Börsenausblick 2021 mit Frank Wieser (2): "Anleger sollten auf einen guten Themen- und Ländermix setzen"

Börsenausblick 2021 mit Frank Wieser (2): "Anleger sollten auf einen guten Themen- und Ländermix setzen"


Anleger sollten nicht dem Denkfehler "billig ist gleich gut" unterliegen, wenn es um den Kauf von Aktien in 2021 geht, rät Vermögensverwalter Frank Wieser. In unserem Interview zeigt er auf, wie man sein Depot stattdessen am besten aufstellt.
Frank Wieser ist Geschäftsführer der PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf
Frank Wieser ist Geschäftsführer der PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf.

Herr Wieser, wenn Sie zurückblicken: Wie kann man das Jahr 2020 aus Anlegersicht zusammenfassen?

Frank Wieser: 2020 war in jeder Hinsicht ein denkwürdiges Jahr. Ein Analyst hat es treffend beschrieben mit den Worten „Runter mit dem Fahrstuhl und rauf mit der Treppe“. Dem schnellsten Crash in der Geschichte der Börsen folgten weitere Superlative wie z.B. gigantische Rettungspakete, historisch niedrige Zinsen, dem besten Börsen-November seit langer Zeit und deutliche Kursanstiege bei Gold und Bitcoin. Kein Anlageprofi hätte vorher so etwas erwartet.

Welche Anlageklasse hat funktioniert, welche nicht?

Wieser: Am besten haben 2020 Aktien und Gold funktioniert. Auch die stabile Wertentwicklung bei Immobilien hat überrascht. Anleihen haben nicht immer das gemacht, was sie sollten. Gerade im Frühjahr kam es bei einigen Anleihekategorien zu erheblichen Liquiditätsverzerrungen an der Börse. Bestimmte Papiere waren nur noch eingeschränkt handelbar.

2020 wird aber auch ein Jahr, das das Comeback der aktiv gemanagten Fonds mit sich brachte. ETFs, die einfach nur den Index abbilden waren und sind gerade in Zeiten, wo die Wirtschaft sich rasant verändert, ungeeignet.

Welche Erfahrungen kann man aus diesem Jahr mitnehmen?

Wieser: Selbst in der größten Krise kommt man an Aktien und einem gewissen Optimismus nicht vorbei. Eine weitere Erkenntnis ist auch, dass man als Anleger die tradierten Werte meiden sollte und verstärkt auf echte Zukunftsaktien setzen sollte. Das Festhalten an Aktien mit überholten Geschäftsmodellen bringt schlichtweg keine Rendite. Als Anleger muss man ganz einfach ein paar moderne Themen im Portfolio haben. Ein gewisser Anteil an Gold war und ist ratsam.

Einige Firmen bzw. Branchen sind an den Aktienmärkten stark gestiegen. Sollten solche Bereiche eher gemieden werden oder bieten sie noch Chancen?

Wieser: Gemessen an den herkömmlichen Bewertungsmodellen sind einige Branchen auf den ersten Blick überbewertet. Dabei wird aber gerne übersehen, dass diese Werte unverändert hohe Wachstumsraten aufweisen und es gute Gründe für einen weiteren Kursanstieg gibt. Ein gutes Beispiel sind die herkömmlichen Diskontierungsmodelle bei der Aktienbewertung. Diskontierte man Cash-Flows früher noch mit einem positiven Zins ab, so muss man inzwischen einen negativen Zinssatz anwenden. Viele stark gestiegene Branchen sind dann auf einmal nicht mehr zu teuer.

Die Corona-Pandemie wird auch im kommenden Jahr eine Rolle spielen. Wie können sich Anleger aufstellen, die 2021 erfolgreich Vermögen aufbauen wollen?

Wieser: Als Anleger darf man im nächsten Jahr nicht dem Denkfehler “billig ist gleich gut” unterliegen. Stark gefallene Aktien aufzusammeln und auf eine Trendumkehr zu hoffen wird, eher keine gute Idee sein. Stattdessen sollten Anleger auf eine guten Länder- und Themenmix setzen. China wird weiterhin die Wachstumslokomotive sein, während bestimmte krisengeschüttelte Branchen sich nur langsam erholen. Anleger sollten deswegen über Themeninvestments in z.B. Cyber Security, Biotechnologie, E-Commerce-Logistik oder Digitalisierung setzen.

Welche Branchen und Märkte sind im kommenden Jahr besonders aussichtsreich beziehungsweise riskant?

Wieser: Unverändert schwierig sind Bereiche wie die Automobilindustrie, Airlines, Stahl und Touristik. Zu einem Comeback könnte es bei Banken kommen, denn bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass die Institute zu wenig Vorsorge für ausfallende Kredite gebildet haben. In diesem Segment sind Kursüberraschungen gut möglich

Diese weiteren Teile sind in unserer Reihe “Experten zum Börsenausblick 2021” erschienen:

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