"MSCI World wird durch die Schwerpunkte USA, Tech-Konzerne und US-Dollar extrem verzerrt"

"MSCI World wird durch die Schwerpunkte USA, Tech-Konzerne und US-Dollar extrem verzerrt"


Immer mehr Geld wird über ETFs in den weltweiten Aktienindex MSCI World investiert. Dabei ist der MSCI World längst kein Weltindex mehr. Vermögensverwalter Titus C. Schlösser erläutert anhand von Beispielen, warum der Index extrem verzerrt ist und an welchen Faktoren Anleger ihr Depot tatsächlich ausrichten sollten.

Herr Schlösser, wie erklärt sich das immer größere US-Gewicht im weltweiten Aktienindex MSCI World?

Titus C. Schlösser: Der MSCI World misst die tägliche Wertentwicklung von rund 1.600 Aktien weltweit. Dabei sind die einzelnen Aktien nach Marktkapitalisierung (Aktienkurs mal Anzahl an Aktien) gewichtet. Die berühmten FAAMG (Facebook, Apple, Amazon, Microsoft, Google) machen allein schon 13,3 Prozent des Index aus. Ihre Marktkapitalisierung beträgt zusammen 6,3 Billionen US-Dollar. Zum Vergleich: Die Marktkapitalisierung der 30 DAX-Unternehmen beträgt zusammen aktuell lediglich 1,46 Billionen US-Dollar. Das heißt, die fünf amerikanischen Aktien haben bereits die 4,3-fache Marktkapitalisierung des gesamten deutschen Leitindex.

Die gigantischen Konzerne, allesamt aus dem Silicon Valley, haben in der Anlegergunst kontinuierlich zugelegt. Somit wächst im Einklang mit den steigenden Kursen deren Gewichtung in dem MSCI Index.

Die großen US Tech-Firmen haben dieses Jahr, nach Marktkapitalisierung gewichtet, um 32 Prozent zugelegt. Der Rest des amerikanischen Marktes (S&P 500) hat 5 Prozent verloren. Dies führt die extreme Verzerrung einiger Indizes und ETFs vor Augen.

Länderverteilung MSCI World
MSCI World

Wie beurteilen Sie diese zunehmende Konzentration?

Schlösser: Die Gefahr der extremen Konzentrierung auf einige wenige Werte liegt auf der Hand. Sollte eines oder alle großen Konzerne leiden, wird sich dies in extremer Form auf den MSCI World Index auswirken. Nicht zu unterschätzen ist, dass der starke Kursanstieg dazu geführt hat, dass die Unternehmen hoch bewertet sind. Des Weiteren gehen für ein Depot Gefahren durch die starke Konzentration aus: Am 29.07.2020 wurden beispielsweise die CEOs von Apple, Facebook, Amazon und Google gleichzeitig vom Kongress verhört. Sie mussten sich zu Vorwürfen des Marktmissbrauchs aufgrund ihrer schieren Marktmacht stellen. Sollte es zu einer Zerschlagung der großen Unternehmen kommen, kann dies zu starken Korrekturen in den ETFs führen, in denen die Unternehmen dominant repräsentiert sind.

Neben den genannten IT-Firmen ist der Index wegen der Berechnungsmethode sehr stark auf die USA fokussiert (64,4 Prozent). Weitere 12,5 Prozent fallen auf Japan und Großbritannien. EU-Länder sind somit kaum vertreten. Deutschland gerade mal mit 3 Prozent. Das hat eine weitere wichtige Folge: Rund 90 Prozent des Index haben ein Fremdwährungsrisiko, im Wesentlichen durch den US-Dollar und japanischen Yen. Dies sollte Anlegern bewusst sein. Insbesondere jetzt, wo der US-Dollar eine Schwächephase hat und binnen vier Monaten von 1,07 auf 1,17 gefallen ist (Euro ist gestiegen).

Währungsverteilung MSCI World
MSCI World

Wie würde sich Ihrer Meinung nach ein ideales (gut diversifiziertes) Weltportfolio vom MSCI World unterscheiden?

Schlösser: Es ist sehr sinnvoll, global zu investieren. Wir sehen bei privaten Anlegern regelmäßig den Fehler des Home Bias. Dennoch hat die globale Diversifikation ihre Grenzen. Ein nahezu ausschließlich auf nicht-EUR ausgerichtetes Investment wie der MSCI World ist höchstens in der Beimischung eine gute Wahl.

Neben der regionalen Diversifikation sollten Anleger auf eine Streuung der Branchen (Sektoren) achten. Auch hier weist der MSCI World Index stärkere Konzentrationen auf.

Wir empfehlen Anlegern die Vermögensallokation an ihren individuellen Anlagezielen und Anlagehorizont auszurichten. Ein Index kann nicht für jeden Anleger genau passend sein.

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