
ESG-Boom: Augen auf bei Nachhaltigkeit
Welches Farbenspiel sich nach der Bundestagswahl am Ende auch durchsetzen wird: Die Grünen werden eine wichtige Rolle spielen. Die sich dann anbahnende Klimakoalition ist in den Depots der meisten deutschen Anleger schon längst Realität. Nachhaltige Geldanlagen „koalieren“ dort bereits mit klassischen Anlageformen. Rechnerisch hat jeder deutsche Anleger aktuell rund 4.500 Euro in nachhaltigen Anlagen investiert. Das macht zusammen mehr als über 250 Milliarden Euro, die Investmenthäuser in Deutschland für Privatanleger in nachhaltigen Fonds managen.
Der Boom wird voraussichtlich anhalten. Nachhaltigkeit und ESG-konforme Investments liegen im Trend. Weltweit ziehen institutionelle Investoren massenhaft Kapital aus Unternehmen ab, die in Sachen ökologische, soziale oder ethische Standards (kurz ESG) einen fragwürdigen Ruf haben. Die Aktien der großen Öl-Giganten wie Shell, Total und Exxon befanden sich im Ausverkauf. Stattdessen fließen Milliarden in Investments, die ESG genügen sollen. Weltweit haben ESG-Investments bereits die Schwelle von 2.000 Milliarden US-Dollar überschritten.
Wenn sich das gute Gefühl von Anlegern mit Sicherheit und Rendite verbinden lässt, sollte das für Anleger eine erstrebenswerte Anlage darstellen. Dies untermauert eine aktuelle Studie der AXA-Investment Managers. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass ein konsequent angewandter ESG-Ansatz das Potenzial hat, langfristig Überrenditen zu erzielen.
Es gibt allerdings ein Problem: Bislang ist völlig unklar, was nachhaltiges Wirtschaften eigentlich bedeutet. Für einige Investoren ist Atomkraft eine saubere Energiequelle, andere sehen das Thema wesentlich kritischer. Weil verbindliche ESG-Regeln fehlen, definieren Unternehmen diese kurzerhand selbst. Das birgt Probleme, wie der Fall DWS zeigt. Die frühere Nachhaltigkeitschefin der Deutschen-Bank-Tochter Desiree Fixler wirft ihrem alten Arbeitgeber „Greenwashing“ vor. Die DWS soll ihr ausgeprägtes Nachhaltigkeitsengagement systematisch geschönt zu haben.
Der ehemalige BlackRock-Nachhaltigkeitschef Tariq Fancy hält ESG-Anlageprodukte sogar für ein „gefährliches Placebo“ und rät Investoren von ESG-Fonds ab. Nachhaltige Investments würden Anlegern ein Gefühl geben, etwas Gutes zu tun und dabei gleichzeitig attraktive Renditen verdienen zu können. Das verschleiere jedoch nur die unbequeme Wahrheit, dass mehr erreicht werden muss. Er glaubt, dass in Zukunft weitere „Greenwashing“- Fälle Schlagzeilen machen werden. Stattdessen fordert er die G20-Staaten auf, politisch verlässliche und klare Vorgaben zur Bekämpfung des Klimawandels voranzutreiben.
Mit unseren Social Media Kanälen bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Sie finden uns auf: Facebook | LinkedIn | YouTube | Instagram | Pinterest