
Superwahljahr: Haben politische Börsen kurze Beine?
In diesem Jahr ist fast die Hälfte der Weltbevölkerung aufgerufen, zu den Wahlurnen zu kommen. In 2024 stehen zum Beispiel Präsidentschaftswahlen in Russland und Amerika an, in Indien wird das Unterhaus gewählt, das Europaparlament wird neu besetzt und auch in Deutschland wird so mancher Landtag andere Mehrheitsverhältnisse bekommen. Ohne Frage gibt es hier einige besorgniserregende politische Perspektiven, wie eine Wiederwahl Donald Trumps ins Weiße Haus oder ein Erstarken rechtsextremistischer Kräfte. Zu Recht wird in den nächsten Monaten viel über die Folgen für die Geopolitik und den Erhalt der Demokratie diskutiert werden. Aber was bedeuten diese Aussichten für Anleger, müssen sie jetzt auch – je nach Wahlergebnis – um ihr Erspartes bangen?
Webinar: Die Welt hat keine Wahl: Auswirkungen der US-Wahl auf Politik und Kapitalmärkte
Am 5. November 2024 fiebert der Western einer Schicksalswahl entgegen: Die USA entscheiden über ihren künftigen Präsidenten. Sollte er Donald Trump heißen, steht die Handlungsfähigkeit des Westens, die Zukunft der NATO und, wie einige meinen, die Zukunft der Demokratie in den Vereinigten Staaten auf dem Spiel. Auch auf globaler Ebene wird das Wahlergebnis zentrale Weichen stellen. Es ist vermutlich wegweisend für den Umgang mit multinationalen Krisen wie den Ukraine-Krieg, den Nahost-Konflikt, die angespannte Situation zwischen China und Taiwan aber auch mit globalen Fragen wie der Kampf gegen die Folgen des Klimawandels. In unserem Webinar werden der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Eberhard Sandschneider und die unabhängigen Vermögensverwalter Burkhard Wagner und Stephan Albrech die möglichen Auswirkungen der US-Präsidentschaftswahlen analysieren.
Begrenzte Auswirkungen
Grundsätzlich ist hier viel am alten Spruch dran, dass „politische Börsen kurze Beine haben“. Im Großen und Ganzen überschätzen wir den Einfluss von Wahlen, politischen Richtungsentscheidungen und selbst geopolitischen Großereignissen auf die Märkte. Historisch betrachtet waren die Auswirkungen von eher kurzer Dauer. Ein Beispiel dafür ist der Angriff der Japaner auf die amerikanische Flotte in Pearl Harbour 1941, der zu Verlusten von rund 20 Prozent im Index S&P 500 führte. Aber schon nach weniger als einem Jahr waren diese wieder ausgeglichen. Einen ähnlichen Verlauf gab es zum Beispiel bei der Invasion des Iraks 1990, hier war das Minus nach rund sechs Monaten egalisiert. Oder nach dem World Trade Center Attentat am 11. September 2001, damals dauerte die Erholung am Markt sogar nur rund einen Monat. Ist es also für die Märkte im Prinzip egal, wer regiert und werden sie selbst von Kriegen nur kurz zurückgeworfen?
Emotionaler als die Realität
Ganz so einfach ist es nicht. Tatsächlich ist es zumindest bei wirtschaftspolitischen Fragen oft so, dass sie wesentlich emotionaler diskutiert werden, als sie sich am Ende als Unterschiede auswirken. Stehen zum Beispiel im November wirklich Joe Biden oder Donald Trump wieder zur Wahl, würde sich in der Folge an der schuldenfinanzierten US-Wirtschaftspolitik wohl kaum etwas Grundsätzliches ändern – egal wer danach im Oval Office sitzt. Daraus allerdings den Schluss zu ziehen, dass Politik überhaupt keine langfristigen Auswirkungen auf die Märkte hat, ist falsch. Ein verschärfter Konflikt mit China, den Trump zumindest im Wahlkampf in Aussicht stellt, wäre sicher eine enorme Belastung für den Welthandel und keine gute Nachricht für deutsche Exportunternehmen. Zudem könnte eine Eskalation in Taiwan weitreichendere Folgen haben als der aktuell immer noch tobende Krieg in der Ukraine. Auch die amerikanische Erneuerbare Energien Branche dürfte unter einem Präsidenten, der zu den Klimawandelzweiflern gehört, wohl kaum zu den Gewinnern zählen. Zudem haben die Zinsentscheidungen der Zentralbanken unbestreitbar großen Einfluss auf die Märkte. Im Prinzip sind die zwar sowohl in den USA als auch in Europa unabhängig von den Regierungen. Aber es wäre naiv zu denken, dass es hier keine politische Einflussnahme etwa durch die Besetzung der Gremien oder vorauseilende Rücksichtnahme etwa auf die Lage der Staatshaushalte in Südeuropa gibt. Unwichtig sind also Wahlergebnisse, geopolitische Verschiebungen oder thematische Schwerpunkte sicher nicht. Im Einzelfall können politische Börsen sogar ziemlich lange Beine haben. Aber es gibt – das zeigen die Erfahrungen der Vergangenheit – auch sehr wahrscheinlich keinen Grund, als Anleger mit Panik auf das Ergebnis der Auszählung von Stimmzetteln hinzufiebern, wenn ein wichtiger Grundsatz beachtet wird.
Super-Wahljahr 2024: Darauf müssen Investoren achten
Es war ein wirklich gutes Jahr an den internationalen Aktienmärkten – besser, als es viele erwartet hatten. Vor allem vor dem Hintergrund der vielen Krisen, Kriege und Konflikte sowie der anhaltend restriktiven Geldpolitik. Was kann da 2024 den Anlegern noch bieten – und welche aussichtsreichen Anlagemöglichkeiten gibt es? Fragen dazu von Börsenmoderator Andreas Franik an Marco Herrmann, Geschäftsführer der FIDUKA-Depotverwaltung GmbH im Interview – aufgezeichnet auf dem Parkett der Börse Frankfurt.
Strukturelle Vorsorge
Denn um Einzelrisiken durch ungünstige Entwicklungen in einem Staat, einer Branche oder einer Region zu begrenzen, gilt ein anderer alter Börsenspruch: „Nie alle Eier in einen Korb legen.“ Das klingt nach einer Binsenweisheit, ist aber tatsächlich eines der wichtigsten Prinzipien eines guten Risikomanagements in einer strategisch aufgestellten Anlagestruktur. Dazu werden zum Beispiel Aktien von Unternehmen aus verschiedenen Ländern, Branchen und Währungsräumen gemischt. Der Einsatz von anderen Anlageklassen, wie Anleihen oder Edelmetallen, kann zusätzlich helfen, kurzfristige Schwankungen ein Stück weit abzufedern. Denn im optimalen Fall können Verluste bei Problemen in einem Bereich durch Gewinne in anderen Bereichen begrenzt oder sogar überkompensiert werden. Niemand kann genau vorhersagen, wie die vielen Wahlentscheidungen, Konflikte und Krisen in 2024 verlaufen. Natürlich werden sich auch Anleger auf die neuen Verhältnisse einstellen müssen und werden mit Spannung die Auszählungen verfolgen. Aber mit einer auf viele Standbeine diversifizierten Anlagestruktur können sie dem Superwahljahr relativ gelassen entgegensehen.
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