
"Auch Gold hat seine Risiken"

Kann man als Gold-Investor mit einer solchen Entwicklung des gelben Metalls zufrieden sein? Immerhin ist 2022 ein ausgesprochenes Krisenjahr, in dem sich sonstige Rohstoffe viel stärker verteuert haben.
Uwe Groh: Der Goldpreis hat im Jahr 2022 einen kleinen Wertzuwachs erzielt und dient als Stabilisator für die Depots. Alle anderen Investments, sowohl im Renten- als auch im Aktiensegment weisen dagegen teilweise erhebliche Verluste aus. Insbesondere der starke USD hat, wie im letzten Jahr, den Goldpreisanstieg eingeschränkt, da beide sich oft konträr entwickeln. Für den Euro-Goldpreis ergaben sich dadurch aber seit 2021 Währungsgewinne von über 11 %. Die längerfristigen fundamentalen Perspektiven für Gold lassen einen neuen historischen Höchstpreis bis 2023 erwarten.
Warum ist der Goldpreis 2022 nicht noch stärker gestiegen?
Groh: Der Goldpreis hat nur kurz von dem Angriffskrieg der Russen und entsprechenden anhaltenden Unsicherheiten profitiert. Entscheidend für die aktuelle Goldpreiskorrektur ist der starke USD und die sehr schnell steigenden Zinsen, insbesondere in den USA. Die explodierende kurzfristige Inflationsrate spielt keine so große Rolle, weil mittelfristig wieder von moderateren Inflationsraten von um die 3 % ausgegangen wird. Ob einige Faktoren wie die Lieferkettenprobleme, die sich negativ entwickelnde Demografie, Rücknahme der Globalisierung und die sich abzeichnende Lohn-Preis-Spirale nicht zu höheren Inflationsraten führt bleibt abzuwarten.
Wie wichtig ist ein sicherer Hafen wie Gold für den Vermögensaufbau und die Vermögenssicherung?
Groh: Gold ist aus einem diversifizierten Portfolio kaum wegzudenken. In vielen Krisen wirkte das Edelmetall stabilisierend und zeigt es auch aktuell in diesem Jahr.
Jedoch darf man als Anleger nicht dem Irrglauben verfallen, dass Gold als „sicherer Hafen“ ein risikoloses Investment sei. Es gab in den letzten Jahren auch Phasen, in denen der Goldpreis in kurzer Zeit Verluste erlitten hat, die man eigentlich eher dem Aktienbereich zuordnen würde. Zusätzlich sollte man nicht außer Acht lassen, dass die Goldnotierung in USD erfolgt und somit der Wechselkurs eine wichtige Rolle spielt. Getreu der Börsenweisheit „ Nicht alle Eier in einen Korb zu legen“ gehört Gold, in jedes gut diversifiziertes Depot beigemischt.
Was halten Sie vom Gold/DowJones-Koeffizienten?
Groh: Den historischen Höchstwert erreichte die Dow-Gold-Ratio mit fast 45 im Juli 1999, als die Dotcom-Blase ihre maximale Ausdehnung verzeichnete. 1980 sank der Wert sogar auf 1: Damals reichte eine Unze Gold, um den Aktienkorb abzubilden. Seit der Jahrtausendwende ist der Wert der Ratio immer weiter gesunken. Konnte man 2000 mit einem Anteil des Dow-Jones-Index noch 38,65 Unzen Gold kaufen, lag die Dow/Gold-Ratio Anfang März 2022 nur noch bei 17,51. Die Dow/Gold-Ratio dient als einer der wichtigsten langfristigen Indikatoren für institutionelle wie auch private Goldanleger, um konjunkturelle Trends zu erkennen und Schlüsse hinsichtlich der zukünftigen Goldpreisentwicklung zu ziehen.
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