
Wandelanleihen: Eine gute Ergänzung fürs Aktiendepot
Frage: Wie funktionieren Wandelanleihen?
Dr. Markus C. Zschaber: Wandelanleihen funktionieren zunächst wie normale Anleihen. Der Anleger bekommt während der Laufzeit regelmäßig Kuponzahlungen und hat am Ende der Laufzeit das Recht auf Rückzahlung des Nennwertes. Die Besonderheit bei Wandelanleihen liegt darin, dass die Anleihen mit einem Wahlrecht einer sogenannten Option ausgestattet sind. So können Anleger nach einer vorher festgelegten Frist und zu einem vorher festgelegten Preis Aktien des Unternehmens beziehen. Zu welchem Zeitpunkt, zu welchem Preis oder ob sogar eine Pflichtumwandlung der Aktien besteht ist in den Bedingungen der Anleihe festgehalten. Diese sollten Anleger stehts genau betrachten und studieren. Sollte keine Pflichtumwandlung bestehen kann die Option verstrichen werden, so dass der Anleger zum Ende der Laufzeit den Nennwert zurückgezahlt bekommt. Die Option bietet dem Anleger neben der regelmäßigen Kuponzahlung eine zusätzliche Renditechance. Diese besteht darin, die Aktien unterhalb des aktuellen Börsenkurses zum vorher festgelegten Wandlungspreis zu beziehen. Diese zusätzliche Rendite „bezahlt“ der Anleger mit einer in der Regel unter dem für das Unternehmen üblichen Verzinsung der Anleihe.
Frage: In wie fern können Wandelanleihen eine gute Ergänzung für ein Aktiendepot sein?
Zschaber: Spätestens seit dem im Jahr 1990 Makrowitz den Wirtschaftsnobelpreis für seine Arbeit bekommen hat, mit der er beweisen konnte, dass mithilfe von Diversifikation die Rendite eines Portfolios bei gleichbleibendem Risiko erhöht werden kann, wissen wir, wie sinnvoll es ist, in einem Depot zu diversifizieren. Besonders für ein Aktiendepot kann eine Wandelanleihe eine willkommene Beimischung sein, da Wandelanleihen die beiden Welten der normalen Schuldverschreibungen und die Welt der Aktien vereint, verhält sich Ihr Kurs auch entsprechend. Wenn der Kurs der zugrunde-liegenden Aktie steigt, steigt in der Regel auch der Kurs der Anleihe parallel zum Markt. Wenn jedoch der Wind am Aktienmarkt rauer wird und sich der zugrunde liegende Kurs nicht wie gewünscht entwickelt, bietet die Wandelanleihe ein gewisses Maß an Unterstützung. Das Recht auf eine Kuponzahlung und auf Rückzahlung des Nennwertes bietet Möglicherweise einen besser Schutz vor Wertverlusten als es ein direktes Investment in die einzelne Aktie gebracht hätte, ohne sich vor einer möglichen Renditechance zu verschließen.
Frage: Warum kommen Wandelanleihen besser mit steigender Inflation zurecht als andere Anleihen?
Zschaber: Dies liegt wieder mal an dem besonderen Konstrukt der Wandelanleihe. In einem inflationären Umfeld entwickeln sich vor allem die Aktien gut die ein bestimmtes Alleinstellungsmerkmal haben und deshalb auch höhere Preise durchsetzen können. Hier ist beispielhaft die Luxusgüterbranche zu nennen. Wenn die Wandelanleihe auf einen solchen Wert beruht und sich der Aktienkurs entsprechend positiv entwickelt, profitiert die Aktienkomponente der Wandelanleihe. Wenn die Inflation weiter steigt und sich die Notenbank gezwungen sieht die Zinsen zu erhöhen verlieren vor allem die langlaufenden normalen Anleihen an Attraktivität, da man sich nun neue Anleihen zu einem für den Anleger besseren Zinssatz ins Depot legen kann.
Frage: Wie sollte ich in Wandelanleihen investieren: besser in Einzeltitel oder in Fonds/ETFs?
Zschaber: Für Privatanleger stellt oft die Stückelung der Wandelanleihe ein Problem dar. Nicht selten kommt es vor, dass Unternehmen Stückelungen in der Größenordnung zwischen 50.000 € und 100.000 € aufrufen. So hat zuletzt der vermutliche Aufsteiger in den neuen DAX 40, Zalando, eine Wandelanleihe im Juli 2020 auf den Markt gegeben. Die Stückelung betrug 100.000 €. Um trotzdem von Wandelanleihen profitieren zu können lohnt es sich für Privatanleger daher oft in einen entsprechenden Fonds oder ETF zu investieren, damit die einzelne Position im Depot nicht zu groß wird.
Frage: Können Sie bitte beispielhaft Fonds oder ETFs nennen, die sich eignen, wenn ich in Wandelanleihen investieren will?
Zschaber: Als Fonds eignen sich unter anderem der Franklin Global Convertible Securities Fund (ISIN LU0727122938) oder der AXA WF – Framlington Global Convertibles (ISIN LU0545090812). Dabei handelt es sich nur um Beispiele. Ein Anleger muss entweder selbst prüfen und entscheiden, was zu ihm passt. Oder er frägt seine Beraterin bzw. seinen Berater.
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