"Chinas Börsen gehören im Börsenrekordjahr 2021 zu den Verlierern"

"Chinas Börsen gehören im Börsenrekordjahr 2021 zu den Verlierern"


Amerikas Dominanz an den Börsen nimmt wieder zu. In den aktuellen Top Ten der Firmen mit der höchsten Marktkapitalisierung ist nur noch ein chinesisches. Kann China die USA wirklich übertrumpfen und zur globalen Nummer eins werden? Der Vermögensverwalter Burkhard Wagner von der Partners Vermögensmanagement AG aus München analysiert die Gründe für die chinesische Schwäche an den Börsen und ob die USA wirklich auch in nächster Zeit hier die Nase vorne haben können.

Wie ist es zu erklären, dass Unternehmen aus den USA an der Börse so dominant sind?

US-Unternehmen, schon historisch bedingt sehr technologie-affin, gehören zu den großen Gewinnern der Pandemie. Denke man nur an die dynamischen Digitalisierungseffekte weltweit in der Gesellschaft und die explosionsartige Entwicklung des online-Handels. Die Aktien der großen Tech-Unternehmen, die mittlerweile knapp 25% der Kapitalisierung der 500 größten US-Unternehmen ausmachen, haben sich in den vergangenen 3 Jahren im Aktienkurs verdoppelt bzw. fast verdreifacht. Die US-Wachstumsraten waren vor der Pandemie schon höher. Die Produktionslücken schließen sich wesentlich schneller als in Europa.

Grafik: Marktkapitalisierung der größten börsennotierten Unternehmen der Welt (August 2021)

Quelle: Top100: Die wertvollsten Firmen an der Börse – Finanzen100

Warum sind Europas Firmen an der Börse so schwach?

Der Unterschied zur europäischen Wirtschaft wird immer offensichtlicher. Die europäische Wirtschaft hat während der Pandemie wesentlich weniger Jobs geschaffen. Europa bleibt vor allem auch durch weniger öffentliche Hilfspakete und einem eher langsameren Impftempo hinter Amerika zurück. Außerdem werden die EU-Unternehmen wesentlich stärker mit Bürokratie belastet. Amerika baut seinen Vorsprung weiter aus. Voraussichtlich wird man in 2022 wieder an das Wachstum vor der Pandemie anknüpfen können. In Europa wird das voraussichtlich noch 2-3 Jahre länger dauern.

Europa’s Finanzpolitik agiert wesentlich ängstlicher als die FED. Christine Lagarde befürchtet, dass die eigenen Maßnahmen nicht wirken und spricht als EZB-Präsidentin von einer wirtschaftlichen Verzögerung zwischen den US und den EU-Konjunkturprogrammen. Der IWF wünscht sich mehr Druck in der EU-Finanzpolitik.

Warum kann China mit seinen Unternehmen nicht mithalten?

Chinesische Unternehmen sind auf gutem Weg (gewesen), den amerikanischen Firmen den Rang abzulaufen. Allerdings steht man sich derzeit politisch selbst im Wege und vertreibt damit internationale Investoren. Chinas Top-Unternehmen sind im Würgegriff der Kommunistischen Partei. Die Führung in Peking schockiert mit regelmäßigen Ankündigungen die Börsen und treibt die Aktienkurse führender Technologieunternehmen in die Tiefe.

Zuerst untersagte man Alibaba (ISIN: US01609W1027) den Börsengang seiner Finanztochter Ant. Dann verbot die Regierung dem zwei Tage zuvor in New York gelisteten Fahrdienst Didi (ISIN: US23292E1082) weitere Expansion, was dessen Aktienkurs um ein Drittel fallen ließ. Danach untersagte sie den in den USA notierten privaten Bildungsanbietern die Erzielung von Gewinn, woraufhin der Wert der Branche um 100 Milliarden Dollar sank.

Das führt bei internationalen Großinvestoren zu Verkäufen. Der Alibaba-Aktienkurs verlor gegenüber den Höchstständen aus dem Jahr 2020 rund ein Drittel seines Unternehmenswertes. Allerdings gehört der chinesische Amazon-Konkurrent mit einem Marktwert von 460 Mrd. € immer noch zu den großen online-Dienstleistern weltweit.  

Chinas Börsen gehören im Börsenrekordjahr 2021 zu den Verlierern. Immerhin führte das bei vielen chinesischen Firmen zu sehr günstigen Bewertungen. Sollte man die politischen Themen wieder für die Investoren nachvollziehbarer machen, wird unseren Erachtens wieder Zuversicht bei internationalen Investoren zurückkehren.

Allerdings würde hierbei der wirtschaftliche Machtkampf zwischen USA und China wieder neu entfacht werden. Hierbei müssten wohl auch früher oder später europäische Unternehmen Federn lassen…  

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