
Finger weg von Themenfonds oder -ETFs
Herr Wüst, viele Themen-Bereiche glänzten zuletzt mit starker Wertentwicklung. Doch kann diese Wertentwicklung auf Dauer fortgeschrieben werden?
Thomas Wüst: Themenfonds eignen sich wunderbar zum Storytelling und sind daher das am stärksten Marketing-getriebene Segment der Fondsbranche. Das Kernproblem dieses Segments ist, dass es sich gerade bei neuen, innovativen Themen, die oft über solche Fonds gespielt werden, eben nicht um frühphasige Investments in neue Trends handelt. Denn die spielen sich zum allergrößten Teil außerhalb des Börsensegments im nicht börsennotierten Venture Capital-Bereich ab. Vielmehr werden oftmals Modetrends aufgenommen, die längst in aller Munde sind, und bei denen frühphasige Venture Capital-Investoren durch Börsengänge Kasse machen möchten, um ihre Rendite durch die Erzielung einer attraktiven Bewertung einzustreichen. Gute Negativbeispiele hierfür aus der Vergangenheit waren Spezialthemen wie 3D-Druck oder Seltene Erden. Die Rendite haben dabei frühphasige Venture Capital-Investoren mittels Börsengängen eingestrichen, während die Anleger, die die Papier zu einem späteren Zeitpunkt über Themenfonds haben, mit ihren Investitionen zum großen Teil Schiffbruch erlitten haben.
Sollten Anleger in Themenfonds oder -ETFs überhaupt investieren (Stichwort Streuung)? Wie hoch darf der Anteil am Depot sein? Und wenn ja, sind dann ETFs oder aktiv gemanagte Produkte in diesem Segment die bessere Wahl?
Wüst: Mein klarer Ratschlag lautet: Finger weg von Themenfonds oder Themen-ETFs. Schwachpunkt von Themen-ETFs gegenüber Themenfonds ist, dass Anleger hier auch auf Klumpenrisiken achten müssen, die Einzelwerte in solch speziellen Indizes mit hohen Indexgewichtungen einnehmen können. Generell ist es ein Schwachpunkt solcher Investments, dass enttäuschte Anleger, deren kurzfristige Erwartungen nicht erfüllt wurden, ihre Gelder auch schnell wieder abziehen können. Durch das rückläufige Volumen werden solche Fonds für die auflegenden Fondsgesellschaften dann schnell zu klein und damit unrentabel, mit der Konsequenz, dass sie geschlossen werden. Und diese Fondsschließungen erfolgen dann nicht selten zu einem Zeitpunkt, bei dem der Anleger Verluste realisieren muss, was den langfristigen Charakter einer Aktienanlage pervertiert.
Können Sie ein paar Beispiele nennen, welche Themenfonds- / -ETFS für Sie aktuell spannend sind und kurz begründen?
Wüst: Wenn Investoren unbedingt in Themenfonds investieren möchten, dann sollten Sie dies nur zur Beimischung machen und sich dabei auf langfristige Megatrends wie Nachhaltigkeit, Demographie oder Lebensmittelversorgung konzentrieren und kurzfristige Modetrends konsequent meiden. Denn die Erzielung von Überrenditen mittels kurzfristiger Modetrends ist ein sehr spekulatives Unterfangen, bei dem oftmals nur diejenigen verdienen, die am lautesten die Werbetrommel dafür rühren.
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