FED-Entscheidung: Zinserhöhung und ihre Folgen

FED-Entscheidung: Zinserhöhung und ihre Folgen


Die US Notenbank Fed gab am Mittwoch, den 15.06.2022 in Washington bekannt, den Leitzins anzuheben. Der Zins steigt um 0,75 Prozentpunkte und liegt jetzt in einer Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent. Wieso diese Entscheidung nicht überraschend kam und wie Anleger jetzt handeln sollten, erklärt Dr. Markus C. Zschaber, Gründer der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft im Interview.
Dr. Markus C. Zschaber, Gründer der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft, Köln

Hat Sie die FED-Entscheidung vom 15.06.2022 überrascht?

Dr. Markus C. Zschaber: Nein, natürlich nicht. Ein Schritt von 0,75 % war wichtig, um dem aus meiner Sicht selbstverschuldeten Thema, der derzeit nicht kontrollierbaren Inflation, entgegenzuwirken. Selbstverschuldet insofern, dass man viel eher hätte damit anfangen müssen die Zinsen zu erhöhen, insbesondere dann, wenn es der US Wirtschaft, wie im vergangenen Jahr, so gut geht.

Der Zinsschritt ist ein Zeichen, dass die Notenbanker nun endlich erkannt haben, dass man gegensteuern muss. Dennoch wird es eine sehr schwierige Aufgabe. Die Zinsen zu erhöhen, ohne die Wirtschaft nachhaltig negativ zu beeinflussen, erfordert ein hohes Maß an Bewertungsgenauigkeit.

Problematisch wird es dazu, wenn die Notenbank ihre Bilanz verkürzt. Dies entzieht dem Markt die Liquidität. Wir werden in Kürze sehen, wie professionell das Vorgehen ist.

Die Notenbank unter der Führung von Herrn Powell hat sich verschätzt. Die US-Finanzministerin, Janet Yellen, ist die ehemalige Notenbankpräsidentin und gilt dazu als ausgemachte Inflationsexpertin. Hier darf man kritisch hinterfragen, welche Art der Analyse diese in den vergangenen Monaten, insbesondere mit Blick auf das letzte Jahr, vorgenommen haben. Oder hat man es einfach verschlafen?

Worauf stellen Sie sich in den kommenden Monaten ein?

Zschaber: Es wird sehr schwankungsstark sein, dass steht fest. Folgende Themen werden einen starken Einfluss haben:

  • Die Gemengelage seitens der US-Inflation und Zinserhöhungen, verbunden mit dem Thema Rezession oder Stagnation
  • Die EZB-Tätigkeiten hier in Europa, die die Inflation bekämpfen müssen, aber Rücksicht auf die fast insolvente südliche Peripherie Europas nehmen müssen
  • Die Situation in der Ukraine
  • Lieferengpässe
  • Produktionsverknappungen weltweit
  • Die steigenden Energiekosten
  • Der Lockdown in China

Aber wir dürfen eines nicht unterschätzen: Oben genannte Themen könnten auf einer Zeitachse von 6 bis 8 Monaten auch an Dramatik verlieren. Dann gäbe es neben zwischenzeitlichen Erholungen eine möglicherweise starke Gegenreaktion positiver Art an den Märkten.

Mit Blick auf den S&P 500, also den breiten US-Markt, kann man folgendes erkennen: Zum Jahreswechsel war das KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) bei knapp 36. Dennoch waren die Unternehmen hoch gefragt, profitabel und nicht zu überteuert, denn die globale Nachfrage war hoch und damit auch die Produktivität weltweit. Die Nachfrage war sogar so hoch, dass sie nicht bedient werden konnte. Jetzt (Stand 16.06.2022) ist das KVG um mehr als 50 Prozent gefallen. Grundsätzlich sind das Deep-Value-Werte, also viele kaufenswerte Unternehmen, wenn man von der Bewertung ausgeht.

Was bedeutet die jüngste FED-Entscheidung bzw. die erwartete Entwicklung für Ihre Anlagestrategie?

Zschaber: Wir sind seit Jahresanfang komfortabel aufgestellt und haben in allen Verwaltungsstrategien Cash. Wir warten derzeit auf Einstiegschancen und sind dann fleißig am Bewerten und agieren. Es kann zwar noch dauern, aber wir werden mit die Ersten sein, die dann wieder kaufen, möglicherweise in kleineren Schritten.

Es sollte nicht vergessen werden, dass die Weltwirtschaft an sich robust ist und die Entwicklung der Menschheit mit allen Bedürfnissen unaufhaltsam weiter voran schreitet. Die vielen neuen Themen rund um unsere Welt haben sich auch nicht verändert. So zum Beispiel:

  • Digitalisierung
  • E-Mobilität
  • E-Commerce
  • Virtual Reality
  • Big Data
  • Trends zur Smart Technology
  • Nachhaltigkeit mit erneuerbaren Energien, also alles rund um den Klimawandel
  • Urbanisierung
  • Infrastruktur

Was sollten insbesondere Privatanlager jetzt konkret tun?

Zschaber: Sich an Profis wenden. Man muss ehrlich konstatieren, dass dieses heutzutage einfach ein Feld für Profis ist, also für Vermögensverwalter mit einer langen Leistungsbilanz und hervorragenden Ergebnissen. Sie haben mitunter in vielen Krisen schon ihre Erfahrungen gesammelt und dadurch eine gute Prognostik, mit späterer Umsetzung. Alles andere ist Spekulation, vor der wir ausdrücklich warnen müssen.

Zu berücksichtigen ist gerade heute die schwierige Situation an den Kapitalmärkten. Folgende Themen bestimmen derzeit und auch noch die kommenden Wochen das Marktgeschehen:

  • US-Zinserhöhungen, verbunden mit einer Rezession
  • EZB Problematik, mit dem Thema der Inflation und auch dem der Verschuldungssituation in den Euroländern, sowie dem Lockdown in China,

Wie bereits in meinen obigen Ausführungen erwähnt, sind es jetzt die Qualitätsunternehmen, die man suchen muss. Bei denen stimmt nicht nur das Fundamentale, sondern auch die Zukunft ist prognostizierbar.

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Jetzt investieren!

Fazit: Anleger sollten, wenn sie antizyklisch investieren, behutsam und besonnen agieren und sich nicht wie ein Schnäppchen-Jäger im Schlussverkauf zu Impulskäufen hinreißen lassen. Nach einer gründlichen Analyse von Aktien, bei der Bewertungskennzahlen eine wichtige Rolle spielen sollten, gilt es, diese nüchternen Erkenntnisse auch entsprechend umzusetzen. Wer gefallene Engel antizyklisch kaufen will, tut gut daran, in mehreren Tranchen einzusteigen – damit lassen sich auch die Timing-Risiken reduzieren.

Alles andere ist Spekulation, vor der wir ausdrücklich warnen müssen. Gerade jetzt befinden sich auch viele „Tote Pferde“ an der Börse, die nie wieder laufen werden. Hier gilt es die Spreu vom Weizen zu trennen und vor allen Dingen, nach Betrachtung aller geschilderten Ereignisse, abzuwägen.

Jedem Aktionär wird schnell klar sein, wenn sich die Wolken vom Himmel verabschiedet haben, kommt wortwörtlich der Sommer zurück. Vieles, was wir jetzt als Spekulation erachten, wird dann  Schnäppchen sein.


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