
Geldanlage: "Die Inflation gleicht einem Flächenbrand"

Herr Steinbeis, wie lange wird uns das Thema Inflation noch beschäftigen?
Markus Steinbeis: Dieser Inflationszyklus ist in seiner Entstehungs- und Funktionsweise speziell. Jahrelange unverantwortlich monetäre Expansion war das trockene Reisig, das nur eines Funkens bedurfte, um einen Flächenbrand auszulösen. Dieser Funken waren nun die Angebotsengpässe. Ein zu knappes Angebot hat seit Monaten für Preisdruck gesorgt. Die Mängel reichen von Arbeitskräften bis hin zu Halbleitern. Notenbanken können in diesem Umfeld nur bedingt gegensteuern, ohne eine schwere Rezession auszulösen.
Inflationsphasen verlaufen in Wellen. Viele Preise steigen schnell an und stagnieren dann wieder oder fallen leicht zurück. Sie erreichen aber nicht mehr den Ausgangspunkt. Stattdessen entwickelt sich eine schrittweise Erhöhung des Preisniveaus und die Preise pendeln sich auf einem höheren Niveau ein, wenn die Gründe für die Inflation struktureller Natur sind. Wir gehen daher von einem Jahrzehnt mit steigenden Preisen aus. Die Inflationsraten sollten nachhaltig höher sein als in den vergangenen zwanzig Jahren.
Wo sehen Sie demzufolge die Inflationsrate in den nächsten Jahren?
Steinbeis: Es ist noch offen, wann die Inflation ihren Zenit dieser ersten Welle überschreitet. Aus unserer Sicht sollte dies im dritten Quartal 2022 in den USA aufgrund von diversen Basiseffekten der Fall sein. In Deutschland dürfte das aufgrund der Euro-Schwäche und der verfehlten Energiepolitik noch einige Monate länger dauern. Dies setzt aber das Ausbleiben weiterer Covid-Restriktionen und keine weitere Eskalation des Ukraine-Konflikts voraus. Es ist aber davon auszugehen, dass sich der Preisdruck über Monate nur langsam abbauen wird.
Wir erwarten in den kommenden Jahren starke Schwankungen der Inflationsrate mit einem klaren Trend nach oben. Das Preisniveau sollte daher dauerhaft steigen. Rückläufige Inflationsraten bedeuten nicht dass Preise sinken, sie steigen lediglich langsamer.
Und wie können sich Anleger am besten vor der schleichenden Entwertung ihres Vermögens schützen?
Steinbeis: Sachwerte wie Edelmetalle und Rohstoffe sind die Favoriten in diesem Umfeld. Eine strategische Allokation in diese inflationshemmenden Anlageklassen trägt dazu bei, die Inflationsanfälligkeit eines Portfolios zu verringern und in diesem herausfordernden Umfeld eine adäquate Risikostreuung zu erreichen. Anleihen erfüllen diesen Zweck nicht mehr.
Festverzinsliche Wertpapiere sind also nach wie vor keine sinnvolle Option für Anleger? Immerhin erhöhen die National- und Zentralbanken wieder schrittweise die Leitzinsen.
Steinbeis: Mit Anleihen ist ein realer Kapitalerhalt in diesem Umfeld unmöglich. Dennoch können einige spezielle Formen auch heute in einem diversifizierten Portfolio zur Robustheit beitragen. Wir denken da an Währungsanleihen, um den Euro-Anteil eines Vermögens zu reduzieren sowie an inflationsgeschützte Anleihen.
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