Anlegerwissen: Vorsicht bei Finfluencern

Anlegerwissen: Vorsicht bei Finfluencern


Erwachsene zwischen 18 und 45 Jahren informieren sich immer häufiger in sozialen Medien über Finanzthemen. Dies zeigt eine Erhebung der Finanzaufsicht BaFin. Für die Analyse hat die Behörde 1.000 Verbraucher befragt, die in den vergangenen zwei Jahren Geld investiert hatten. Doch Vorsicht ist bei diesen geboten.

Eine wichtige Rolle bei der Informationsbeschaffung zur Geldanlage spielen der Umfrage zufolge Finanz-Influencer, kurz Finfluencer. Mehr als die Hälfte der Anleger aus den Generationen Y und Z bewerteten soziale Medien als verlässliche Informationsquelle für Finanzthemen, schreibt das “Bafin Journal“. 60 Prozent betrachteten sie sogar als gute Alternative zur professionellen Beratung.

Die Generation Y umfasst Menschen, die zwischen 1981 und 1996 geboren wurden. Sie werden auch als Millennials bezeichnet. Die Generation Y gilt als überwiegend gut ausgebildet und zeichnet sich durch einen technikaffinen Lebensstil aus. Die Generation Z bilden die zwischen 1997 und 2012 Geborenen, auch Zoomer genannt. Anders als die Millennials sind die Zoomer als erste Generation komplett im digitalen Zeitalter aufgewachsen.

Über der Hälfte der von der BaFin befragten jungen Anleger haben schon einmal Informationen zu Finanzthemen von Finfluencern erhalten. Fast alle von ihnen gaben an, verstanden zu haben, dass Finfluencer Anlagetipps geben, meist in Bezug auf Aktien oder Kryptowerte.

Die Studie zeigt zudem eine hohe Abschlussquote bei Finfluencer-Empfehlungen: 80 Prozent derjenigen, die sich Anlagetipps von Finfluencern anschauen, erkennen, dass diese dazu auch einen Link zur Verfügung stellen, über den das Investment abgeschlossen werden kann. 57 Prozent dieser Umfrageteilnehmer gaben an, das entsprechende Produkt auch direkt über diesen Link gekauft zu haben. Weitere 25 Prozent investierten zwar, aber nicht über den angegebenen Link.

Finfluencer müssen bislang nicht offenlegen, wer sie für ihre Tipps bezahlt, wie hoch ihre Provisionen und sonstigen Einkünfte ausfallen. 37 Prozent der Befragten sei überhaupt nicht bewusst, dass Finfluencer für ihre Empfehlungen regelmäßig eine Vergütung erhalten, heißt es in dem Beitrag im “Bafin-Journal”. Selbst unter den Umfrageteilnehmern, die über den Link eines Finfluencers ein Finanzprodukt gekauft hatten, wussten 15 Prozent nicht, dass die Empfehlungsgeber in der Regel bezahlt werden. 

Verbraucherschützer und die Finanzaufsichtsbehörde BaFin sehen den Finfluencer-Boom daher mit Sorge. Finfluencer inszenieren „Nähe“, „Freundschaft“ und „Vertrautheit“. So wollen sie Expertentum vermitteln, das in aller Regel nicht vorhanden ist.

Denn im Gegensatz zu zertifizierten Anlageberatern, die sich bei der BaFin registrieren müssen und dann individuelle Anlageberatung machen dürfen, sind Finfluencer kein geschützter Begriff, sondern eine rechtliche Grauzone: Jeder kann über Wertpapiere sprechen oder dafür Werbung machen. Doch ob diese Informationen stimmen, ist für Verbraucher nicht erkennbar.

V-CHECK Podcast mit Gottfried Urban: Finfluencer – Mehr Klicks als Klasse

Woran Anleger seriöse Finfluencer erkennen können und warum man bei den Tipps dennoch vorsichtig sein muss, erklärt Gottfried Urban von der Urban & Kollegen GmbH Vermögensmanagement in Altötting im V-CHECK Podcast.

Um unseriöse Tippgeber zu erkennen und beim Investieren nicht auf Scharlatane hereinzufallen, sollte man einige Tipps beherzigen

1. Expertenstatus des Finfluencers prüfen

Verbraucher sollten genau prüfen, ob der Expertenstatus eines Finfluencers gerechtfertigt ist. Nur weil jemand sehr viele Follower hat, heißt das noch lange nichts. Viel wichtiger ist die individuelle Qualifikation.

Wer in den sozialen Medien seriös in Fragen der Geldanlage aktiv ist, erläutert in der Regel, wer er ist und worauf sich sein Fachwissen begründet, empfiehlt etwa die BaFin. Ließen sich diese Angaben hingegen nicht überprüfen, blieben beruflicher Hintergrund oder gar Identität des Finfluencers unklar, sollten Verbraucher ihm nicht vertrauen.

Für die Anlageentscheidung von Verbrauchern sind die Informationen von Finfluencern meist ohnehin wertlos, häufig sogar kontraproduktiv. Die meisten Finfluencer (56 Prozent) investieren schlechter als der Gesamtmarkt. Besonders erschreckend: Gerade der Anteil an schädlichen Influencern hat laut der Erhebung die höchste Zahl an Followern. Viele Follower, viele Likes und viele positive Kommentare sind somit kein Gütesiegel.

2. Unseriöse Versprechungen hinterfragen

Was zu schön klingt, ist auch fast nie wahr. Gerade bei hohen Renditeversprechen sollten Verbraucher skeptisch sein. Schließlich ist das Verlustrisiko dann meist ebenfalls sehr hoch. Dahinter stecken oft hoch spekulative Anlageprodukte – oder gleich Betrug.

Dabei sprechen Betrüger ihre Opfer direkt über soziale Medien an und versprechen das schnelle Geld durch Trading oder den Handel mit Kryptowährungen über Plattformen, die gar nicht existieren oder schneeballartigen Charakter aufweisen.

Die Betrüger sind perfekt darin geschult, Menschen zu manipulieren. Sollen Anleger für Anlagetipps auf private Messenger-Dienste wie Whatsapp wechseln, sollten sie sehr hellhörig werden. Denn so wollen die Betrüger an private Kontaktdaten kommen, um dann mit ungebetenen Anrufen und Nachrichten einen hohen Handlungsdruck zu erzeugen.

3. Auf Transparenz und finanzielle Interessen des Finfluencers achten

Zwar sind die meisten Finfluencer keine Betrüger, aber oftmals auch nicht so unabhängig, wie sie vorgeben: sie verdienen in der Regel an den Produkten, die sie empfehlen – sei es durch Provisionen, Affiliate-Links, Zuwendungen oder direkte Partnerschaften mit Finanzdienstleistern. Das ist ein Interessenskonflikt, der selbst durch seine Offenlegung nicht beseitigt wird. Denn Verkauf gegen Provision ist nicht bedarfsgerecht. So versprachen etwa einige auf Frauen spezialisierte Finfluencerinnen auf Social Media eine auf die Bedürfnisse von Frauen maßgeschneiderte Beratung – verkauften dann aber nur überteuerte fondsgebundene Rentenversicherungen. Die Sparerinnen kostete das die Hälfte ihrer Rente. Anleger sollten sich also stets ein vollständiges Bild des angepriesenen Investments machen, indem sie verschiedene Quellen nutzen, Anbieter vergleichen und auch die finanziellen Motive der oft provisionsgetriebenen Tippgeber hinterfragen. 

4. Von riskanten Anlagen fernhalten

Von komplexen und hochriskanten Finanzprodukten wie Derivaten, CFDs, Day-Trading und Copy-Trading sollten Anleger sich unbedingt fernhalten. Fast alle Privatanleger verlieren mit diesen Produkten Geld. CFDs sind eine Form von Derivaten: Dabei wetten Anleger hoch spekulativ auf Preisänderungen bei Aktien, Indizes, Währungen und Rohstoffen. Beim Copy-Trading kopieren Anleger das Depot und die Handelsstrategie angeblich erfolgreicher Trader, die aber meist nicht mit Echt-Geld handeln. Bei beiden Anlageformen droht leicht der Totalverlust.

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