
Auf diese Analysten-Ratings setzen Vermögensverwalter

Spielen für Ihre Investmententscheidungen Analysten-Ratings (BUY, HOLD, SELL, Kursziele) eine Rolle?
Andreas Görler: Theoretisch sollten Analysten, meist studierte Betriebs- oder Volkswirte, einen tieferen Einblick in die Bilanzen und die Geschäftsentwicklung der Unternehmen haben.
In der Praxis funktioniert das oft nicht, da der größte Teil der Informationen bereits in den Aktienkursen enthalten sind. Hinzu kommt auch bei Fachleuten eine Art Herdenverhalten. Nur wenige Experten trauen sich von der Konsensmeinung anderer Analysten abzuweichen.
Wenn man allerdings einen, meist kostenpflichtigen, Zugriff auf ein renommiertes Research einer Bank oder eines Analysehauses hat, hat man zumindest ordentlich recherchiertes Datenmaterial aus den jeweiligen Unternehmen. Hier geht es dann nicht um die finale Meinung des Analysten, sondern eher darum, dass man sich die relevanten Daten nicht selbst zusammensuchen muss und eine seriöse Quelle nachweisen kann.
Private Anleger sollten sich allerdings diese Kosten wohl sparen und auf frei zugängliche Datenquellen zurückgreifen.
Professionelle Berater oder Vermögensverwalter müssen allerdings aus regulatorischen Gründen, ihre Informationen aus Börsenpflichtblättern und spezieller Beratungs- und Informationssoftware ziehen.
In einem Streitfall im Bereich Beraterhaftung ist es aber wahrscheinlich problematisch, wenn der Berater hinterher argumentiert: “Ich habe mich bewusst gegen die gängige Meinung mehrerer bekannter Analysehäuser gestellt.“
Die Veröffentlichung von Analysteneinschätzungen führt am Kapitalmarkt aber häufig zu deutlichen Kursreaktionen. Diese Reaktionen sind während der primären Veröffentlichungsphase am stärksten. Daher kann man diese Informationen nicht völlig ignorieren.
Auch die Variante pauschal antizyklisch auf Analystenmeinungen zu handeln oder hieraus gar Crash-Signale ableitet, halte ich für zu weit gefasst.
Die Vergangenheit hat allerdings gezeigt, dass das unkritische befolgen von Analystenempfehlungen nicht wirklich eine rentable Strategie darstellt.
Hierfür gibt es auch extreme Beispiele. Kurz vor dem Beginn der Finanzkrise gehörten beispielsweise fast alle Bank- und Finanztitel zu den Favoriten der Analysehäuser. Auch eine Hypo Real Estate wurde mit Kaufempfehlungen überschüttet und musste dann später verstaatlicht werden.
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