
Mischfonds - Mehr Bequemlichkeit beim Investieren.
Mischfonds sind in Deutschland beliebt – wie erklären Sie sich das?
Sofern kleine Summen investiert werden, ist es nachvollziehbar nach einer Lösung zu suchen, die mehrere Assetklassen einschließt. Das reduziert grundsätzlich den Bearbeitungs- und den Kostenaufwand.
Bei Anlegern, die bereits etwas größere Summen angespart haben und sich nicht so sehr mit dem Thema Geldanlage auseinandersetzen möchten, liegt die Begründung oft in der Bequemlichkeit. Dazu kommt die höhere Übersichtlichkeit auf dem eigenen Depotauszug, da man letztlich weniger Einzelpositionen im Portfolio hat.
Welche Vorteile bieten die Produkte?
Grundsätzlich werden mehrere Anlageklassen eingeschlossen und man erhält oft schon ein ordentlich strukturiertes Portfolio.
Man muss zwischen Fonds unterscheiden, die feste Quoten zwischen den Aufteilungen der Assetklassen oder Maximalquoten für einzelne Segmente, wie beispielsweise Aktien haben. Oder freien, vermögensverwaltenden Ansätzen, bei denen die Gewichtungen der verschiedenen Anlageklassen völlig flexibel sind.
Erstgenannte können als defensivere Depotbausteine eingesetzt werden, sofern Aktienquoten von maximal 30% bis 50% hinterlegt sind. Die Schwankungsintensität ist dann nicht so hoch, trotzdem besteht eine gute Möglichkeit an den langfristig vorhandenen Chancen der internationalen Aktienmärkte teilzuhaben.
So wurden bei bewährten Strategien, wie DJE-Zins & Dividende, Raiffeisen-Nachhaltigkeits-Mix, Siemens Diversified Growth und auch unserer hauseigenen Strategie P&K-Balance, seit 2018 jährliche Wertsteigerungen von 4,80% – 7,40% erzielt. Die fondsinternen Kosten sind hierbei bereits berücksichtigt.
Bei vermögensverwaltenden Ansätzen wie beispielsweise Flossbach von Storch Multiple Opportunities, MFS Prudent Capital oder ACATIS Gané Value Event MFS Prudent Capital liegen die Aktienquoten meist höher und können theoretisch 100% betragen. Hier lagen die Wertzuwächse nach Kosten seit 2018 bei 5,25% bis 9% pro Jahr.
Sofern man unterstellt, dass das Fondsmanagement weiterhin die Arbeit so verrichtet, wie in der Vergangenheit, kann man sich also zurücklehnen und überlässt das Depotmanagement den Fachleuten.
Die Vorteile liegen darin, dass dem Investor die Anlageentscheidungen abgenommen werden und letztlich das Problem des Timings entfällt. Außerdem werden weniger Anlageprodukte benötigt, was das Portfolio übersichtlich hält. In extremen Börsenphasen bewahrt ein erfahrenes Fondsmanagement den Investor davor, dem zyklischen „Herdentrieb“ zu verfallen und emotionale Entscheidungen zu treffen.
Welche Nachteile stecken in Mischfonds?
Insbesondere bei klassischen Strategien mit festen Quoten zwischen Aktien und Anleihen, ist die Zinsentwicklung der letzten Jahre nachteilig. Sehr defensive Fonds mit hohen Anleihequoten, die in der Vergangenheit sehr beliebt waren, erreichen nicht mehr die Renditen der Vergangenheit. Anleger sollten sich daher verstärkt die Wertentwicklung der letzten Jahre ansehen und nicht auf extrem langfristige Charts.
Die Gebühren für Mischfonds sind oft hoch, lohnt sich das Geld?
Nach meiner Auffassung ja.
Hier muss berücksichtigt werden, dass das deutsche Gesamtvermögen ca. 14 Billionen Euro beträgt, wovon 7 Billionen in Immobilien investiert sind. Von den liquideren Vermögenswerten befinden sich 3 Billionen immer noch auf Giro-, Spar-, und Festgeldkonten. Nur vergleichsweise kleine Summen sind in gut strukturierten Wertpapierdepots investiert. Daraus kann man ableiten, dass die meisten Deutschen damit wenig Erfahrung haben.
Einen Mischfonds könnte man theoretisch auch selber bauen, etwa mit einem ETF und einer sicheren Zinsanlage – wäre das eine gute Strategie oder eher nicht?
„Sichere Zinsanlagen“, sofern sie denn überhaupt einen Ertrag generieren, würde ich nur zur Liquiditätsreserve verwenden.
Bei ETF-Investments sind mir meist zu viele Werte enthalten, in die ich gar nicht investieren möchte. Außerdem fehlt mir hier die konsequente Berücksichtigung nachhaltiger Anlagegrundsätze.
Welche Alternativen gibt es aus Ihrer Sicht?
Verfügt ein Anleger bereits über ein gewisses Vermögen, das Know-How, die Zeit und auch das Interesse, kann er sich das Depot natürlich auch aus einzelnen Aktien-, Renten-, Rohstoff- oder liquiditätsnahen Fonds sowie Einzeltiteln zusammenstellen.
Man muss hier nur aufpassen, dass man ein vernünftiges Chance-Risikoprofil für sein Portfolio entwickelt. Bei Modethemen wie Kryptowährungen, Wasserstoff, Brennstoffzellen, Impfstoffherstellern und Elektromobilität, sollte man eher vorsichtig sein.
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