Steigende Inflation: Das müssen Anleger 2022 beachten

Steigende Inflation: Das müssen Anleger 2022 beachten


Die Inflation kletterte im Dezember auf 5,3 %. Im Jahresdurchschnitt 2021 betrug sie 3,1 %. Tages- und Festgeldsparer verlieren mit ihren Geldanlagen immer mehr an Kaufkraft. Der Münchner Vermögensverwalter Leopold Zellwecker erklärt im Interview, was Privatanleger jetzt tun sollten.
Leopold zellwecker, Steinbeis&Häcker
Leopold Zellwecker ist Vermögensverwalter bei der steinbeis & häcker vermögensverwaltung gmbh

Wie wird sich die Inflation im Jahr 2022 entwickeln? Wie darüber hinaus?

Leopold Zellwecker: Wir rechnen in den kommenden Monaten weiterhin mit einem sehr starken konjunkturellen Umfeld auf globaler Ebene. Die gewaltigen geld- und fiskalpolitischen Impulse der Industrieländer, Investitionen der Unternehmen und ein Rückgang der weltweit rekordverdächtigen Überschussersparnisse dürften die Treiber sein. Sollte die Pandemie im Frühjahr ihren Schrecken verlieren, werden allerorten Nachholeffekte zu beobachten sein. Wachstumsraten von 5 Prozent im ersten Halbjahr für die USA und auch Europa erachten wir nicht als illusorisch.

Die Ära von minimaler Preisinflation, teils negativen Zinssätzen, stetig sinkenden Anleiherenditen und fantastischen Renditen auf zinssensitive Vermögenspreise dürfte hinter uns liegen. Wir gehen davon aus, dass die Rückkehr steigender Preise nun endlich eine neue Vorgehensweise in der Vermögensanlage erzwingt.

„Die Inflation ist gekommen, um zu bleiben.“

Lepopold zellwecker

Die Geschichte lehrt uns, dass Inflationsphasen in Zyklen ablaufen. Wir sind der Meinung, dass wir in dieser ersten Welle in der Nähe der Höchststände bei den Inflationsraten sind und wir in den kommenden Monaten rückläufige Tendenzen erleben werden. Die Raten werden aber nicht mehr dauerhaft auf die niedrigen Niveaus der jüngeren Vergangenheit zurückgehen.

Die Entwicklung der Inflationsrate in Deutschland bis Dezember 2021
Quelle: Statistisches Bundesamt

Welche Anlageklasse kann als Inflationsschutz dienen?

Zellwecker: Aktienauswahl wird entscheidend sein. Viele Unternehmen werden bei höheren Inflationsraten nicht in der Lage sein, Kostensteigerungen zeitnah und in vollem Umfang weiterzugeben. Anleger sollten sich auf Unternehmen mit starken Bilanzen, Preissetzungsmacht und niedriger Verschuldung fokussieren. Rohstoffunternehmen sind in einem solchen Umfeld besonders attraktiv, da steigenden Rohstoffpreise meist der Anfang eines inflationären Umfeldes sind. Bei Konsumgüterherstellern hingegen besteht die Gefahr des Margendrucks.

Das heißt: Aktien ja, aber Fokus auf Preissetzungsmacht, starke Bilanzen, niedrige Verschuldung und Rohstoffunternehmen legen.

Warum sind Aktien ein Inflationsschutz?

Zellwecker: Will man das heutige makroökonomische Umfeld besser verstehen, ist es hilfreich, einen Blick zurück in die 1970er Jahre zu werfen. Wer in diesen zehn Jahren Gold besaß, konnte sich über eine Wertsteigerung von 1.355 Prozent, in US-Dollar gerechnet, freuen.

Aktien, exemplarisch durch den S&P 500 verglichen, schafften in diesem Zeitraum nur eine Wertsteigerung von 76 Prozent. Bei der Betrachtung des US-Konsumpreisindex hätten sich die Aktienkurse in etwa verdoppeln müssen, um vor Kaufkraftverlusten zu schützen. Daher ist die Aktienauswahl in diesem Umfeld sehr entscheidend.

Für Anleger bedeutet das: Die Gewinner von gestern, werden nicht die Gewinner non morgen sein.

Sollten Anleger auch einen Teil ihres Vermögens in Gold anlegen?

Zellwecker: Gold sollte als Diversifikation in einem gut strukturierten Portfolio nicht fehlen. Es ist letztlich ein Schutz in der Vermögensanlage gegen die fortschreitende Erosion der Papierwährungen, die bereits im vollen Gange ist. Konnte man zur Einführung unserer Gemeinschaftswährung noch für 1.000 EUR vier Unzen des gelben Metalls erwerben, so bekommt man heute für diesen Betrag nicht mal mehr eine Unze. Geht man davon aus, dass die aktuellen Inflationsraten nicht als „vorübergehendes Phänomen“ einzustufen sind, hat Gold noch einen erheblichen Aufholbedarf vor sich. Die 1970er Jahre lassen erahnen in welche Richtung die Reise von Gold in den 2020er Jahren gehen kann.

Und welche Alternativen gibt es neben Aktien und Gold noch?

Neben Aktien und Gold, kann der Anleger auch direkt über ETCs in Rohstoffe investieren und sich so seinen eigenen Inflationsbasket erstellen.

Eine weitere Möglichkeit, ist der Erwerb von seltenen Luxusgütern. Im Luxusuhrenmarkt herrscht seit geraumer Zeit eine sehr starke Nachfrage für bestimmte Modelle von Rolex, Patek Philippe etc.. Lange Wartelisten sind die Folge. Wer hier investieren will, sollte den Markt aber gut kennen.

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