
Vermögensverwalter: "Gold bleibt ein wesentlicher Baustein im Portfolio"

Kann man als Gold-Investor mit einer solchen Entwicklung des gelben Metalls zufrieden sein? Immerhin ist 2022 ein ausgesprochenes Krisenjahr, in dem sich sonstige Rohstoffe viel stärker verteuert haben.
Leopold Zellwecker: Als Gold-Investor im Euroraum, kann man trotz hoher Inflation und stark gestiegener Rohstoffpreise mit einer ytd.-Entwicklung von knapp 8 Prozent auch absolut betrachtet zufrieden sein. Immerhin hat man in diesen schweren Zeiten die Kaufkraft nach Inflation mehr als erhalten können. Anders sieht es hier bei einem US-Gold-Investor aus. Dieser liegt mit einer Wertsteigerung von knapp 1 Prozent deutlich unter den Inflationsraten und erlebt somit deutliche Kaufkrafteinbußen. Stellt man die Goldpreisentwicklung in Relation zu sämtlichen namhaften Börsenindizes, war es aber in jedem Fall die deutlich bessere Wahl in Gold zu investieren.
Betrachtet man exemplarisch den Technologie-Index Nasdaq 100 oder den deutschen Leitindex DAX, so mussten Investoren hier Verluste von ca. 30 Prozent oder ca. 12 Prozent verkraften.
Warum ist der Goldpreis 2022 nicht noch stärker gestiegen?
Zellwecker: Die Zinserhöhungen der amerikanischen Notenbank sowie die straffere Geldpolitik bedeuten auch für Gold Gegenwind. Anleiherenditen von 3 Prozent bei 10-jährigen US-Staatsanleihen bieten Investoren temporär eine Alternative zu Gold und Aktienmärkten.
Wie wichtig ist ein sicherer Hafen wie Gold für den Vermögensaufbau und die Vermögenssicherung?
Zellwecker: Gold ist für uns ein wesentlicher Baustein in der Portfolioallokation. Gold ist unkorreliert zu anderen Anlageklassen und ist somit in der Lage die Volatilität im Gesamtportfolio zu reduzieren. Ferner hat Gold als einziges Anlageinstrument über Jahrhunderte bewiesen, dass es in der Lage ist den Besitzer langfristig vor Kaufkraftverlusten zu schützen. Es ist letztlich ein Schutz in der Vermögensanlage gegen die fortschreitende Erosion der Papierwährungen, die bereits im vollen Gange ist. Konnte man zur Einführung unserer Gemeinschaftswährung noch für 1.000 EUR vier Unzen des gelben Metalls erwerben, so bekommt man heute für diesen Betrag nicht mal mehr eine Unze.
Geht man davon aus, dass die aktuellen Inflationsraten nicht als „vorübergehendes Phänomen“ einzustufen sind, hat Gold noch einen erheblichen Aufholbedarf vor sich. Die 1970er Jahre lassen erahnen in welche Richtung die Reise von Gold in den 2020er Jahren gehen kann.
Was halten Sie vom Gold/DowJones-Koeffizienten?
Zellwecker: Letztendlich soll der Gold/DowJones-Koeffizienten dem Investor Auskunft geben, ob der Investor viele oder wenige Unzen Gold benötigt um den Dow Jones Index zu kaufen. Sprich, ob der amerikanische Aktienmarkt günstig oder teuer in Relation zu Gold ist. Als Anhaltspunkt kann der Gold/DowJones-Koeffizient durchaus hilfreich sein. Wesentlich wichtiger für eine Investmententscheidung ist die Entwicklung von Realzins, Geldmenge und Fiskalpolitik.
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