Negativzinsen bringen keine Geschenke – gute Anlageideen schon

Negativzinsen bringen keine Geschenke – gute Anlageideen schon


Sparern steht aufgrund der steigenden Inflation bei liquiden Geldanlagen, wie Sparbüchern, Tages- und Festgeldern der sichere Verlust bevor. Wer zu viel Geld bei der Bank oder Sparkasse hortet, zahlt sogar Strafzinsen. Dabei gibt es Alternativen. Welche, das erfahren Sie von Vermögensverwalter Burkhard Wagner.

Festgeld und Sparguthaben: Nicht mehr als unbedingt nötig

Abgesehen von den liquiden Mitteln, die man kurzfristig für Zahlungen benötigt, wird Geld auf Festgeldkonten nach Abzug der Inflation definitiv weniger wert. Selbst bei einer von der EZB angestrebten Inflationsrate von 2 Prozent bekommen Anleger mit diesen Konten bis auf Weiteres keinen Inflationsausgleich. Denn der Zins wird noch geraume
Zeit auf dem sehr niedrigen Niveau verharren. Die Strategie, Festgeld in anderen Ländern anzulegen, um minimal höhere Zinssätze zu erzielen, ist unserer Meinung nach viel zu risikoreich. Die Ereignisse um die isländische Kaupthing-Bank, die während der Lehman-Krise 2009 pleite ging, sollten jedem Anleger ein warnendes Beispiel sein. Damals zitterten Tausende deutsche Anleger um Ihre Einlagen, die nur vom isländischen Einlagensicherungsfonds abgesichert waren.

Quelle: Statistisches Bundesamt

Anleihen: Enteignungsgefahr

Die Anlagewelt hat sich radikal geändert. Waren Anleihen früher ein sicherer Hafen, droht nun die Enteignung der Anleger. Gemessen an einem der weltweit wichtigsten Rentenindizes rentieren derzeit 30 Prozent der Papiere an den Anleihemärkten im negativen Bereich. Weitere 40 Prozent liegen zwischen 0 und 1 Prozent. Abzüglich der Inflation verlieren Anleger auch hier Geld. Selbst klassische Unternehmensanleihen schützen ein Portfolio nicht mehr, wenn es ruppiger wird. Dies demonstrierte der Corona-Crash im März 2020 sehr deutlich. Selbst Anleihen guter Bonität kamen mit zweistelligen Kursverlusten – zumindest kurzfristig – unter die Räder.

Ob es auf absehbare Zeit höhere Zinsen für Anleihen geben wird, ist denkbar, aber unwahrscheinlich. Zwar rechnet man damit, dass sich die internationalen Notenbanken aus den milliardenschweren Anleihekäufen zurückziehen werden. Diese Nachfragereduzierung sollte die Anleihekurse unter Druck bringen und die Zinsen steigen lassen. Bei steigenden Zinsen drohen bei bestehenden Anleihen jedoch erhebliche Kursverluste.

Zudem würden steigende Zinsen eine Verteuerung der bestehenden Rekordschulden der Euro-Länder bedeuten. Das würde die südeuropäischen Staaten wie Italien und Griechenland hart treffen. Doch auch in den USA würde jeder Prozentpunkt Zinsanstieg eine jährliche Zinsbelastung von über 600 Milliarden Dollar nach sich ziehen. Hier stellt sich definitiv die Frage, welche Anpassungsmöglichkeiten die Notenbanken überhaupt haben.

Eine höhere Preissteigerungsrate kann für diese Staaten sogar ein willkommenes Vehikel sein, um einen Teil der horrenden Schulden weg zu inflationieren. Diese Entwicklungen sind wahrlich keine Basis, um ein Vermögen vor anziehenden Inflationsraten zu schützen. Für risikoaverse Investoren wie Stiftungen und viele Privatanleger rückt damit der Erhalt der Kaufkraft nach Steuern und Inflation in weite Ferne. Eine Alternative sind allenfalls Anleihe-Spezialitäten wie inflationsindexierte Anleihen oder Wandelanleihen. Sie können einen gewissen Inflationsschutz bieten.

Immobilien: Langfristiger Inflationsschutz

Sich mit Betongold gegen Inflationsgefahren schützen – dieser Gedanke herrscht in vielen Köpfen vor. Mit Recht. Immobilienpreise kannten in den letzten Jahren nur eine Richtung. Die Preise legten stürmisch zu, sogar stärker als die Mieten. Investoren setzen also stärker auf Wertsteigerungen als auf Mieterträge. Hat man als Vermieter zu der Wertentwicklung noch einen indexorientierten Mietvertrag, ist das der größtmögliche Inflationsschutz. Allerdings gibt es auch hier einen Pferdefuß: Viele Experten warnen vor einer Preisblase, die bei steigenden Zinsen platzen dürfte. In der Vergangenheit gab es immer wieder Phasen, in denen die Immobilienpreise fielen. Selbst solide Fundamentaldaten der Wirtschaft waren kein Garant, dass die Preise nicht nachgaben.

Selbst genutzte Immobilien bieten langfristigen Inflationsschutz. Durch den Sparzwang (Tilgung) sind sie eine aktive Vermögensbildung. Allerdings ist hierfür die Lage des Objektes von enormer Wichtigkeit. Nur in guten Lagen ist eine Wertbeständigkeit wahrscheinlich. Wer eine Immobilie selbst nutzen möchte, sollte bei den derzeit sehr attraktiven
Baufinanzierungen auf eine lange Zinsbindung achten.

Wer nicht direkt in eine Immobilie investieren möchte, findet bei offenen Immobilienfonds, Immobilienaktien und Reits gute Alternativen. Ganz risikolos sind diese Anlagen nicht. Die meisten offenen Immobilienfonds haben ihren Anlageschwerpunkt bei Büroobjekten und Einkaufszentren. Diese Immobilienklassen sind derzeit durch die langfristigen Auswirkungen der Coronapandemie wie weiter zunehmende Nutzung von E-Commerce und flexibleren Arbeitsplätzen in Form von Homeoffice und Remote-Arbeitsplätze unter Druck. Die weitere positive Preisentwicklung ist zumindest fraglich. Allerdings bestehen bei diesen Objekten oftmals inflationsindexierte Mietverträge, die eine Anpassung ansteigende Preise ermöglichen. Inflationsschutz ist hier also eingebaut.

Gold: Sicherer Hafen

Gold hat den Ruf, den Wert des Vermögens in Zeiten hoher Inflation zu erhalten. Auch deswegen scheinen die Bundesbürger das Edelmetall besonders zu schätzen. Die Bundesbank hält 3.300 Tonnen des Edelmetalls in ihren Beständen. Eigentlich sollte man erwarten, dass der Goldpreis gerade von den zuletzt massiv gestiegenen Inflationsraten profitiert. Doch weit gefehlt. Die Feinunze Gold verlor in diesem Jahr in US-Dollar rund 6 Prozent (Stand 29.11.2021) ihres Wertes. Ein steigender Dollar sowie steigende Zinserwartungen drückten bisher auf den Preis. Trotzdem bleibt Gold ein klassischer Schutz gegen eine stärkere Preisdynamik.

Bei Gold handelt es sich ein seit Jahrtausenden akzeptiertes Zahlungsmittel. Das unterscheidet das Edelmetall von virtuellen Fluchtwährungen wie Bitcoin, die gerne mal als „neues Gold“ bezeichnet werden. Gold bleibt das Krisenmetall. Bei Verwerfungen an den Kapitalmärkten, stieg in den meisten Fällen das Interesse am Gold schlagartig. Somit dient das Edelmetall auch als eine Art Versicherung für das restliche Vermögen.

Rohstoffe: Schwankungsanfällig

Die Energiepreise schnellen in die Höhe. Öl war zuletzt so teuer wie seit Jahren nicht mehr. Die Nachfrage nach Gas steigt und stößt auf leere Lager und eingerostete Lieferketten. Dieser Anstieg ist wohl nicht allein durch die Nach-Corona-Wehen zu erklären. Vielmehr verfügt die Welt eine über nur begrenzte Menge an physischen Ressourcen. Hier bieten sich langfristig orientierten Investoren interessante Anlagemöglichkeiten.

Allerdings entstehen erfahrungsgemäß bei konjunktursensiblen Rohstoffaktien hohe Marktschwankungen. Zu den gestiegenen Rohstoffpreisen kommen aktuell Engpässe bei zahlreichen Vorprodukten in der Auto- und Konsumgüterindustrie. Computerchips sind Mangelware. Viele Unternehmen müssen ihre Produktion zurückfahren. Durch die Probleme stiegen die Großhandelspreise in Deutschland im Oktober 2021 um 15 Prozent! Das war der höchste Anstieg seit der Ölkrise vor 47 Jahren!

Schwächt sich in der Folge das Wachstum der Wirtschaft ab, droht ein noch größeres Problem: Stagflation – eine inflationäre Entwicklung bei geringem Wirtschaftswachstum. Dies würde die Nachfrage nach Rohstoffen eher wieder abflauen lassen.

Globale Aktien: Alternativlos

Vieles spricht dafür, dass sich Aktien inflationsresistenter Unternehmen mit Preismacht und starker Dividendenhistorie auch zukünftig überdurchschnittlich entwickeln. Diese Unternehmen, die meist über starke Marken verfügen, haben eine gewisse Preissetzungs- macht und verkraften steigende Preise und Zinsen besser als andere Firmen. Voraussetzung hierfür sind solide Bilanzen, steigende Gewinne und attraktive Bewertungen.

Ob diese Aktien nun attraktiv oder überbewertet sind, ist derzeit ein sehr kompliziertes Thema. Wir meinen, dass durch die Geldschwemme der vergangenen Jahre die Bewertungskennziffern der meisten globalen Qualitätsaktien als ambitioniert zu bezeichnen sind. Nicht umsonst hortet einer der erfolgreichsten Value-Investoren der Welt, Warren Buffett, in seiner Gesellschaft Berkshire Hathaway seit geraumer Zeit eine rekordverdächtige Liquidität in Höhe von mehr als 140 Milliarden US-Dollar. Trotzdem bleiben Qualitätsaktien für langfristig orientierte Anleger eine hervorragende Anlagemöglichkeit, um die Kaufkraft des Vermögens zu erhalten.


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