
Greenwashing: "Die Transparenz der Anlagestrategie ist wichtig"

Wie lassen sich wirklich nachhaltige Fonds ausmachen?
Dyrk Vieten: Die Transparenz der Anlagestrategie ist wichtig. Es hakt vielfach an objektiven Datengrundlagen, inwieweit Finanzprodukte nachhaltig sind. Experten schätzen, dass nur zehn Prozent der Daten tatsächlich nachprüfbar sind und 90 Prozent geschätzt werden. Das Risiko von Greenwashing sollte bestmöglich vermieden werden, indem eben alle Wertpapiere im Anlageportfolio streng nach ESG-Kriterien ausgewählt werden und die Einhaltung dieser ESG-Kriterien jederzeit nachvollziehbar sein müssen. Hilfreich ist für Investoren der Nachweis, dass Manager mit einem führenden, auf Nachhaltigkeit spezialisierten Research-Haus zusammenzuarbeiten und sich auf diese Weise bei ihren Investmententscheidungen absichern können. Ein Beispiel dafür sind die auf Nachhaltigkeit spezialisierten Research-Häuser ISS-oekom und MSCI.
Wie sieht es bei ETFs aus?
Vieten: Bei ETFs existiert die Sicherheit, das wirklich nur nachhaltige Anlagen ausgewählt werden, kaum. Daher stellt sich bei passiven Instrumenten die Frage, welche Nachhaltigkeitswirkung die einzelnen Titel wirklich entfalten. Die Praxis zeigt, dass ETF-Körbe sogar immer wieder Werte enthalten, die dem persönlichen Anspruch an die Nachhaltigkeit des Anlegers nicht entsprechen. Ein anderes Beispiel ist ein sehr großer, als nachhaltig vermarkteter ETF. Eine der Top-Positionen des Produkts ist der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé, der unter anderem immer wieder wegen Konflikten beim Thema Wasser auffällt. Das kann zu einer Verwässerung der eigenen Nachhaltigkeitsstrategie führen.

Aktiv oder passiv – was ist bei ESG-Themen besser?
Vieten: Es kommt darauf, was gesucht wird. Kein Produkt kann alle Nachhaltigkeitsebenen gleichermaßen vollständig abdecken. In Deutschland werden etwa 300 ethisch-ökologische Investmentfonds – Aktienfonds, Rentenfonds, Mischfonds und ETFs – angeboten. Daraus kann jeder Anleger auswählen, was ihm am ehesten zusagt. Auch die Zusammenstellung eines Gesamtportfolios, das sämtliche Nachhaltigkeitsthemen abdeckt, ist damit möglich. Unser Fonds ficon Green Dividends beispielsweise konzentriert sich neben ökologischen (E) und sozialen (S) Aspekten dezidiert auf den Governance-Aspekt (gute Unternehmensführung (G)). Aktive Strategien bieten sich hier mehr an als ETF. Diese verkomplizieren das Risikomanagement, vor allem unter Nachhaltigkeitsaspekten. Denn es können bei den marktbreiten Investments keine Ausschlüsse getroffen werden, beispielsweise unter Governance-Gesichtspunkten.
Was bringt das nachhaltige Investieren überhaupt? Denn neues Kapital fließt den Firmen ja nicht zu, nur weil Anleger nachhaltige Fonds oder ETFs kaufen.
Vieten: Es existieren genügend Fonds und Portfoliostrategien, um sich vollständig nachhaltig in der Geldanlage aufzustellen. Entscheidend ist, dass die Strategie hinsichtlich Rendite und Risiko ausgewogen ist. Das gilt bei Nachhaltigkeitsstrategien genauso wie bei allen anderen Konzepten.
Mit Blick auf die Zukunft ergibt eine Nachhaltigkeitsstrategie durchaus Sinn, weil immer mehr Gelder in die nachhaltige Wirtschaft fließen und es auch politisch gewollt, dass nicht-nachhaltige Geschäftsmodelle mehr und mehr vom Markt verschwinden. Laut verschiedener Auswertungen wie der Nachhaltigkeitsstudie 2020 der Union Investment sind die Renditepotenziale nachhaltiger Unternehmen langfristig höher als die von konventionell wirtschaftenden Gesellschaften. Richtig ist, dass Unternehmen kein neues Kapital durch Fonds oder ETFs zufließt. Richtig ist aber auch, dass die Börsenwerte dieser Unternehmen durch die Investments steigen und so die Aufmerksamkeit und Attraktivität am Kapitalmarkt für diese Unternehmen und deren nachhaltige Geschäftsmodelle erhöht wird.
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