So kommen Sie sicher durch die Krise

So kommen Sie sicher durch die Krise


Was genau bedeutet "Sicher durch die Krise" für das Portfolio, wie wirkt sich die Zinswende aus und wie sollte das ein Portfolio generell Strukturiert sein, sodass es in einer Krise nicht zu stark verliert? Antworten vom Frankfurter Vermögensverwalter Henning Kirsch.
Henning Kirsch ist Vermögensverwalter bei Hansen & Heinrich in Frankfurt am Main.
Henning Kirsch ist Vermögensverwalter bei der Hansen & Heinrich AG in Frankfurt am Main.

Was bedeutet “Sicher durch die Krise” für den Vermögensaufbau und vor allem die Asset-Allokation?

Henning Kirsch: Für den Vermögensaufbau führt nach wie vor kein Weg an den Aktienmärkten vorbei. Nur so gibt es eine reale Chance, die hohe Inflation zu „schlagen“. So lange nicht klar ist, wie sich die Inflation weiterentwickelt und vor allem, ob die FED wieder auf die geldpolitische Bremse treten wird, bleiben defensive Titel das Maß aller Dinge. Das liegt vor allem daran, dass eine tiefe Rezession nicht ausgeschlossen werden kann. Insbesondere nicht-zyklische Unternehmen, die über eine Preissetzungsmacht und gute Bilanz verfügen, könnten einem Umfeld von Inflation und Rezession am besten trotzen. Wenn sich allerdings eine Lockerung des restriktiven Notenbank-Kurses andeutet und auch eine weiche Landung der Wirtschaft wahrscheinlicher wird, werden zyklische Werte und hier vor allem Tech-Werte profitieren. Den Switch richtig hinzubekommen wird die große Aufgabe für 2023 sein.

Die gleichen Maßgaben gelten für ein Depot, in dem der Vermögenserhalt vor dem Vermögensaufbau steht. Die Asset-Allokation sollte hier breiter gewählt werden. Anleihen und Zertifikate als Beimischung sind aufgrund gestiegener Zinsen und Volatilität wieder interessanter geworden und können das Gesamtrisiko eines Portfolios effektiv vermindern. Da das Ausmaß einer möglichen Rezession und resultierender Insolvenzen noch nicht greifbar ist, sollten Investmentgrade-Anleihen bevorzugt werden.

Die inverse Zinsstrukturkurve wiederum bedingt eine höhere Attraktivität kurzlaufender Anleihen.

Müssen alle, die 2020 und 2021 auf Tech- und Wachstumsaktien gesetzt haben, zu einem klassischen 60-40-Portfolio zurückdackeln?

Kirsch: Das hängt sehr stark von den persönlichen Risikopräferenzen ab. Fakt ist, dass ein klassisches 60-40-Portfolio wieder an Attraktivität gewonnen hat. Es ist allerdings schwer, damit nachhaltig die Inflation zu schlagen, so dass für risikoaffinere Anleger eine Rückkehr zu Tech- und Wachstumsaktien sinnvoll ist, sobald die Zinsdynamik nachlässt und eine weiche Landung der Wirtschaft wahrscheinlicher wird.

Ist mit der Zeitenwende von 2022 Zins der neue Zins und Festverzinsliche werden alternativlos für die Stabilität des Vermögens?

Kirsch: Festverzinsliche Wertpapiere sind eine gute Möglichkeit, Portfolien zu stabilisieren, soweit sie in der Hauptwährung des Depots gehalten werden. Das erste Halbjahr mit dem negativen Gleichlauf von Anleihen und Aktien war eine absolute Ausnahme in der Börsenhistorie. Bei Unternehmensanleihen mit festen Restlaufzeiten entstanden dadurch schon im Laufband bis zu drei Jahren bei Plain Vanilla Anleihen bis zu 3,5% Rendite im Investment-Grade Bereich. Allerdings sind die meisten Titel aufgrund der fehlenden Dokumente, die für Privatkunden vorgeschrieben sind, nur für institutionelle Kunden wie z.B. Vermögensverwalter erwerbbar. Ohnehin ist für ein gelungenes Anleihemanagement ratsam, sein Vermögen einem Vermögensverwalter anzuvertrauen, der darin Expertise hat und den Marktzugang besitzt. ETFs auf Zinspapiere sind hier aus unterschiedlichen Gründen keine Alternative.

Generell: Wie sollte ein Portfolio strukturiert sein, sodass es in einer Krise nicht allzu stark verliert, und trotzdem Renditechancen wahrt. Allzu stark ist natürlich relativ, aber für viele dürfte ein Minus von einem Viertel oder Fünftel eine Schmerzgrenze sein.

Kirsch: Das Portfolio sollte über Aktien und Anleihen diversifiziert sein. Im Vordergrund der Allokation stehen die Sektorenauswahl und die Ertragsrendite. Defensive Sektoren wie z.B. Pharma, Telekommunikation und Versicherungen sind gerade jetzt attraktiv. Eine hohe Ertragsrendite aus Zinsen und Dividenden federt dabei Kursverluste ab. Bei Anleihen sollte auf eine gute Bonität geachtet werden, um Ausfallrisiken so gering wie möglich zu halten. Eine gute Steuerungsmöglichkeit für das Chance-Risiko-Verhältnis sind Zertifikate wie z.B. Aktienanleihen. Gerade in Zeiten höherer Volatilität sind diese gut bepreist und können hohe Seitwärtsrenditen generieren. Generell ist sowohl bei Anleihen als auch bei Zertifikaten eine kurze Laufzeit zu bevorzugen, um auf die erratischen Veränderungen in einer Krise möglichst flexibel reagieren zu können.

Neben diesen Core Investments sollten auch Themen beigemischt bleiben. Die großen übergeordneten Themen Dekarbonisierung, Demographie und Deglobalisierung geben hierfür die Richtung vor. Investoren sind bspw. bereit für Klimaneutralität zu zahlen; wir sind quasi schon in der Wachstumswelle mittendrin. Durch die Demographie wird die Urbanisierung weiter voranschreiten, mit den dazugehörenden Infrastrukturmaßnahmen. So dass Infrastruktur ein sehr spannendes Feld ist. Hinzu kommen Themen wie Digitalisierung und künstliche Intelligenz, die immer wichtiger werden.

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