Vorsicht vor Klumpenrisiko bei globalen ETFs

Vorsicht vor Klumpenrisiko bei globalen ETFs


Die Goldene Regel beim Investieren heißt Streuung. Daher empfehlen Verbraucherschützer: Einfach einen weltweit anlegenden Indexfonds (ETF) kaufen – das war‘s! So beteiligen sich Anleger mit nur einem Wertpapier an Hunderten, wenn nicht Tausenden von Firmen. Das stimmt zwar, ist aber nicht die volle Wahrheit. Denn die allermeisten Aktien-ETF streuen wegen der Index-Konstruktion bei Weitem nicht so breit, wie die große Mehrheit der Anleger glaubt.

Einfach einen global anlegenden Indexfonds (ETF) kaufen – was taugt die Empfehlung vieler Verbraucherschützer?

Mirko Kohlbrecher: Das kommt (wie immer im Leben) drauf an. Die meisten globalen Indexfonds spiegeln nicht die wirkliche Wirtschaftsleistung der Welt wider. Nehmen wir zum Beispiel den berühmtesten Index: Den MSCI World. MSCI Inc. ist ein in New York City ansässiger US-amerikanischer Finanzdienstleister, der Finanzdienstleistungen vor allem für das Investment Banking anbietet. Im MSCI World Index sind zu ca. 70% amerikanische Werte abgebildet. Die weiteren Wirtschaftsmächte wie China oder andere Schwellenländer finden gar nicht statt. Bilde ich also mit einem Kauf eines solchen Indices die tatsächliche Wirtschaftsleistung der Welt ab? Der Index ist nicht global. Nichtsdestotrotz eignet sich ein ETF auf diesen Index als Basisinvestment, gerade in den ersten Phasen des Vermögensaufbaus.

Warum bergen viele Exchange Traded Funds (ETFs) Klumpenrisiken?

Kohlbrecher: Bleiben wir mal bei dem oben beschriebenen MSCI World. Hier sind neben dem geografischen Klumpenrisiko USA auch das branchenabhängige Klumpenrisiko zu nennen. Von den Top-10 Positionen sind alleine sieben Positionen dem Tech-Sektor, bzw. quasi Tech, zuzuordnen, alle Unternehmen in den Top10 sind in den USA ansässig. Insgesamt 21,71% entfallen auf diesen Sektor. Nimmt man die Communication Services dazu kommen wir auf insgesamt knapp 30% Gewichtung.

Mit dem hohen USA-Anteil haben wir natürlich auch eine immens hohen US-$-Abhängigkeit. Die Allokation in dem ETF richtet im Wesentlichen nach der Marktkapitalisierung, weshalb mittelständische Unternehmen und „hidden champions“ unter dem Marktgewicht von Apple & CO. untergehen. Aber auch hier gilt, dass ein ETF ein gutes Basisinvestment darstellt.

Mit welchen Strategien können Anleger ihr Geld wirklich breit streuen?

Kohlbrecher: Uns gefallen Strategien, die maximal flexibel auf eine sich verändernde Welt zeitnah reagieren können. Nehmen wir das Beispiel „Öl und Gas“. Zu Beginn der Corona-Pandemie stand der Öl-Preis kurzfristig im Minus. Ein Zustand, an den sich heute (nur 2,5 Jahre später) fast keiner erinnern kann oder mag. Es gibt viele spannende Branchen, die Anleger in Ihrem Depot abbilden können – das geht schwerlich über einen einzigen Index. Eine breite Streuung in liquide Anlagen mit Investitionen in Schwellenländer, in geringere kapitalisierte Werte, Gold und Rohstoffe…können in Form einer Vermögensverwaltungsstrategie, auch in als ETF-Strategie, oder über ein Investment in einen Mischfonds erfolgen.

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