"Gold eignet sich zur Sicherung des angesparten Kapitals"

"Gold eignet sich zur Sicherung des angesparten Kapitals"


Gold hat sich 2022 besser entwickelt als die meisten anderen Anlageklassen. Welche Rolle Gold jetzt für Privatanleger spielen sollte, beantwortet der Wiesbadener Gold-Experte Florian Müller.
Florian Müller ist Vorstand der SOLIT Fonds GmbH in Wiesbaden
Florian Müller ist Vorstand der SOLIT Fonds GmbH in Wiesbaden

Kann man als Gold-Investor mit einer solchen Entwicklung des gelben Metalls zufrieden sein? Immerhin ist 2022 ein ausgesprochenes Krisenjahr, in dem sich sonstige Rohstoffe viel stärker verteuert haben.

Florian Müller: Gold in USD ist im Jahresverlauf 2022 bisher im Kursverlauf leicht positiv. Für den Euro- Investor aber aufgrund des stärker werdenden Dollar/EUR deutlich besser (+8 % seit Jahresanfang, Stand; 24. Mai 2022). Andere Rohstoffe haben deutlich stärkere Preisanstiege erlebt, da hier der Markt über Angebot und Nachfrage sowie Lieferengpässe die Preise nach oben getrieben hat. Bei Gold war dies nicht der Fall. Wir betrachten Gold eher als Währung und nicht als klassischen Rohstoff.  

Die Entwicklung des Goldpreises stört uns in keiner Weise, da wir einen langfristigen Anlagehorizont über mehrere Jahre verfolgen, am besten sogar über Jahrzehnte.

Gold ist seinem Ruf als Schutz vor Inflation in jedem Fall gerecht geworden. In Euro betrachtet ist es seit Jahresanfang um ca. 8 % gestiegen – deutlich mehr als die Inflation. In Dollar ist die Bilanz nur leicht positiv, da die US-Notenbank FED eine restriktivere Geldpolitik verfolgt als die EZB und der Dollar gegenüber dem Euro stark gestiegen ist. Der EZB hat bei der Inflationsbekämpfung weniger „Luft“ als die FED. Sie müsste die Zinsen massiv anheben (am besten über die Inflationsrate) und die EZB-Bilanz durch den Verkauf von Staatsanleihen reduzieren. Durch die hohe Verschuldung vieler Staaten würde das aber faktisch eine Insolvenz einiger, insbesondere südlicher Euro-Länder und damit eine neue Euro-Krise hervorrufen. Das heißt die Zinsen werden im Euro-Raum länger niedrig bleiben müssen als in den USA. Die Euro-Schwäche zum US-Dollar dürfte sich daher fortsetzen und damit auch die Gold-Stärke in Euro.

Warum ist der Goldpreis 2022 nicht noch stärker gestiegen?

Müller: Der Goldpreis wird seit jeher durch viele Faktoren beeinflusst, am wenigsten aber von Angebot und Nachfrage. Die physische Nachfrage nach Gold in Form von Barren und Münzen ist, so der direkte Einblick aus dem Hause der Solit Gruppe, ungebrochen – dies ist bereits seit mehreren Jahren der Fall.

Einer Umfrage des World Gold Council (WGC), der Marktentwicklungsorganisation für die Goldindustrie zufolge kaufen deutsche Anleger in der Regel Gold mit der Absicht, ihr Vermögen zu schützen und gleichzeitig eine gute langfristige Rendite zu erzielen. Seit Anfang 2020 nahm die weltweite Nachfrage um 17 % zu, während sie in Deutschland um satte 56 % stieg. Würde sich der Preis rein betriebswirtschaftlich nach Angebot und Nachfrage richten, müsste der Goldpreis deutlich höher stehen. An der Börse wird der Goldpreis jedoch noch von anderen Faktoren und Marktteilnehmern beeinflusst, welche die Absicht verfolgen, den Goldpreis nicht zu stark steigen zu lassen.

Weshalb ist dies so?

Müller: Stark steigende Edelmetallpreise wären eine Gefahr für die Währungshüter wie EZB und FED und würden eine Gefahr des Geldmonopols darstellen. Leider erodiert das Vertrauen in die EZB und FED immer mehr. Die Gewährleistung und oberste Aufgabe der erwähnten Notenbanken für Preisstabilität zu sorgen, schwindet immer mehr durch die ausufernden Inflationszahlen, welche uns Monat für Monat vor Augen führen, das das Geld in Form einer Euro- oder US-Dollar Banknote immer weniger Kaufkraft für den Bürger bedeutet.

Der „Wechselkurs“ zwischen der Währung Gold und zum Beispiel dem Euro wird im Wesentlichen durch den Realzins bestimmt. Das heißt dem Zins, den man in dieser Währung abzüglich des  Kaufkraftverlusts durch Inflation erhält. Ist der Realzins negativ, verliert die Währung an Kaufkraft und Gold steigt (in dieser Währung). Die Ankündigung der FED die Zinsen zu erhöhen, hat kurzfristig Druck auf den Goldpreis ausgeübt. Allerdings wird auch die FED die Zinsen nicht ÜBER die Inflation erhöhen können. Damit bleibt der Realzins sowohl in den USA als auch in Europa langfristig negativ und der Goldpreis wird weiter steigen.

Wie wichtig ist ein sicherer Hafen wie Gold für den Vermögensaufbau und die Vermögenssicherung?

Müller: Gold bietet seit 5.000 Jahren geschichtlicher Aufzeichnung Erhalt der Kaufkraft und ist daher der ideale Schutz vor finanziellen Repressionen. In Zeiten ausufernder negativer Zinsen und steigender Inflation antizipiert der Goldpreis auf lange Sicht den Erhalt des Vermögens und eignet sich unserer Ansicht nach wie vor sehr gut zur Sicherung des angesparten Kapitals.

Betrachtet man den Goldpreis seit Einführung des Euro im Jahr 2000 war dieser auch unter dem Aspekt der Wertentwicklung die beste Anlageklasse, noch weit vor Immobilien und Aktien. Was viele Anleger immer wieder missverstehen, ist, dass Gold nicht im Wert steigt, sondern die Währung im Zeitverlauf immer mehr inflationiert und der Goldpreis dies mit einer Steigerung im Euro oder USD  widerspiegelt. Unsere Geschichte lehrt uns, dass Gold in Zeiten hoher Inflation im Vergleich zu klassischen Geldwerten (Sparbuch, Anleihen, etc) einen hohen Stellenwert beim Thema „reale Vermögenssicherung“ sowie „Vermögensaufbau“ darstellt.

Was halten Sie vom Gold/DowJones-Koeffizienten?

Müller: Das Dow-Gold-Ratio ist einer von vielen Indikatoren, die zur Bewertung des Goldpreis herangezogen werden. Es stellt die Relation des amerikanischen Aktienindizes Dow Jones im Verhältnis zum Goldpreis her. Das arithmetische Mittel der Dow-Gold-Ratio seit 1900 liegt bei 10. 2010 unterschritt die Ratio erstmals seit Mitte der 1990er-Jahre wieder diese Marke. Sollte sich der Trend fortsetzen, dass Hochs und Tiefs immer ausgeprägter werden, müsste die Dow-Gold-Ratio beim nächsten Tiefpunkt auf unter 1 sinken. Auch aus diesem Aspekt heraus bewerten wir Gold aktuell als sehr chancenreich

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