Grüne Geldanlagen: Darauf müssen Sie Achten

Grüne Geldanlagen: Darauf müssen Sie Achten


Grüne Geldanlagen sind in und viele Anbieter werben mit ESG-konformen Anlagemöglichkeiten. Dabei kann es sich aber auch um sogenanntes Greenwashing handeln. Davor sollten sich Verbraucher schützen. Wie man Greenwashing erkennt, wie man sich davor schützen können und welche Gütesiegel es gibt, erklärt der Berliner Vermögensverwalter und Nachhaltigkeitsexperte Andreas Görler im Interview.
Andreas Görler ist Vermögensverwalter bei der Prusche & Kalm GmbH

Auf was müssen Verbraucher allgemein achten, damit sie sich keine Mogelpackung kaufen?

Andreas Görler: Zunächst sollte der Verbraucher selbst wissen wie wichtig ihm das Thema ist, daraus ergibt sich letztlich die Auswahl der Produkte. Eine klare Meinung ist auch gegenüber einem Vermögensverwalter wichtig („No-Gos“). Man sollte sich auch einen Überblick über die Selektionskriterien für nachhaltige Investments verschaffen und für sich feststellen, welche Auswahlkriterien am wichtigsten sind.

Ein Blick auf die Datenbank www.nachhaltiges-investment.org kann helfen, um sich einen Überblick zu verschaffen, hier sind für Deutschland 400 nachhaltige aktive Fonds registriert. Sucht man sich unabhängige Beratung, sollte man sich auch mal entsprechende Expertisen zu Fortbildungen auf diesem Gebiet zeigen lassen.

An welchen Kennziffern oder Eigenschaften erkenne ich, ob eine Aktie, ein Fonds / ETF oder eine Anleihe “grün” ist?

Görler: Passive Fonds mit dem Zusatz Sustainable Responsible Investing haben grundsätzlich strengere Auswahlkriterien. Dort werden einige Segmente komplett ausgeschlossen, ESG-Kriterien inkludiert und auch kontroverse Themen berücksichtigt. Hierbei wird zumindest eine größere Zahlt besonderes schlechter Unternehmen ausgeschlossen. Bei Einzeltiteln kann man sich mittlerweile auf den Nachhaltigkeitsreport im Internet ansehen. Allerdings ist der bei einigen Firmen länger als der Bilanzreport.

Können Sie an einem Beispiel aufzeigen, was Greenwashing bedeutet?

Görler: Auffällig ist es, wenn große ETF-Emittenten „plötzlich“ die gesamte Produktpalette mit Begriffen wie „nachhaltig“, „responsible“ oder „sustainabel“ beschreiben. Nach meiner Auffassung muss man hier etwas kritischer herangehen, da oft nur mit „Best-in-Class“ – Ansätzen oder einfachen Ausschlüssen gearbeitet wird.

Bei dem, iShares ETF Dow Jones Global Sutainability Screened sollen Unternehmen enthalten sein, die im Bereich Nachhaltigkeit weltweit führend sind. In dem Index finden sich aber mehrere Mineralölkonzerne, Atomkonzerne, Automobilkonzerne oder Goldminenbetreiber. Es genügt dann eben, dass diese Firmen beispielsweise weniger CO2 verursachen als andere Firmen aus der jeweiligen Branche. Ein weiteres Beispiel ist der iShares Refinitiv Inclusion and Diversity, der auch in den australischen Bergbaukonzern BHP, den italienischen Energiekonzern Enel und den Luxusgüterkonzern LVMH, der auch Alkohol und Pelzwaren herstellt, investiert.

Welche Fonds oder ETFs sind aus Ihrer Sicht wirklich grün und können von Privatanlegern grundsätzlich gekauft werden?

Görler: Bei aktiven Fonds sollte auf die Expertise der Gesellschaft oder des Fondsmanagers geachtet werden. Einige Häuser sind schon lange mit dem Thema befasst. Bei Adressen, wie Ökoworld aus Deutschland, Vontobel und Pictet aus der Schweiz, NN Group aus den Niederlanden, Nordea aus Finnland oder Erste Asset Management und Raiffeisen Kapitalgesellschaft aus Österreich sind teilweise jahrzehntelange Expertisen vorhanden Etablierte Labels, wie etwa das Siegel des Forums nachhaltige Geldanlagen in Berlin (FNG), das österreichische Umweltzeichen, das Transparenzlogo oder die Einschätzung von Eco-Reporter sind hilfreich. Die Benotungen oder Bewertungen finden sich häufig auf dem jeweiligen Factsheet des Fonds oder direkt auf der Seite der Fondsgesellschaft. 

Ein etwas weicheres Kriterium sind die Principles of Responsible Investing (Prinzipien für verantwortliches Investieren, PRI). Die PRI sind eine Finanzinitiative der UN, der sich seit dem Start 2006 mehr als 3000 institutionelle Investoren angeschlossen haben und sich freiwillig zu sechs Kriterien, die hauptsächlich auf die Implementierung der ESG-Kriterien abzielen, verpflichten. Auf der Seite www.unpri.org kann man ermitteln, ob und wann eine Investmentgesellschaft beigetreten ist. So hat man eine Orientierung, wie lange sich ein Portfoliomanagement oder eine Fondsgesellschaft bereits mit dem Thema beschäftigt. Positiv ist es auch, wenn ein Fonds zusätzlich über einen Nachhaltigkeits- oder Ethikbeirat verfügt.

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