraftverluste auszugleichen. Gleichzeitig rufen die Probleme von US-Banken und die Rettungsversuche für ein Traditionsinstitut wie die Crédit Suisse Erinnerungen an die Finanzkrise im Jahr 2008 wach. Also wohin mit dem Gesparten, damit es nicht immer weniger wert wird oder am Ende ganz weg ist?
Servicegrafik: 250.000 Euro krisenfest anlegen

Mit diesem beispielhaftem Musterdepots könnte eine größere Summe von 250.000 Euro aktuell relativ krisenfest langfristig aufgestellt werden. Bei der Auswahl der Aktien und Anleihen sollte möglichst großen Wert auf Qualität gelegt werden. Zudem sollten auch Währungsthemen beachtet werden, zum Beispiel eine Absicherung gegen Wechselkursschwankungen des US-Dollars.
Vernünftig abwägen
Vor diesem Problem stehen nicht nur die normalen Sparer, sondern auch Unternehmen, Stiftungen und wohlhabende Familien. Die holen sich für solche Fragen gerne Hilfe von unabhängigen Vermögenverwaltern und diese Finanzexperten empfehlen, nüchtern zu überlegen und nicht in Panik zu verfallen. „Die Lage fühlt sich für die Anleger immer in der aktuellen Situation sehr schlimm an“, sagt Michael Blanz, Vorstand und Partner beim Vermögensverwalter ALPS Family Office AG aus Dietmannsried im Allgäu. „Schaut man aber in die Vergangenheit oder später in den Rückspiegel, wird man diese Zeit eher als eine normale Situation an den Märkten in einer unruhigen Zeit betrachten.“ Es ist jedoch wichtig, die aktuell wirkenden Faktoren zu verstehen, sich gut zu informieren und langfristig vernünftig aufzustellen. „Inzwischen sollte jedem Sparer bewusst sein, dass er bei 3 Prozent Festgeldzinsen und 6 Prozent Inflation hier kein gutes Geschäft macht“, warnt Fachmann Michael Blanz. Es ist zusätzlich sicher keine schlechte Idee, größere Summen auf verschiedene Banken zu verteilen. Grundsätzlich sind Einlagen von bis zu 100.000 Euro bei heimischen Instituten pro Kunde gesetzlich abgesichert, teilweise über zusätzliche Systeme auch mehr. Gerade in Zeiten steigender Zinsen wird Treue jedoch sowieso nur selten belohnt und im Tagesgeldbereich kann regelmäßiges Wechseln momentan sogar erheblich mehr Erträge bedeuten. Aber trotz der immer besser werdenden Angebote ist auch Anbieterhopping keine gute langfristige Komplettlösung.
Breit streuen
„Für den schnell verfügbaren Notgroschen sind die gestiegenen Zinsen für Tagesgeldkonten attraktiv“, sagt Julie Bossdorf, Vermögensverwalterin bei Habbel, Pohlig & Partner aus Wiesbaden. Wer Geld mit einem längeren Anlagehorizont von 3 bis 5 Jahren oder sogar auf Jahrzehnte für eine Altersvorsorge positionieren will, sollte über andere Anlageklassen nachdenken. „Mit einer Mischung aus Aktien, Renten und Edelmetallen sind langfristig eher Renditen möglich, mit der sich die Kaufkraft von Vermögen durch real positive Rendite erhalten lässt“, sagt Juli Bossdorf. Dazu braucht es auch kein Millionen-Vermögen, denn über Fondssparpläne können kleine Beträge ab rund 50 Euro monatlich problemlos breit investiert werden. Aber wie sieht es hier mit dem Thema Sicherheit aus? In der Regel sind die Wertpapiere in einem aktiven Fonds oder ETF sogenannte Sondervermögen. Das heißt, sie gehören auch bei einer Pleite des Anbieters oder der Depotbank weiter dem Anleger. Das ist aber nicht bei allen Finanzprodukten so, deswegen sollte vor einem Kauf so etwas genau verstanden oder lieber ein paar Euro für unabhängige Beratung ausgegeben werden. Zum Gesamtbild gehören bei quasi allen Investments auch Risiken dazu, wie etwa die Kursschwankung bei Aktien oder der Ausfall von Schuldnern bei Anleihen.
Die Vermögenverwalterprofis setzen jedoch nie alles auf eine Karte. Sie verteilen Vermögen auf verschiedene Anlageformen, Unternehmen, Regionen und Währungsräume. Klar kann es mal in einem Bereich schlecht laufen. Aber das Ziel ist es, Werte langfristig zu erhalten. Dass es überall gleichzeitig über viele Jahre schlecht läuft, ist einfach sehr unwahrscheinlich. So lassen sich bei überschaubaren Risiken Chancen nutzen, um Vermögen real zu erhalten.
Also jetzt einfach alle Sparkonten und Lebensversicherungen kündigen und alles an der Börse investieren und einen Goldschatz anlegen? Das muss überhaupt nicht sein. Aber etwas davon, je nach eigenem Geschmack, im ganz persönlichen langfristigen Anlagemix stärker beizumischen, könnte sich lohnen und unter dem Strich mehr reale Sicherheit bringen.
Interview: „Gold ist eine Erdung für Depots“

Gold gilt gemeinhin als DAS Kriseninvestment – gilt das immer?
Julie Bossdorf: Historisch war das Edelmetall Gold gerade in unsicheren Zeiten oft sehr gefragt. Das ließ sich zum Beispiel auch wieder in den letzten Wochen im Zuge des Bankenbebens in den USA und der Schweiz beobachten. Wenn die Stimmung sehr schlecht ist, gilt Gold noch immer als Fluchtwährung und sicherer Hafen. Allerdings hat das letzte Jahr gezeigt, als Ukrainekrise, Energieknappheit und Zinswende zusammentrafen, dass das nicht immer funktionieren muss. Für uns ist Gold eine langfristige strategische Absicherung und kein kurzfristiges Spekulationsobjekt. Als Beimischung dient es als Erdung für Depots.
Warum ist es keine gute Idee, das komplette Vermögen als Goldschatz im Garten zu vergraben?
Bossdorf: Davon abgesehen, dass ein solcher Schatz relativ einfach gestohlen werden könnte, wirft Gold keine Zinsen oder Dividenden ab und ist als alleinige Anlageform eher nicht geeignet. Wer sein Edelmetall sicher in einem Bankschließfach oder Safe verwahrt, muss zudem die dafür anfallenden Kosten und Versicherungsgebühren einkalkulieren. Außerdem kann der Goldpreis erheblich schwanken: So ordentlich die Entwicklung zum Beispiel in den letzten fünf Jahren war, so überschaubar war die Performance über einen langen Zeitraum davor. Da Gold in Dollar gehandelt wird, hat die Währungsentwicklung für europäische Anleger einen erheblichen Einfluss auf die Rendite, was positiv, aber auch negativ wirken kann. Im Rahmen eines breiten Anlagemix ist Gold eine glänzende Idee als ausgleichende Beimischung, aber wird nicht in jeder Phase die beste Performance liefern.
Wie nutzen Sie als Vermögensverwalterin Gold?
Bossdorf: In unseren Kundenportfolios ist praktisch immer ein Goldanteil von fünf bis zehn Prozent je nach Marktlage zur langfristigen Stabilisierung enthalten. Wir nutzen dafür meist Xetra-Gold, also mit physischem Gold hinterlegte Wertpapiere.
Sollten auch normale Anleger ein gewissen Prozentsatz Gold im Vermögensmix haben?
Bossdorf: Das kommt natürlich auf die Gesamtverteilung und die Höhe des Vermögens an, aber ein kleiner Goldanteil kann auch bei überschaubarem Erspartem sinnvoll sein. Natürlich wären bei 100.000 Euro Gesamtrücklagen ein 10.000 Euro Goldanteil schon eher viel, aber das ist letztlich auch eine Frage des Anlegertyps und der persönlichen Risikoneigung.
Was hätten Sie lieber im Depot: Gold oder Bitcoins?
Bossdorf: Ganz klar Gold, da es ein physischer Wert mit einer jahrtausendelangen Tradition ist. Kryptowährungen sind noch etwas ganz Neues und niemand kann sagen, ob sie in 20 Jahren noch irgendeinen Wert haben. Das macht Bitcoins und Co. zu etwas ganz anderem als Goldmünzen in einem Bankschließfach.
Gefühlt ist gerade überall Krisenstimmung – ist das wirklich außergewöhnlich?
Bossdorf: Tatsächlich ist die Häufung von Problemfeldern schon eine spezielle Situation, aber grundsätzlich sind Krisen überhaupt nichts Ungewöhnliches. Denken Sie doch nur an die letzten Jahrzehnte, vom Anschlag am 11. September 2001 über die Finanzkrise bis zum Coronaschock. Eine langfristige Anlagestrategie muss solche schwierigen Lagen einkalkulieren. Dazu gehört es auch, hier nicht nur Risiken zu managen, sondern auch die Chancen zu sehen, die sich in diesen turbulenten Zeiten am Markt bieten.
Gold: Glänzendes Investment?

Auf den ersten Blick hat sich ein Goldkauf für heimische Anleger so richtig rentiert: wer vor 15 Jahren in das Edelmetall einstieg, konnte seinen Einsatz verdoppeln. Was viele aber übersehen, wer ein paar Jahre später – zum Beispiel erst im Oktober 2012 – kaufte, musste bis zum Jahr 2020 Geduld haben, um in die Gewinnzone zu kommen. Eine lange Zeit ohne jegliche Erträge wie Zinsen oder Dividenden. Zusätzlich hat der Wechselkurs zur amerikanischen Leitwährung für heimische Investoren einen erheblichen Einfluss auf die Rendite, da der Weltmarktpreis von Gold auf Dollarbasis gebildet wird. Ohne diesen Effekt fällt die langfristige Renditebetrachtung erheblich magerer aus.