
Börsenausblick 2022: Kommt nach dem Boom der Rückschlag?

Sollten sich Anleger nicht angesichts der fortgeschrittenen Hausse langsam auf Rückschläge vorbereiten – und wie lassen sich Absicherungen und Pufferbausteine in einem Depot umsetzen, ohne damit gleich alle Performancechancen zu ersticken?
Harald Kärcher: Generell ist eine Korrektur immer möglich. Die Sorge vor weiter steigenden Inflationszahlen und daraus möglicherweise resultierenden Zinssteigerungen erhöhen das Risiko für eine Korrektur. Mit Discountzertifikaten, Aktienanleihen und Express-Zertifikaten kann in Zeiten seitwärtslaufender oder leicht fallender Aktienkurse eine positive Rendite erzielt werden. Je nach persönlicher Einschätzung des Marktes kann der Puffer hoch oder weniger hoch gewählt werden. Grundsätzlich gilt: Je höher der Risikopuffer, desto geringer die Renditechance.
Welche alternativen Märkte könnte es für Anleger geben und wie lässt sich daran mit Zertifikaten teilhaben?
Kärcher: Neben den klassischen Anlageklassen Aktien, Renten, Immobilien kann die Beimischung von weiteren Anlagevehikeln interessant sein. Dies sind beispielsweise Rohstoffe und Edelmetalle, Währungen oder auch Kryptowährungen.
Grundsätzlich sind die aufgeführten Ergänzungen für einen Anlagemix geeignet, jedoch sehr schwankungsintensiv. Eine hohe Gewichtung eignet sich nur für den spekulativ orientierten Anleger. Neben Indexfonds (ETF/ETC) kann mittels Zertifikaten auf den jeweiligen Basiswert spekuliert werden. Wer es sehr spekulativ wünscht, kann in Faktorzertifikate investieren. Bei positiver Entwicklung des Basiswerts steigt das Zertifikat um das Mehrfache entsprechend dem zugrunde liegenden Faktor. Dieser Turbo wirkt jedoch auch in die andere Richtung, also bei fallenden Kursen und kann schnell zum Totalverlust führen.
Anleiherenditen gibt es auch im nächsten Jahr wohl nur sehr spärlich. Eignen sich Anlagezertifikate (oder andere strukturierte Produkte) als Alternative?
Kärcher: Ein Ersatz für Rentenpapiere sollte nur dann als solcher eingesetzt werden, wenn selbst bei massiven Kursrückschlägen zumindest ein Teilschutz besteht. Bonuszertifikate aber auch Aktienanleihen oder Discountzertifikate sind deshalb ungeeignet und dienen keinesfalls als Ersatz für Rentenpapiere.
Interessant sind (Teil-)Kapitalschutzzertifikate. Der Emittent sichert bei Fälligkeit eine Mindestrückzahlung zu (90%, 95% oder gar 100%). Der Anleger partizipiert an einem zugrunde liegenden Index. Fällt der Index, so erfolgt die Mindestrückzahlung. Steigt der Index, so kann eine attraktive Rendite erzielt werden. Allerdings muss der Anleger während der Laufzeit auf Dividende verzichten. Bei vollem Kapitalschutz öffnen sich nur geringe Renditechancen. Bereits schon bei einer geringen Risikobereitschaft, z.B. maximales Verlustrisiko 10%, bestehen attraktive Renditeaussichten.
Fazit: Teilkapitalschutzzertifikate eignen sich für Anleger mit geringer Risikobereitschaft als Beimischung in einem Anleihedepot.
Hier die Funktionsweise eines Discountzertifikats am Beispiel der Siemens-Aktie kurz erklärt:
Die Aktie wird derzeit mit 140 Euro gehandelt. Ein Discountzertifikat, welchem der Basiswert Siemens zugrunde liegt, kostet z.B. 105 Euro, ist also 25% günstiger als die Aktie. Die Laufzeit beträgt ein Jahr. Die maximale Auszahlung nach einem Jahr beträgt 110 Euro, sofern die Aktie zum dortigen Zeitpunkt über 110 Euro notiert. Selbst bei einem Kursrückgang der Siemensaktie von 20% erzielt der Anleger eines Discountzertifikats in diesem Beispiel noch immer eine positive Rendite von knapp ca. 4,75% (=5,00 Euro). Notiert die Siemensaktie am Ende der Laufzeit unter 110 Euro, so wird für ein Discountzertifikat eine Original Siemensaktie ins Depot gebucht. Diese kann dann zum aktuellen Kurs an der Börse verkauft oder im Depot gehalten werden.
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