
SPACs: Chancen und Risiken für Anleger
Klaus Hommels, der Gründer der Züricher Investmentgesellschaft Lakestar Advisors, hat einen der ersten europäischen SPAC an die Börse gebracht. Der auf europäische Technologiewerte fokussierte Lakestar SPAC I mit Sitz in Luxemburg wurde im Februar erstmals an der Frankfurter Börse gehandelt. Der SPAC soll beim Börsengang achtfach Mal überzeichnet gewesen sein.
Die 27,5 Millionen Einheiten (Units) wurden zum Preis von 10 Euro ausgegeben. Anleger erwarben jeweils eine Aktie und ein Drittel eines Optionsscheins mit einem Ausübungspreis von 11,50 Euro. Die Erstnotiz der Aktie des Lakestar SPAC I betrug 11,15 Euro. Seitdem pendelt der Kurs in einem Bereich zwischen 10 und 12 Euro.
Das Management-Team des SPACs um Stefan Winners (CEO) und Inga Schwarting (CIO) hat das Ziel, ein börsenreifes Unternehmen aus dem europäischen Technologiesektor zu übernehmen. Die Investoren vertrauen dem Managementteam ihr Geld an, in der Hoffnung, dass dieses eine attraktive Akquisition tätigt und nach der Übernahme hilft, den Wert des Unternehmens zu steigern.
Welches Unternehmen das sein wird, ist zum Zeitpunkt des Börsenganges unbekannt. Historische Umsätze oder Gewinne, an denen sich Investoren üblicherweise orientieren, gibt es nicht. Anleger kaufen sprichwörtlich „die Katze im Sack“. SPACs werden daher auch als Blankoscheck-Unternehmen („blank check companies“) bezeichnet. In den USA erlangten sie erstmals schon in den 1980er-Jahren Bedeutung. Nach zahlreichen Betrügereien wurden sie in den 1990er-Jahren mit dem Penny Stock Reform Act und der SEC Rule 419 strikter reguliert.
Anzahl der SPAC-Börsengänge an den US-Börsen von 2011 bis 2021

Während der SPAC-Boom in den USA weit fortgeschritten ist und dort zunehmend Sportler und Prominente als Sponsoren von SPACs auftreten, steht Europa noch am Anfang dieser Entwicklung. Zuletzt haben einige bekannte Unternehmer SPACs für sich entdeckt. Bernard Arnault, der mit dem Luxusgüterunternehmen LVMH zu einem der reichsten Männer der Welt aufstieg, arbeitet bei der Auflage des SPACs Pegasus Acquisition Co. Europe mit dem früheren UniCredit Chef Jean Pierre Mustier und dem Ex-Investmentbankchef der Bank of America Diego De Giorgi zusammen. Francois Pinault, der mit Kering und der Marke Gucci zum Milliardär avancierte, hat sich an dem 345 Millionen schweren SPAC des früheren Credit Suisse CEOs Tidjane Thiam beteiligt. Ex-Commerzbank Chef Martin Blessing gelang es, mit der European FinTech IPO Company 1 (EFIC1) und renommierten Partnern rund 415 Millionen Euro Kapital einzusammeln.
SPACs ermöglichen es jungen Unternehmen Zugang zu Kapital zu bekommen, ohne die Kontrolle an Private-Equity-Gesellschaften abzugeben oder lange IPO-Prozesse durchlaufen zu müssen. Sie schlüpfen einfach in den Börsenmantel. Aus Sicht eines Investors sind SPACs interessant, da im Durchschnitt 97 Prozent des Kapitals in einem Trust hinterlegt wird. Zudem wird das Kapital mit Zinsen zurückbezahlt, wenn es den Sponsoren nicht gelingt, nach typischerweise 18 bis 24 Monaten eine Akquisition zu tätigen. In manchen Fällen gelten auch längere Fristen. Die Sponsoren erwerben zum Zeitpunkt des IPOs üblicherweise Optionen. In der Regel liegt der Optionspreis bei einem Unit-Preis von 10 US-Dollar bei 1,50 US-Dollar. Dieses Kapital wird meist genutzt, um Gebühren und Kosten bis zum Börsengang zu bezahlen. Auf diese Weise ist das Kapital der Investoren bis zum Börsengang relativ gut geschützt.
Schutz bieten auch Regelungen, nach denen Anleger einer Übernahme zustimmen müssen. Verweigern sie ihre Zustimmung, erhalten sie ihr Kapital verzinst zurück. Aus diesem Grund zählen erfahrene Hedgefonds-Manager und andere institutionelle Kunden zu den größten Kapitalgebern von SPACs. Beim Börsengang laden die Sponsoren oftmals PIPE (Private Investment in Public Equity) Investoren ein, die weitere Barmittel einbringen, um Anleger auf Wunsch auszubezahlen und das Kapital für die Übernahme zu erhöhen.
Zu den Nachteilen von SPACs zählen die oftmals überdimensionierten Anreizstrukturen für die Sponsoren. Diese erwerben üblicherweise für gerade einmal 25.000 US-Dollar 20 Prozent des SPACs, während die Anleger Millionen einbringen. Die Financial Times hat im November 2020 auf die hohen Gewinne der Sponsoren um den früheren Citigroup Investment Banker Michael Klein hingewiesen. Nach der Übernahme der Clarivate Analytics durch den SPAC ließen sich die Sponsoren nach nur zwei Jahren 60 Millionen US-Dollar auszahlen. Ihre ursprüngliche Beteiligung betrug gerade einmal 25.000 US-Dollar. Danach waren sie immer noch mit rund 400 Millionen US-Dollar an dem Unternehmen beteiligt.
Fazit: Auch in Europa werden SPACs zunehmend mit Private-Equity-Unternehmen und strategischen Bietern in einen Bieterwettstreit um Technologieunternehmen, Fintechs und andere Wachstumswerte treten, die sie an die Börse bringen wollen. Während in den USA Übertreibungen zu beobachten sind, ist Europa noch in einer frühen Phase. Neben der Wahl des Managementteams ist die sorgsame Analyse der Anreizstrukturen eines SPACs vor einer Investition entscheidend. Aus Anlegersicht sind hohe Kapitalbeteiligungen der Initiatoren, lange Haltefristen des Managements über den Börsengang hinaus und eine verbesserte Transparenz wünschenswert. Die Fehler, die in den USA mit verfehlten Anreizsystemen gemacht werden, müssen in Europa nicht zwangsläufig wiederholt werden.
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