So investieren Sie in Kunst

So investieren Sie in Kunst


Kann Kunst bei der Geldanlage eine Rolle spielen? Wie viel Geld brauche ich um anzufangen? Und: Wie gehe ich dabei am besten vor? Antworten gibt der Berliner Finanzexperte Andreas Görler.
Andreas Görler ist senior Wealth Manager bei der Wellinvest - Pruschke & Kalm GmbH
Andreas Görler ist senior Wealth Manager bei der Wellinvest – Pruschke & Kalm GmbH in Berlin

Kann Kunst bei der Geldanlage eine Rolle spielen? Wie gehe ich vor, wenn ich als vermögender Haushalt Kunst zum Teil meines Portfolios machen will?

Andreas Görler: Wenn man es sehr nüchtern und unromantisch formuliert, sind Kunstobjekte letztlich auch Sachwerte, die einen gewissen Inflationsschutz bieten können. Daher werden Kunstobjekte auch den „Alternativen Investments“ zugeordnet.

Kunst wird auch als „sinnstiftende Investition“ oder „globale Währung“ mit „generationsübergreifenden Werterhalt“ bezeichnet.

Seit Jahren sind sehr vermögende Privatleute auf der Suche nach Möglichkeiten ihr Portfolio zu diversifizieren. So gesehen handelt es sich durchaus, um ein Segment das zur Beimischung des Portfolios, vermögender Privatpersonen oder institutionellen Investoren, herangezogen werden kann.

Konkret gefragt: Ist es aus dem Blickwinkel der Rendite sinnvoll, in Kunst zu investieren? Oder geht es vor allem um Risikostreuung oder um Lebensqualität? 

Görler: Langfristig sind hier natürlich Wertsteigerungen möglich, man sollte sich allerdings darüber im Klaren sein, dass es sich um einen sehr heterogenen Markt handelt und keine Ausschüttungen in Form von Zinsen und Dividenden entstehen.

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Wie viel Geld brauche ich, um anzufangen? Wie groß darf (oder sollte?) der Anteil am Gesamtvermögen sein, der in Kunst fließt? 

Görler: Jedem Interessenten muss klar sein, dass er sich hier von vorneherein im sehr gehobenen Preissegment bewegt. Wenn man noch berücksichtigt, dass man eine solche Investition eher als Beimischung zu einem breit gestreuten Portfolio mit Aktien, Anleihen und Immobilien sehen sollte, kann es selbst mit einem zweistelligen Millionenvermögen schnell knapp werden.

Wie bei Aktien können Käufer am Kunstmarkt neben den bekannten Vertretern auch auf aufstrebende Künstler setzen, zu denen bereits gute Rezessionen vorliegen und hier auf eine positive Entwicklung hoffen. Hier sind dann Einstiegsmöglichkeiten im Bereich von einigen tausend Euro möglich. Allerdings gibt es hier meist noch keinen Zweitmarkt, so dass man Geduld benötigt. Ist ein Sekundärmarkt bereits vorhanden sind die Einstiegspreise meist deutlich höher

Wie gehe ich am besten vor? Wie kann ich Kunst erkennen, die das Potenzial auf Wertsteigerung hat? Wie unterscheide ich solche Kunst von Liebhaberei?  

Görler: Es handelt sich in der Regel um ein Investment mit einem langfristigen Wertzuwachs. Kunst zu bewerten ist sehr schwierig. Außerdem ist der Markt sehr heterogen und subjektiv. Mehrere Bilder eines Künstlers gleicher Größe aus der gleichen Epoche können, am Zweitmarkt, zu völlig unterschiedlichen Preisen gehandelt werden.

Grundsätzlich sollte ein starkes Eigeninteresse vorhanden sein. Der Anleger, der noch nicht über ein hohes Know-How verfügt, sollte sich unbedingt sachkundig beraten lassen und Schwerpunkte setzen. Hier können Galeristen eine wertvolle Hilfe sein, die oft auch eine, von ihrem Bestand unabhängige, Beratungsleistung anbieten. Außerdem gibt es spezialisierte Unternehmen wie beispielsweise „TRUFFLE – Art Advisory GmbH „in Frankfurt, die unabhängige Berater beim Aufbau eines Kunst-Portfolios unterstützen.

Abgeschlossene, kunsthistorisch bedeutende Epochen wie Expressionismus und Impressionismus sind praktisch permanent gefragt. Das Interesse der Allgemeinheit ist hier auch recht hoch, wie man beispielsweise in der Ausstellung IMEX in Berlin 2015 feststellen konnte.

Mit welchen Transaktionskosten und laufenden Kosten muss ich als Kunstinvestor realistischerweise rechnen? 

Görler: Die Verwaltungskosten sind bei allen Formen der „Direktinvestments“ höher als bei der Verwahrung von Wertpapieren. Hinzu kommen dann natürlich noch die Versicherungskosten für die Kunstobjekte.  Außerdem benötigt man auch geeignete Räume mit ausreichend Platz, sowie regulierten Temperatur- und Lichtverhältnissen.

Sofern eine Transaktion erfolgt findet in der Regel immer ein direkter Kontakt zwischen Käufer- und Verkäufer statt, der terminiert werden muss und auch besonderen Sicherheitsmaßnahmen unterliegt.

Wird ein Umsatz im Wege einer Auktion initiiert, muss auch noch die Provision für das Auktionshaus berücksichtigt werden. Auch das Verhalten auf einer Auktion muss unbedingt geübt sein, damit man sich nicht emotional mitreißen lässt.  

Grundsätzlich muss ´beachtet werden, dass man es nicht mit wirklich liquiden Märkten zu tun hat. Das macht sich meist dann bemerkbar, wenn man Objekte schnell verkaufen will oder muss.

Gibt es Kunstfonds, NFTs oder vergleichbares, das Investieren in Kunst demokratisieren?

Görler: Auch für diesen Markt gibt es die Möglichkeit über Fonds zu investieren. Einige Fonds investieren in bestimmte Regionen, Kunstformen oder bestimmte Stilrichtungen. Es gibt hier die Möglichkeit, wie bei Wertpapierfonds Anteile des Fondsvermögens zu erhalten oder direkt einzelne Kunstobjekte, die unter Verschluss gehalten werden.

Es bleibt eine relativ riskante Anlageklasse, da es keine genauen Preisfindungsmechanismen und keine neutrale Kontrollbehörde gibt. Je langfristiger die Orientierung eines solchen Fonds, desto höher sind die Chancen auf eine positive Wertentwicklung.

Von Fonds, die von Galeristen oder Auktionshäusern gemanagt werden, rate ich eher ab, weil hier Interessenskonflikte entstehen können. Für neue Fonds ist es außerdem schwierig genügend Kapital einzuwerben, weil ernsthaft interessierte, vermögende Anleger dann doch lieber auf eine langfristige Expertise zurückgreifen.

Auch bei solchem Vehikeln müssen Anleger aber damit rechnen, dass hier Mindestanlagesummen von EUR 100.000, — bis EUR 500.000, — aufgerufen werden.

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Seit einiger Zeit gibt es auch „Non-Fungible-Token“, kurz NFT. Dahinter verbirgt sich eine Entstehung, die verwandt ist mit der Blockchain-Technologie. Damit kann Kunst auch mit Lizenzen versehen werden, wodurch ein Künstler auch bei jeder Sekundärmarkttransaktion einen Anteil erhalten kann. Außerdem kann ein Kunstwerk „geteilt“ werden und steht damit einem breiteren Kreis von Interessenten zur Verfügung.

Allerdings ist die Umsetzung des rechtlichen Anspruchs immer noch ein Problem. Außerdem bleibt sicherlich der „egoistische, menschliche Anspruch“ etwas exklusiv haben zu wollen von hoher Relevanz.

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