
Der DAX bekommt Zuwachs – endlich!
Versicherer und Banken, Maschinenbau und Industrie, Autos, Immobilien und Energie – der Frankfurter Aktienindex DAX zeigt, was in Deutschland produziert wird. Er ist Spiegelbild der heimischen Tätigkeit, ein Reflektor unseres täglichen Handelns. Doch die Zeiten ändern sich, Dienstleister aus den Bereichen Software, Internet und Gesundheit drängen Schritt für Schritt nach vorne, werden für Deutschlands Wirtschaft immer wichtiger. Gerade die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die sogenannten Werte aus der zweiten Reihe, also dem MDAX, ein deutlich höheres Ertragspotential haben.
Die meisten klassischen Valuewerte des DAX und einzelne Branchen wie der Bankensektor, Energiesektor und der Automobilsektor litten massiv und somit der Index selbst. Vergleicht man den DAX mit dem MDAX die vergangenen fünf Jahre, so konnte der Anleger hier mehr als 15 % Gesamtrendite erzielen, wenn er den MDAX gewählt hätte.
Eine Entwicklung, die nun von der Deutschen Börse AG aufgegriffen und umgesetzt wird. Ab dem 20. September wird aus dem bekannten DAX 30 der DAX 40. Kein Novum in der Börsengeschichte. Andere Länderindizes wie der französische CAC bestehen aus 40 Werten. Und dennoch: Wir werden uns sicherlich daran gewöhnen müssen. Dabei bietet der DAX 40 große Chancen. Denn mit den neuen potenziellen DAX-Mitgliedern, sie werden aus dem MDAX rekrutiert, ist der deutsche Leitindex breiter und damit ein Stück weiter repräsentativer aufgestellt. Aus dem MDAX, der im Gegenzug um zehn Werte von 60 auf 50 verkleinert wird, rücken nämlich vor allem Unternehmen aus Branchen nach, die wichtige Wachstumsimpulse für die heimische Wirtschaft liefern.
Die Kandidaten
Doch wer sind die Neuen? Kriterium für einen Aufstieg in den DAX ist die Free-Float-Marktkapitalisierung, auch als Streubesitz bezeichnet. Das ist der Wert aller Aktien eines Unternehmens, die nicht von Großaktionären gehalten werden und somit vom breiten Publikum erworben und gehandelt werden können. Sortiert man den MDAX nach diesem Kriterium, sind derzeit die Unternehmen Airbus (ISIN: NL0000235190), Zalando (ISIN: DE000ZAL1111), Porsche Vz. (ISIN: DE000PAH0038), Symrise (ISIN: DE000SYM9999), Siemens Healthineers (ISIN: DE000SHL1006), HelloFresh (ISIN: DE000A161408), Brenntag (ISIN: DE000A1DAHH0), Sartorius (ISIN: DE0007165607), Qiagen (ISIN: NL0012169213) und Hannover Rück (ISIN: DE0008402215) die größten und stehen damit für einen DAX-Aufstieg bereit.
Doch das ist nur eine Momentaufnahme, die Abstände zu den nachfolgenden Platzierten wie etwa Beiersdorf, LEG Immobilien, Puma und Knorr-Bremse ist nicht groß. An der Reihenfolge könnte sich also noch etwas ändern. Wer das Rennen um den DAX macht, wird sich wohl erst unmittelbar vor dem 20. September entscheiden.

Umfangreiche Neugestaltung
Hinter der Umgestaltung des DAX steckt mehr als nur das Ziel, den Index breiter aufzustellen. Sie ist Folge der Misere um Wirecard. Zur Erinnerung: Der Bezahldienstleister wurde 2018 in den Leitindex aufgenommen und blieb dort bis zum bitteren Ende. Erst im August 2020, und damit zwei Monate nach der Insolvenz, flog Wirecard aus dem DAX. Um so etwas in Zukunft zu verhindern, feilt die Deutsche Börse AG seit einiger Zeit am Regelwerk für die DAX-Familie. So müssen bereits ab Dezember 2020 alle Unternehmen, die in den deutschen Blue-Chip-Index aufgenommen werden, vor ihrer Mitgliedschaft mindestens zwei Jahre hintereinander ein positives Ebitda aufweisen. Das Ebitda (Earnings before interest, taxes, depreciation and amortization) ist der operative Gewinn eines Unternehmens vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und sonstigen Finanzierungsaufwendungen.
Zudem werden alle Index-Mitglieder ab März 2021 dazu verpflichtet, sowohl testierte Geschäftsberichte als auch Quartalsmitteilungen zu veröffentlichen. Unternehmen, die die entsprechende Frist nicht einhalten, fliegen automatisch aus dem Index. Hätte es diese Vorschriften schon früher gegeben, wäre uns Wirecard zumindest als DAX-Aktie wohl erspart geblieben.
Positiver Effekt für die DAX-Aufsteiger
Am DAX selber ändert die Aufnahme der zehn Neuen nichts. Es wird keinen Kurssprung oder eine Verzerrung geben, da die Berechnungsmethode bleibt. Aber, der neue DAX 40 wird wie gesagt vorteilhaft für den Anleger sein. Durch die breitere und modernere Streuung wird er einiges mehr an Potential bieten. Vielleicht startet der DAX bereits mit mehr Schwung in die anstehende Herbstsaison, denn mit den zehn Neuen im Gepäck ist einiges möglich.
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