Ist wirklich alles DÜSTER? Zu den Zukunftschancen deutscher Unternehmen im globalen Wettbewerb

Die Zahl gegenwärtiger Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft war wohl noch nie so groß wie aktuell: Die USA vollziehen unter Trumps America-First-Politik eine radikale Kehrtwende vom Prinzip des Freihandels zum Protektionismus. Die USA und China ringen um die Rolle als Wirtschaftszentrum des 21. Jahrhunderts. China selbst hat längst seine Rolle als Werkbank und Absatzmarkt für die Industrieländer hinter sich gelassen und ist in atemberaubender Geschwindigkeit selbst zu einem ernst zu nehmenden Wettbewerber in wichtigen Technologiefeldern aufgestiegen. Russland eifert seiner Vergangenheit als Hegemonialmacht nach und bedroht dabei die friedensstiftende Nachkriegsordnung des europäischen Kontinents. Seit dem Überfall auf die Ukraine liefert Russland kaum noch billige Energie nach Europa. In der Folge machen hohe Energiepreise, Lieferkettenprobleme, technische Disruptionen, der Fachkräftemangel und wirtschaftspolitisch wankelmütige Regierungen Unternehmen das Leben schwer.

Wer jetzt aufhört zu lesen, dem kann man es nicht verdenken. Angesichts einer erdrückenden Fülle negativer Schlagzeilen mag man auch die Zeitung am Morgen kaum noch lesen.

Doch für den Weltuntergang ist es noch zu früh, denn deutsche Unternehmen haben gute Chancen, im globalen Wettbewerb erfolgreich zu bestehen und ihre führende Rolle in vielen Branchen zu verteidigen. Nach wie vor und trotz aller Probleme stellen Innovationskraft, nachhaltige Geschäftsmodelle und die Konzentration auf wichtige Zukunftsmärkte wichtige Eckpfeiler der deutschen Industrie dar. Es gilt sich auf diese Stärken zu besinnen und nicht alles schlecht zu reden.

Kernkompetenz Technologische Innovation

Unverändert gilt Deutschland als eine der führenden Nationen in Forschung und Entwicklung. Natürlich holen andere Nationen auf, aber auch heute sind Maschinenbau, Automobil- und Chemieindustrie bei den Innovationen in vielen Feldern führend. Deutsche Unternehmen sind zudem unverändert sehr gut in ein Netzwerk aus Universitäten, Forschungsinstituten und Industrie eingebunden. Gerade hier werden am laufenden Band Innovationen gefördert und zur Marktreife gebracht.

Die deutschen Autobauer haben einen radikalen wie beispiellosen Strategieschwenk hin zur Elektromobilität bewerkstelligt. Der immer noch vorhandene Vorsprung bei Ingenieurskunst und Qualitätsstandards könnte helfen, Deutschland trotz der großen Konkurrenz aus China auch in diesem Sektor langfristig wettbewerbsfähig zu halten.

Auch in der industriellen Nutzung der künstlichen Intelligenz sind deutsche Unternehmen ganz vorn mit dabei. KI wird zunehmend in industrielle Prozesse und Automatisierungslösungen eingesetzt. Ein Spezialgebiet vieler Mittelständler, das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Ihre Spezialtechnologien sind weltweit gefragt und bieten weiterhin ein enormes Exportpotenzial.

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Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil

Auch wenn augenblicklich der amerikanische Präsident eine große Rolle rückwärts hin zu mehr Öl- und Gasexploration vollzieht, besteht weiterhin die Notwendigkeit zur Umstellung auf klimafreundliche Technologien. Nicht nur deutsche Unternehmen, sondern auch chinesische Wettbewerber drängen in diese Zukunftsfelder. Über das Maß der EU-Umweltvorschriften kann man sicherlich geteilter Meinung sein. Aber gerade durch diese straffen Regularien und das hohe Umweltbewusstsein in der Bevölkerung verfügen deutsche Firmen bereits über viel Erfahrung in der Entwicklung nachhaltiger Produkte und Prozesse, die sich langfristig auszahlen könnten. Wir meinen allerdings, dass aufgrund der hohen asiatischen Konkurrenz im Photovoltaik- und Windanlagenbau aktuell keine Überrenditen erwirtschaftet werden können und werden die Entwicklung hier zunächst weiter beobachten.

Die Rohstoffarmut der EU zwingt zudem zur konsequenten Entwicklung von Geschäftsmodellen in der Kreislaufwirtschaft. Die deutsche Chemiebranche entwickelt bereits seit Jahren innovative Recyclingverfahren und nachhaltige Materialien, die in der globalen Industrie dringend benötigt werden. Auch hier besteht zukünftig ein hohes Potenzial für deutsche Firmen.

Stärke des Mittelstands

Das typisch deutsche Unternehmen ist eigentlich eines, welches niemand kennt. Die sogenannten “Hidden Champions”, kleine und mittelständische Unternehmen, besetzen seit Jahrzehnten erfolgreich ihre Nischen in denen sie nicht selten Weltmarktführer sind. Ihre Flexibilität und Innovationsfreude ist ein Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands bei. Diese Unternehmen zeichnen sich durch hohe Spezialisierung, Innovationskraft und Flexibilität aus.

Neue Absatzmärkte

Der Bedarf von Ländern mit einer wachsenden Bevölkerung und dem Status eines Schwellenlandes ist enorm. Deutsche Unternehmen genießen hier noch immer einen guten Ruf für qualitativ hochwertige Produkte. Der Bedarf an moderner Infrastruktur, Maschinen, Fahrzeugen und Energieversorgung ist enorm.

Diversifizierung der Lieferketten

Die Corona-Epidemie offenbarte die Kehrseite der Globalisierung: Eine zu hohe Abhängigkeit von wenigen Lieferanten. Mittlerweile haben es sich viele deutsche Unternehmen zur Aufgabe gemacht, die Lieferketten zu diversifizieren um diese Abhängigkeiten zu beseitigen. Sie sind gegenüber zukünftigen Schocks so deutlich besser abgesichert.

Digitale Transformation als Erfolgsfaktor

Zugegeben: Die Ausstattung der deutschen Infrastruktur selbst mit schnellem Internet ist ein Armutszeugnis, dessen unser hoch technisiertes Land nicht würdig ist. Denn gerade die Digitalisierung bietet deutschen Unternehmen eine der größten Chancen, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Nachdem sich die Vorbehalte gegen die neuen Technologien langsam auflösen und der Umgang mit den Themen Datenschutz und Cybersicherheit die notwendige Aufmerksamkeit erhält, investieren immer mehr Unternehmen in innovative Technologien wie Cloud-Lösungen, Big Data und IoT (Internet of Things).

Fachkräfte und Bildung als Grundlage

Durch die Verabschiedung der Babyboomer in den wohlverdienten Ruhestand bleibt der Sicherung qualifizierter Fachkräfte ein zentraler Baustein für den zukünftigen Erfolg deutscher Unternehmen. Es gilt, diese jetzt schon große Lücke mit aller Macht zu schließen. Unser duales Ausbildungssystem wird international wegen der hervorragenden Qualifikation der Absolventen geschätzt. Genau hierauf lässt sich aufbauen. Es muss daneben aber auch gelingen, durch Weiterbildung und Umschulungen über digitale Lernplattformen und Kooperationen mit Hochschulen die Mitarbeiter auf die Anforderungen der Zukunft vorzubereiten. Übrigen: Ja, auch zielgerichtete Migration kann helfen, die Fachkräftelücken mittelfristig zu schließen. Schon in den 60er und 70er Jahren waren es Gastarbeiter, die der Bundesrepublik den weiteren wirtschaftlichen Aufschwung mit ermöglichten.

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Fazit: Anpacken!

Die deutsche Industrie bewegt sich in sehr herausfordernden Zeiten. Dennoch ist sie oft in ihrer Grundsubstanz mit den nötigen Stärken ausgestattet, die ihr zukünftig wieder zu mehr Erfolg verhelfen können. Technologische Innovation, Nachhaltigkeit, Spezialisierung und die Erschließung neuer Märkte sind dabei entscheidende Erfolgsfaktoren. Unseres Erachtens gilt es nun, sich den Herausforderungen zu stellen und die sich bietenden Chancen konsequent zu nutzen. Zu wünschen ist uns allen, dass in Zukunft mit stabilen politischen Mehrheiten gearbeitet werden kann und die Unternehmen ihr Potenzial wieder voll entfalten können. Welches große Vertrauen Investoren in die Zukunft der deutschen Industrie nach wie vor setzen, zeigt sich eindrucksvoll an der Entwicklung des Deutschen Aktienindex in den letzten Wochen. An der Börse werden schließlich Zukunftserwartungen gehandelt und offenbar werden diese – trotz aller Herausforderungen –eher positiv als negativ bewertet.

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