Steigende Inflation: Sind die Sorgen berechtigt?

Steigende Inflation: Sind die Sorgen berechtigt?


Die Inflation kletterte im Oktober auf mehr als 4.5 %. Tages- und Festgeldsparer verlieren mit ihren Geldanlagen immer mehr an Kaufkraft. War das nur ein kurzes Aufflackern oder wird das ein anhaltender Trend? Der Vermögensverwalter Franz Kaim ist bezüglich der aktuellen Lage unbesorgt. Was er Anlegern rät, jetzt im Interview.
Franz Kaim ist Geschäftsführer der KIDRON Vermögensverwaltung GmbH in Stuttgart

Welche Einschätzung haben Sie zur aktuell hohen Inflationsrate? Woran liegt es? Ist es ein vorübergehendes Phänomen oder müssen wir uns längerfristig auf hohe Preise einstellen? Warum?

Franz Kaim: Es ist ein vorübergehendes Phänomen, denn ein Großteil der aktuell hohen Inflationsrate ist ein Resultat der durch Corona geprägten Weltwirtschaft. So berichtet beispielsweise die Internationale Arbeitsorganisation in ihrem jüngsten Bericht, dass Covid-19 die Arbeitsmärkte weltweit stärker belastet hat als ursprünglich angenommen. Insbesondere Fabriken von Zulieferfirmen aus Niedriglohnländern mussten zum Teil schließen. Die Erholungsprozesse laufen derzeit in unterschiedlichen Geschwindigkeiten zwischen Industrie- und Entwicklungsländern.

Dies sorgt temporär für Preisdruck, da die internationalen Lieferketten weiter betroffen sind. Doch eine steigende Güternachfrage aus den Industrieländern sollte mittelfristig wieder zu einer Ausweitung der Produktion in den Entwicklungsländern führen.

Quelle: Statistisches Bundesamt

Müssen sich Privatanleger derzeit Gedanken machen, wie sie sich vor hoher Inflation schützen können? Gibt es Handlungsbedarf?

Kaim: Von George Soros soll folgendes Zitat stammen: „Aufgrund seiner Geschichte fürchtet Deutschland sich mehr vor der Inflation als vor der Rezession. Im Rest der Welt ist das genau umgekehrt.“ Wir denken, die Inflationsraten werden sich wieder beruhigen. Entsprechend sollten sich die Anleger mit der aktuellen und zukünftigen Konjunkturentwicklung auseinandersetzen.

Was können Anleger tun? Welche Anlageklassen schützen eher vor Inflation, welche weniger?

Kaim: Von hohen Inflationsraten sollten Sachanlagen wie Gold, Immobilien profitieren. Aktien sollten auch profitieren, aber eingeschränkt. Man sollte dann Aktien von Unternehmen im Bestand haben, die mit ihren Produkten über entsprechende Preissetzungsmacht verfügen oder deren Anlagevermögen von hohen Inflationsraten profitiert, beispielsweise Goldminen-Aktien.

Muss man sich als Anleger überhaupt speziell vor Inflation schützen oder kann man sein Depot von vorneherein so aufbauen, dass es mögliche längere Inflationsphasen aushält?

Kaim: Seine Vermögensstruktur gezielt auf das Inflationsszenario auszurichten, ist riskant. Tritt der Fall nicht ein, erleidet man Verluste. Die Anleger müssen sich beispielsweise fragen: Was passiert mit dem Goldpreis, wenn sich die Inflationsraten wieder auf ein angemessenes Niveau einpendeln. Oder was sind die Risiken einer Immobilien-Investition. Es ist generell der falsche Investmentansatz, eine Investition nur zu tätigen, um einem speziellen Risiko aus dem Weg zu gehen.


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