
Mit Gold statt Geld durch die Corona-Krise?
Physisches Gold ist hierzulande derzeit fast ausverkauft. Online-Goldhändler wie Pro Aurum oder Degussa beschränken die Anzahl der täglichen Bestellung oder liefern nur noch kleinere Mengen aus. Gold ist momentan so begehrt wie Klopapier, Mehl und Nudeln. Aber macht es wirklich Sinn, in der Corona-Krise Edelmetalle zu hamstern?
Krisenwährung mit Schwächen
Früher galt es als sichere Sache: Sobald Krisenstimmung aufkommt, geht der Goldpreis nach oben. Im Corona-März war das anders. Hier gab der Preis bis Mitte des Monats erstmal nach. „Die letzten Wochen haben gezeigt, dass auch Gold bei erhöhten Liquiditätsanforderungen zahlreicher Investoren deutliche Kursabschläge zu verzeichnen hat“, erklärt Andreas Schyra, Vorstandsmitglied der Private Vermögens Verwaltung AG aus Essen. Beispielsweise wegen Margin Calls. Manche großen Anleger, wie zum Beispiel Fonds mit maximaler Edelmetallquote oder Versicherungen, mussten Bestände auflösen. Andere Einflussfaktoren wie der niedrige Ölpreis und eine damit verbundene Nachfrageschwäche aus Russland beeinflussten den Goldpreis ebenfalls negativ. Genauso wie die ausbleibenden Goldschmuckkäufe in Asien.
„Gold als alleinige Kapitalanlage ist mit hohen Risiken verbunden“, sagt Vermögensverwalter Andreas Schyra. Aber: “Die Diversifikation durch die Beimischung von Gold in einem Portfolio kann positiv wirken, so Schyra. Bis zu zehn Prozent des Vermögens können Edelmetalle ausmachen, um insgesamt Risiken besser zu verteilen. Investmentfachmann Schyra präferiert dafür Exchange Traded Commodities wie etwa Xetra-Gold, das ein Investment nahe am Goldpreis zu geringen Kosten ermöglicht. Er vertraut weiterhin grundsätzlich dem Währungssystem. Und geht nicht davon aus, „dass wir Edelmetalle als Zahlungsmittel nutzen müssen.“ Skeptiker warnen sogar davor, dass solches „Papiergold“ im Falle einer Systemkrise wahrscheinlich wenig helfen würde.
Teure Sicherheit für Skeptiker
„Für uns ist Gold vor allem ein strategisches Investment, eine Versicherung gegen die bekannten und unbekannten Risiken“, sagt Andreas Schyra. Für ihn bietet das Edelmetall eine „Schutzfunktion gegen eine Krise des Finanzsystems, wie wir sie gerade erleben.“
Sich derzeit jedoch mit Krisenwährung in Form von Anlagenmünzen als Notgeld einzudecken, ist teuer: Die weltweit bekannte Anlagemünze Krügerrand beispielsweise kostet in seiner kleinen Version mit dem Gewicht einer Zehntel Unze Gold laut Degussa-Website 183,60 Euro (Stand 29.03.2020). Angekauft wird sie aber für gerade einmal 143,50 Euro. Im Moment des Kaufs erleiden Anleger quasi einen Wertverlust von rund 20 Prozent. Bleibt die Systemkrise aus, muss der Wert des global in Dollar gehandelten Edelmetalls kräftig steigen, damit aus den Münzen ein gutes Investment wird. Zinsen oder Dividenden wie bei Rentenpapieren oder Aktieninvestments bringt der Goldrausch nicht. Nur auf Gold zu setzen bedeutet auch, auf langfristige Chancen komplett zu verzichten.
Gold gegen Dax
Wer vor zehn Jahren sowohl in Gold als auch in den Deutschen Aktienstandardwerte Index (Dax) investierte, musste bei beiden Anlageformen mit zum Teil heftigen Schwankungen leben. Nicht immer funktioniert es, dass Gold steigt, wenn die Börse auf Talfahrt geht. Eine Mischung kann aber offensichtlich manchmal helfen, Schwankungen auszugleichen.

Kaufmöglichkeiten für echtes Gold
Wer physische Edelmetalle kaufen möchte, ist gut beraten, Seriosität und Preise genau zu vergleichen:
- Die Website gold.de führt zum Beispiel eine Liste mit Fakeshops im Internet.
- Grundsätzlich sollten größere Internetgeschäfte nie per Vorkasse-Überweisung erfolgen.
- Vorsicht auch vor Fälschungen bei Onlineeinkäufen über Auktionsplattformen.
- Selbst beim Goldhändler um die Ecke sollte genau auf den tatsächlichen Goldgehalt geachtet werden. Bei gängigen Anlagemünzen (Krügerrand, Philharmoniker, Mapple Leaf etc.) lassen sich Größe und Gewicht gut recherchieren und selbst überprüfen. Ein entscheidender Vorteil, falls die Goldreserve als Geld eingesetzt werden soll.
- Selbst bei etablierten Goldhändlern und Banken ist es wichtig, Preise zu vergleichen. Das sogenannte Aufgeld (Mehrpreis zum offiziellen Goldpreis) kann gerade bei kleineren Münzen und Barren bei 10, 20 und mehr Prozent liegen und unterscheidet sich von Händler zu Händler.
Goldinvestmentvehikel für’s Depot
Statt direkt auf physisches Gold zu setzen, gibt es für Anleger oft günstigere Lösungen, die sich nahe am tatsächlichen Goldpreis entwickeln.
Dafür entfallen Aufgeld und eine sichere Lagerung. Gängig hierfür sind zum Beispiel die folgenden ETCs (Exchange Traded Commodities). Das Gold lagert zentral im Tresor von Großbanken. Anleger erwerben lediglich ein Recht auf das Edelmetall.
Name | Herausgeber | WKN |
Xetra-Gold | Dt. Börse Commodities | A0S9GB |
Euwax Gold II | Börse Stuttgart Commodities | EWG2LD |
Xtrackers Physical Gold | DB ETC | A1E0HR |
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