ESG-Investments - Der Superstar enttäuscht nachhaltig

ESG-Investments - Der Superstar enttäuscht nachhaltig


Der norwegische Staatsfonds gilt als Paradebeispiel, wie sich wirtschaftlicher Erfolg, Altersvorsorge für die Bürger und nachhaltige Geldanlage vereinen lassen. Doch wer genau hinschaut, erlebt eine nachhaltige Enttäuschung! Mit ETFs lässt sich sogar ein besseres Ergebnis erzielen.

Der norwegische Staatsfonds ist mit einem Volumen von 1,15 Billionen Euro der größte Investor der Welt. Seit seinem Start im Jahr 1998 hat er den Gedanken des nachhaltigen Investierens verbreitet. Das ist um so interessanter, als dass das Kapital zu großen Teilen aus dem Verkauf von Öl und Gas in der Nordsee stammt. Man kann debattieren, ob ein Fonds, der sich aus fossilen Energiequellen speist, überhaupt nachhaltig sein kann. Doch die Mittel fließen definitiv in Anlagen, die nach den Fondskriterien als nachhaltig gelten. Schauen wir uns einmal genauer an, ob der Fonds als Vorbild für Privatanleger taugt.

Ziel des Fonds ist der langfristige Aufbau eines Kapitalstocks für aktuelle und künftige Generationen in Norwegen. Bis zu drei Prozent des Vermögens dürfen pro Jahr entnommen werden. Diese drei Prozent sind die Zielmarke für die Rendite, die der Fonds pro Jahr erwirtschaften soll. Aus der Vorgabe ergibt sich die Verteilung des Anlagevermögens: Rund 73 Prozent stecken in Aktien, 25 in Anleihen und gut zwei Prozent in Immobilien.

Rendite-Fazit: Der Fonds erfüllt seine Renditevorgabe problemlos. Von Anfang 1998 bis Ende 2021 hat der Staatsfonds eine annualisierte Rendite von 6,6 Prozent vor Kosten erzielt. Nach Abzug der Kosten von 1,6 Prozent blieben 4,6 Prozent pro Jahr übrig.

Ein Portfolio aus ETFs hätte bei identischer Verteilung auf Aktien, Renten und Immobilien brutto das gleiche Ergebnis geliefert. Die Nettorendite aber, auf die es letztlich ankommt, wäre bei den ETFs mit gut sechs Prozent höher ausgefallen, da deren Kosten weit unter 1,6 Prozentpunkten per anno liegen.

Noch zweifelhafter wird der Fonds, wenn man seine Nachhaltigkeitspolitik unter die Lupe nimmt. Der Staatsfonds schließt nicht einmal ein Prozent aller Unternehmen weltweit wegen Verletzung seiner Nachhaltigkeitskriterien aus. Das ist so viel oder sogar weniger als die berüchtigten ESG-ETFs, die schon länger wegen ihrer laschen Kriterien in der Kritik stehen. Der angebliche Vorzeigefonds verbannt weder fossile Brennstoffe, noch klassische Rüstungsfirmen, noch Kernenergie, grüne Gentechnik und Alkohol aus dem Portfolio. Zudem praktiziert der norwegische Staatsfonds nicht einmal in Ansätzen einen Best-in-Class-Ansatz. Bei ETFs, die nach dem SRI-Ansatz investieren, werden nur die besten 25 Prozent der nachhaltigsten Firmen aufgenommen. Beim Staatsfonds? Fehlanzeige!

Nachhaltigkeits-Fazit: Der norwegische Staatsfonds erweist sich für nachhaltig orientierte Anleger als grandiose Mogelpackung. Es gibt nur wenige Ausschlusskriterien, keinen Best-in-Class-Ansatz und erst recht keine Förderung von Unternehmen, die sich bei den Nachhaltigkeitsthemen besonders hervortun. Nachhaltige Geldanlage können ETF-Anleger klar besser als dieser Supertanker der Geldanlage – sowohl was die Rendite als auch was die Nachhaltigkeit betrifft.

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