ETFs sind kein Allheilmittel gegen Geldentwertung

ETFs sind kein Allheilmittel gegen Geldentwertung


Inflation und Magerzinsen machen Geldanlage alternativlos. Günstige passive Finanzprodukte sind dafür beliebt, aber nicht immer die beste Lösung.

Was bedeutet eigentlich eine Inflation von sieben Prozent für Vermögen? Kurz gesagt, die Kaufkraft von 1.000 Euro halbiert sich innerhalb von etwa zehn Jahren. Anders ausgedrückt: In einem Jahrzehnt muss man für die gleiche Menge an Waren und Dienstleistungen, die es heute dafür gibt, dann fast 2000 Euro auf den Tisch legen. Um sich das leisten zu können, sollte Geld real rentabel angelegt werden.

Mit klassischen Sparprodukten wie Sparbuch oder Festgeld ist es aber seit einigen Jahren nicht mehr möglich, einen Ertrag oberhalb der Inflationsrate zu erzielen. Das wird sich wohl auch nicht so schnell ändern, selbst wenn sich die Geldentwertung in absehbarer Zeit wieder etwas beruhigt. Denn die quasi risikolosen Erträge gehen gegen Null, zum Teil werden sogar Strafgebühren für Guthaben erhoben und eine schnelle Zinswende ist zumindest in Europa nicht in Sicht. Wer die Kaufkraft von Zurückgelegtem erhalten will, hat kaum eine andere Wahl als sein Geld an den Kapitalmärkten zu investieren.

Gerade im Aktienbereich gibt es eine Reihe von Unternehmen, die nicht nur kräftige Gewinnausschüttungen sondern auch Kurssteigerungspotenzial versprechen. Börsenaffine Freunde, Wirtschaftsfachmagazine und Verbraucherschützer empfehlen dazu gerne ETFs – börsengehandelte Indexfonds. Die seien viel kostengünstiger als vergleichbare aktiv geführte Fonds und schneiden meist sogar noch besser ab. Also einfach ETFs statt Sparbuch und das Problem ist gelöst?

Beliebtes Anlagevehikel

Tatsächlich ist die Grundidee eines passiven ETFs attraktiv: Anleger können sich zum Beispiel über einen monatlichen Sparplan schon ab wenigen Euros an tausenden von Aktienwerten beteiligen. Wird ein bekanntes Börsenbarometer, wie etwa der MSCI World, als Basis gewählt, werden die Chancen von rund 1.600 Unternehmen aus den Industrienationen genutzt. Entwickelt sich die globale Wirtschaft insgesamt positiv, sollte so ein Investment im Wert steigen, auch wenn es in einzelnen Branchen oder Regionen mal nicht so läuft. Die Kosten liegen in der Regel im 0,X-Prozent-Bereich weit unter denen aktiv geführter Produkte, da auf ein teures Management weitgehend verzichtet werden kann. Kein Wunder, dass diese Anlageform immer beliebter wird: Nach Schätzungen soll es bis zum Jahr 2026 allein in der Bundesrepublik 20 Millionen solcher Sparpläne geben. Klingt alles nach der optimalen Investmentlösung für jedermann, oder?

Risiken einkalkulieren

Aber auch hier gilt, Renditechancen gibt es heute nicht mehr ohne Schwankungsrisiken. Das gilt sogar ganz besonders für passive Zusammenstellungen wie Börsenindizes. So lag zum Beispiel der deutsche Leitindex Dax im Zuge des Ukraine Kriegs sogar schon seit dem Jahresanfang 2022 zwischenzeitlich bis zu 24 Prozent im Minus. Langfristig zeigt die Erfahrung zwar, dass stabile Unternehmen durchaus in der Lage sind, solche Kursverluste wieder aufzuholen. Aktien sind auf Jahrzehnte betrachtet eine sehr attraktive Anlageform. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass Einbrüche von 20, 30 und mehr Prozent immer wieder vorkamen und weiter vorkommen werden. Und nicht jeder kann noch ruhig schlafen, wenn das Ersparte plötzlich mal schnell ein Drittel an Wert verliert. Wer in so einer Situation dann verkauft, hat den Kostenvorteil von ETFs unter dem Strich teuer bezahlt. Und ist es wirklich schlau, gerade in der jetzigen Situation auf passive Zusammenstellungen zu setzen?

Dynamische Phase

Wir erleben gerade auf verschiedenen Ebenen eine Zeitenwende. Die Abkehr von fossilen Energieträgern hat höchste Priorität bekommen. Nicht nur um den Klimawandel aufzuhalten, sondern als Frage der Sicherheitspolitik. Die Globalisierung wird zumindest in kritischen Bereichen in Frage gestellt, nach den Lieferkettenproblemen während der Covid-19-Pandemie. Zudem hat das Zeitalter der Digitalisierung gerade erst begonnen, mit all seinen Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Wir stehen also vor einer ganzen Reihe grundlegender Veränderungen. In so einer dynamischen Situation könnte es Sinn machen, eher die Aktien mit den besten Aussichten auszuwählen, statt auf die starre Zusammenstellung eines Index zu setzen.

Strategische Struktur

Generell raten wir dazu, nicht ausschließlich auf eine Anlageform zu setzen. Zu einem stabilen Vermögensaufbau gehören für uns verschiedene Anlageklassen, wir nutzen etwa auch Anleihen und Edelmetalle zur Stabilisierung gegen Marktschwankungen. Auch wir setzen ETFs ein, um die Entwicklung ganzer Märkte preisgünstig abzubilden. Ergänzt wird das aber in unseren Depots durch eine breit gemischte und flexibel angepasste Auswahl an Einzelwerten der aussichtsreichsten Branchen. Bei Bedarf nutzen wir zusätzliche Absicherungsstrategien gegen Börsenschwankungen. ETFs sind für uns nur ein Investmentbaustein von vielen, ein Allheilmittel für Anleger sind sie nicht. Um Vermögenswerte vor Inflation zu schützen und für die Zukunft zu erhalten, sollten sie in eine langfristig orientierte, strategische Kapitalstruktur eingebettet werden.

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