Interview: Wolfgang Köbler über ETF's und aktive Fonds

Interview: Wolfgang Köbler über ETF's und aktive Fonds


Wann würden Sie einen ETF, wann einen aktiven Fonds für ihre Kunden bei der Geldanlage einsetzen? Diese und mehr Fragen beantwortet Wolfgang Köbler im Interview.

Frage: Wann würden Sie einen ETF, wann einen aktiven Fonds für ihre Kunden bei der Geldanlage einsetzen?
Köbler: Wir setzen in der Vermögensverwaltung grundsätzlich bei jedem Mandat ETF’s der unterschiedlichsten Teilmärkte ein. Aktive Fonds bevorzugen wir in Themenbereichen, sowie Emerging- und Frontier Markets. Insbesondere in den Schwellenländern ziehen wir Aktive vor, da es unterschiedliche Handelszulassungen und andere interessantere Zusammensetzungen, als passiv gewichtete ETF Indexabbildungen gibt. Bei manchen Indices sind passive Investitionen, aufgrund der Zusammensetzung des Index nicht förderlich. Beispiel wäre der russische Index oder vietnamesische Index.

Frage: Was sind die spezifischen Stärken des ETFs? Wo und wie eingesetzt, kommen diese am besten zur Geltung?
Köbler: Einfache Handelbarkeit, teilweise von 8 bis 20 Uhr handelbar, damit schnelle Reaktionsgeschwindigkeit auf Marktverwerfungen. In der Regel niedrige Verwaltungsgebühr. Keine Ausgabeaufschläge. Einfache Administration z.B. im Bereich der ausschüttenden Dividenden ETF’s.

Frage: Was sind die spezifischen Stärken eines aktiven Fonds? Wo und wie eingesetzt, kommen diesen am besten zur Geltung?
Köbler: Für uns in der Vermögensverwaltung gehören aktive Fonds genauso zur Allokation wie ETF’s. Wie oben dargestellt, lassen sich manche Marktpräferenzen über aktive Fondsmanager besser darstellen. Neben besonderen Markttrends oder Emerging Market Abbildungen, setzen wir insbesondere im Multi Asset Bereich Vorteile aktive Manager ein, wir sehen hier gerade in schwachen Marktphasen eine niedrigere Volatilität als bei Depots die statisch über ETF’s allokiert werden

Frage: Von welchen ETFs sollte ich als Privatanleger besser die Finger lassen?
Köbler: Aus gemachten Erfahrungen während des Höhepunktes der Finanzkrise Anfang 2009 raten wir allen Privatanlegern, möglichst in replizierte ETF’s zu investieren. Bei einzelnen Marktsegmenten raten wir ebenfalls von Investitionen ab, weil die nur unzureichend abgebildet werden können. Diese sind u.a.:

  • Abbildung von Rohstoffindices (z.B. der RICI Index, wegen Rollverlusten),
  • Anleiheindices mit Inflationsausgleich (klingt gut, die Berechnung dafür ist aber sehr komplex und für den Privatanleger in vielen Fällen nicht nachvollziehbar)
  • Verschiedene Emerging Market Indices, erstens sind die Kosten annähernd gleich, wie bei aktiven Fonds, zweitens ist die Gewichtung innerhalb der Indices zu unausgewogen und drittens sind es fast immer synthetische Konstruktionen

Frage: Woran erkenne ich einen guten aktiven Fonds?
Köbler: Bei der Vielzahl an aktiven zum Vertrieb in Europa zugelassenen Fonds (ca. 10.000) ist es grundsätzlich schwierig für Privatanleger einen Vergleich vorzunehmen. Die Vergleichsportale setzen im Wesentlichen nur quantitative Maßstäbe an. Fast alle Fonds müssen sich einer Benchmark zuordnen lassen, die aber in vielen Fällen nicht der Strategie des aktiven Managers entspricht. Der Anleger sollte sich unserer Meinung nach an folgende Parameter bei der Fondsauswahl halten:

  • Kontinuität des Fondsmanagements / Keine Teammanager, sondern immer einen verantwortlichen Fondsmanager (Hilfreich hierbei ist das screening von Sauren)
  • Track Record der Fondsmanagers in der Vergangenheit (mind. 3 Jahre)
  • Scoring Quantitativer Ergebnisse wie Perfomance- und Risikozahlen auf 1,3,5 und 10 Jahressicht innerhalb der jeweiligen Anlageklasse (Messgrößen wie Max.Drow Down, Sharpe Ratio, Vola)
  • Kostenbetrachtung des Managements (laufende Gebühr Management, Kosten Fondshülle usw.). Darstellung der TER „total expense rate“ (die nicht alle Kosten beinhaltet!) im Peergroupvergleich.

Besonders wichtig ist es, bei Kosten des Fondsmanagements auf Gewinnbeteiligungen zu achten. Wann die bezahlt werden und ob es eine High Water Mark gibt. Grundsätzlich zu den Kosten gibt es mittlerweile bei einer Vielzahl von Anbietern sog. „clean shares“ Gattungen, die für den privaten Anleger die günstigste Variante darstellen.