Wenn aus Sonne mehr werden soll

Wenn aus Sonne mehr werden soll


Viele wünschen sich den zügigen Ausstieg aus der fossilen Energiewirtschaft. Doch so schnell wird es nicht gehen. Was das für Ihre Anlagestrategie bedeutet, dazu Vermögensverwalter Markus C. Zschaber.

„Die einzige Energieform, die niemandem gehört und bei der auch keiner sagen kann, alles meins, sind Wind und Sonne“, wurde erst kürzlich in einem Interview gesagt. Ein Satz, der schnell zitiert und scheinbar trivial ist – was aber nicht stimmt. Denn gemeint ist letztendlich nichts Anderes, als der vollständige Ausstieg aus der fossilen Energiewirtschaft. Kohle, Gas, Öl – das sind alles Energieträger, die Deutschland von irgendwoher importieren muss, weil die heimischen Vorräte nicht reichen. Und das schafft Abhängigkeiten, die man nicht mehr will. Der Krieg des Kremls gegen die Ukraine hat uns diesen Sachverhalt, der natürlich seit Jahrzehnten bekannt ist, noch einmal mehr als vergegenwärtigt.

Doch der Abschied aus der fossilen Energiewirtschaft wird steinig. Was in Jahrzehnten aufgebaut worden ist, lässt sich nicht von heute auf morgen ändern, auch wenn wir uns das alle wünschen. Das weiß auch unser Bundeswirtschaftsminister, der sicherlich nicht leichten Herzens im März in den Nahen Osten gereist ist, um die Energieversorgung Deutschlands unter anderem mit Flüssiggas sicherzustellen. Allein ein Blick auf die aktuelle Energiebilanz offenbart das Problem. So lag der Anteil der erneuerbaren Energien an der Nettostromerzeugung, das heißt dem Strommix, der tatsächlich aus der Steckdose kommt, im zurückliegenden Jahr bei knapp 46 Prozent, so eine Mitteilung des Fraunhofer Instituts. Damit ist gegenüber dem Vorjahr ein kleiner Rückgang von rund drei Prozent festzustellen, der laut Experten schlechteren Witterungsbedingungen geschuldet sein soll, die vor allem die Erzeugung des Windstroms belastet haben.

Runden wir das Ergebnis aus dem zurückliegenden Jahr auf 50 Prozent auf – dann stammt die Hälfte der bundesdeutschen Stromproduktion von erneuerbaren Energien. Das ist ordentlich, aber eben auch nicht ausreichend. Denn im Umkehrschluss bedeutet das: Die Hälfte des Stroms stammt von fossilen Brennstoffen. Vor allem Braunkohle und Gas sind das, aber auch Atomstrom. Doch mit letzterem soll Ende des Jahres Schluss sein, dann werden nämlich die letzten drei deutschen Kernkraftwerke vom Netz genommen. Im zurückliegenden Jahr haben die deutschen Atommeiler rund 65 Terawattstunden produziert, diese müssen nun durch die anderen Energiequellen aufgefangen werden. Vor diesem Hintergrund einen sofortigen Ausstieg aus der Energieerzeugung mit Kohle und Gas zu fordern, scheint mir unverantwortlich zu sein.

50 Prozent aus erneuerbaren Energien

Dabei ist die Stromerzeugung in Deutschland mit 50 Prozent Anteil an erneuerbaren Energien noch vergleichsweise fortschrittlich. Schauen wir uns die Wärmeerzeugung an, wird es deutlich dramatischer. Hierzulande gab es im Jahr 2020 laut dem Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks über 20 Millionen Heizungsanlagen. Der überwiegende Teil davon wurde mit Öl oder Gas betrieben, nämlich insgesamt über 19 Millionen Anlagen. Eine Umstellung dieser „fossilen Heizungsanlagen“ ist kurzfristig allein aufgrund der schieren Masse überhaupt nicht möglich. Sicher gäbe es sinnvolle Alternativen, etwa die lange Zeit vernachlässigte Solarthermie, doch ein Umbau wird viele viele Jahre benötigen.

Was bleibt, ist eine neue Marschrichtung in Sachen Energiewirtschaft. Das Ziel ist klar, eine vollständige Umstellung bei der Erzeugung von Strom und Wärme auf erneuerbare Energien. Doch das ist eben nur die Marschrichtung, der Weg dorthin wird dauern, ob uns das gefällt oder nicht. Wir können maximal das Tempo erhöhen, einen flotten Laufschritt einlegen, aber wir können den Weg nicht überspringen.

Deutlich wird das zum Beispiel am Ausbau der Solarenergie. Das Erneuerbare Energiegesetz (EEG) vom Dezember 2020 hatte für die Solarstromproduktion ein Ausbauziel für 2030 von 100 Gigawatt (GW). Das würde einem Zubau von mindestens fünf GW im Jahr entsprechen, was ungefähr auch dem tatsächlichen Zubau, den wir gerade sehen können, entspricht. Doch schon der Koalitionsvertrag vom November 2021 nimmt Kurs auf 200 GW bis 2030, entsprechend müssten jährlich nun rund 18 GW errichtet werden. Stellt man die neuen Bedingungen – Reduzierung der Gas- und Kohleimporte aus Russland in Rechnung – dürfte auch dieser Zubau nicht mehr ausreichen. Das heißt, der aktuelle Zubau von fünf GW im Jahr müsste sich schon recht bald vervier- oder gar verfünffachen.

Starke Marktkonzentration

Zu den größten Solarunternehmen weltweit zählt übrigens First Solar (ISIN: US3364331070). Das US-Unternehmen mit Sitz in Arizona stellt sogenannte Dünnschicht-Solarmodule her, die auch bei unterschiedlichen Temperaturen gleichmäßig Strom herstellen und damit einen hohen Wirkungsgrad aufweisen. Im zurückliegenden Geschäftsjahr erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 2,9 Milliarden Dollar.

Zu den bekannteren deutschen Solarunternehmen gehört SMA Solar (ISIN: DE000A0DJ6J9). Das Unternehmen ist vor allem für seine Wechselrichter für Solaranlagen bekannt, die den von der Photovoltaikanlage erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom umwandelt. SMA Solar ist mit einem Umsatz von rund einer Milliarde Euro im Jahr hierzulande der einzige verbliebene mittelgroße Solarkonzern. Anleger sollten sich aber bewusst sein, hier sind es wirklich Spekulationsaktien mit einem langen Atem und erhöhtem Risiko!

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