
Emerging-Markets: Das bedeutet der Ukraine Krieg für Investitionen in Schwellenländer

Nachdem Russland als großes Schwellenland politisch und wirtschaftlich isoliert wird: Sollten sich Anleger jetzt generell von Emerging-Markets-Investments trennen?
Dyrk Vieten: Die Emerging Markets haben schon immer einer erhöhte Risikobereitschaft benötigt, um langfristig vom attraktiven Aufwärtspotenzial zu profitieren. Das gilt auch jetzt und in Zukunft. In den Schwellenländern sind weiterhin sehr werthaltige und vor allem günstig bewertete Aktien zu finden. Vor allem für Value-orientierte Anleger ist das interessant. Vieles spricht auch dafür, dass die asiatische Region 2022 weiter zu den Wachstumstreibern gehört. Beispielsweise bieten sich Anlegern verstärkt Chancen, von Chinas Weg zur „Green Economy“ zu profitieren. Unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten lassen sich zukunftsorientierte Investments auch in den Emerging Markets und allen voran China finden. Den Rat, sich generell von Emerging-Markets-Investments zu trennen, können wir also nicht geben.
Auf was ist künftig bei Emerging-Markets-Investments stärker zu achten?
Vieten: Es sind vor allem politische Risiken, die eine Rolle spielen. Viele Schwellenländer sind aus westlicher Perspektive keine vollständig entwickelten Demokratien, sodass die Märkte unter ungünstigen politischen Entwicklungen beziehungsweise Entscheidungen leiden können. Das Risiko von politischen und damit gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verwerfungen ist höher als in gesättigten westlichen Märkten. Es können auch höhere Liquiditäts-, Währungs-, Regulierungs- und Rechtsrisiken bestehen. Diese gilt es zu bewerten. Es kommt also mehr als je zuvor darauf an, die Zielregionen genau auszuwählen.
Ist die BRIC-Idee der großen 4 Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China jetzt endgültig tot?
Vieten: Russland hat sich durch den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf Jahre ins Abseits gestellt. Die politischen und wirtschaftlichen Folgen sind noch gar nicht zu ermessen. Unter Wladimir Putins Führung wird das Land aller Voraussicht nach, von wenigen Ausnahmen abgesehen, isoliert bleiben, sodass Russland meines Erachtens aus der Reihe der BRIC-Staaten herausfallen wird. Wir werden vielmehr von den Outreach-Staaten (O-5) sprechen, das sind China, Indien, Südafrika, Brasilien und Mexiko. Generell halten wir aber nicht viel von Akronymen, sondern setzen lieber auf eine breite Diversifizierung unter Berücksichtigung von Wachstum und Bewertung.
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