
Anlagestrategie: Mit Teflon-Branchen durch Krisen

Wie können Anleger die Teflon-Branchen (Health Care, Consumer Staples und Utilities) sinnvoll in ein Depot integrieren?
Conrad Lauterbach: Der Schluss liegt nahe, die Branchen Gesundheitswesen, stabile Konsumgüter und Versorger wegen der niedrigen Kosten und der einfachen Umsetzung bequem über einen ETF in das eigene Portfolio zu integrieren. Bei diesem Vorgehen erhält ein Anleger aber häufig eine sehr einseitige (US-lastige) Allokation und verpasst damit günstigere und wachstumsstärkere Unternehmen aus anderen Regionen. Wir empfehlen daher ganz klar, gute aktive Manager in diesen Sektoren zu wählen, die über lange Jahre gezeigt haben, dass sie einen Mehrwert gegenüber den Indizes liefern können.
Ist die Auswertung nur eine Momentaufnahme? Welche Branchen sind aus Ihrer Sicht noch wichtig?
Lauterbach: Es ist nicht nur eine Momentaufnahme, dass diese Branchen aufgrund ihrer Eigenschaften besser durch Krisenphasen kommen. Diese Widerstandskraft ist systematisch, weil die Nachfrage nach den Produkten in diesen Branchen sehr stabil und wenig konjunkturabhängig ist. Das gute Krisenverhalten kann also auch für die Zukunft erwartet werden. Anleger sollten allerdings die Bewertung zum Kaufzeitpunkt beachten. Denn ist sie zu hoch im Vergleich zum langfristigen Wachstum und zur Ertragsstärke der enthaltenen Unternehmen, kommt man vielleicht gut durch eine temporäre Krisenphase, wird aber nur schlechte Langfristrenditen erzielen. Im Fall der Auswahl von Einzeltiteln finden sich auch sehr attraktive und widerstandsfähige Geschäftsmodelle in Branchen wie Industrie oder Basismaterialien, in denen man sie auf den ersten Blick vielleicht nicht erwarten würde.

Krisenfest: Drei Sektoren des Aktienmarkts haben sich in den weltweiten Börsenabschwüngen der vergangenen 25 Jahre gut geschlagen. Mit ihnen konnten Anleger nicht nur saftige Verluste vermeiden. Diese Sektoren erzielten sogar attraktive Renditen, während der breite Markt zwischen 20 und fast 60 Prozent einbrach. Zu diesen Teflon-Branchen gehören Basiskonsumgüter (Consumer Staples), Gesundheit (Health Care) und Versorger (Utilities). In den vier Bärenmärkten von 1998 bis Mai 2020 gewannen sie durchschnittlich 26 Prozent (Basiskonsumgüter), 16 Prozent (Health Care) und 15 Prozent (Utilities).
Wie würden Sie in diese Bereiche investieren: mit Einzelaktien und/oder FONDS / ETFs?
Lauterbach: Wir setzen für unsere Mandanten in der großen Mehrheit auf aktiv verwaltete Fonds, die einen Ansatz verfolgen, der nicht einfach nur die Inhalte eines Index zu höheren Kosten repliziert. ETFs sind aus unserer Sicht durch ihre laufende Preisfeststellung gut geeignet, kurzfristige taktische Entscheidungen umzusetzen, zum Beispiel um bei starken Rückschlägen von den niedrigen Kursen sofort zu profitieren. Wollen wir solche Positionen dann länger halten, tauschen wir sie zu einem späteren Zeitpunkt in einen aktiven Manager unserer Wahl.
Können Sie bitte Beispiele für geeignete Fonds bzw. ETFs nennen?
Lauterbach: Wir können die „Bellevue Healthcare Strategy“ empfehlen (LU1477743204). Der Manager ist mit einem weltweiten Ansatz im Bereich Gesundheitswesen, Biotech und Pharma aufgestellt und legt einen großen Wert auf attraktive Bewertungen im Vergleich zu den Wachstumsraten der Unternehmen. Die Allokation unterscheidet sich deutlich von den großen Indizes und ist vor allem auf wachstumsstarke Regionen wie Asien fokussiert.
Eine weitere gute Alternative ist der „Aikya Global Emerging Markets“ (IE00BMC5GD19), der in qualitativ sehr hochwertige und stabile Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen in den Schwellenländern investiert. Der Manager verfolgt einen ausgewiesenen Nachhaltigkeitsansatz und versucht gemeinsam mit den Unternehmen in seinem Portfolio, deren Nachhaltigkeit zu verbessern. Aus diesem Grund wurde er auch nach Artikel 9 der EU Offenlegungsverordnung als Impact-Fonds eingestuft. Das ist eine besondere Auszeichnung, da nicht viele Fonds, die in den Emerging Markets investieren, dieses ESG-Gütesiegel erhalten.