
ETFs - Das müssen Privatanleger wissen

Wenn ich einen ETF als Anleger kaufe, habe ich alles richtig gemacht, weil ETFs breit streuen und günstig sind – richtig?
Uwe Eilers: ETFs sind billig, aber nicht günstig. Schließlich bilden diese einfach nur einen Index ohne jegliche Leistung ab. Der Anleger muss dann immer noch über das richtige Timing bei Kauf und Verkauf nachdenken und entscheiden. Gerade dabei werden die meisten Fehler gemacht. Eine breite Streuung ist nicht immer gewährleistet, da es auf die Größe der zugrundeliegenden Indizes ankommt. Einzig der MSCI World ist recht breit, wenngleich einige große US-Tech-Werte Klumpenrisiken bilden, wie man aktuell beim Kurssturz von Amazon beobachten kann.
Aktive Fondsmanager schlagen in 9 von 10 Fällen nicht den Markt, deshalb bin ich mit einem ETF immer vorne mit dabei – richtig?
Eilers: Kein ETF schlägt den Markt, da diese aufgrund der Kosten immer schlechter als die Indizes sind. Ebenso sind die gemangten Fonds der großen Investmenthäuser meist schlechter als die Indizes, da diese aufgrund der Größe häufig nur noch die großen Indizes nachbilden und die Kosten dafür sorgen, dass diese ebenfalls schlechter als die Indizes performen. Anders sieht es häufig bei guten kleineren und wendigen von kleineren Vermögensverwaltungen gemanagte aktive Fonds aus. Bei guter Expertise und Erfahrung liegen diese häufig besser.
Davon gibt es genug: von den etwa 10.000 verschiedenen Fonds sind immerhin 1.000 Fonds besser als die Indizes. Vermögensverwaltende Ansätze bieten dabei oft noch einen wesentlichen Mehrwert, wenn die Aktienquoten variabel gesteuert werden und Marktverluste teilweise nur in geringem Maß mitmachen.
Gibt es überhaupt Fälle, in denen ein aktiver Fonds seinem ETF-Gegenspieler überlegen ist? Wo setzen Sie ETFs in der Umsetzung der Anlagestrategie für Ihre Kunden ein?
Eilers: Vermögensverwaltend gemanagte Fonds mit variablen Aktienquoten sind häufig besser als jeder Index, vor allem dann, wenn die Verluste bei stark fallenden Märkten überschaubar bleiben. In dem Fall vermeidet man, dass die Anleger in Panik geraten und zu schlechten Kursen verkaufen. ETFs machen dann Sinn, wenn man in ein spezielles Land investieren möchte: Zum Beispiel ein ETF auf den polnischen oder vietnamesischen Aktienindex.
Bei der Auswahl des ETFs muss ich nicht auf den dahinter liegenden Index nicht achten, weil es wird doch immer der ganze Markt abgedeckt und eine neutrale Instanz wacht über die Zusammensetzung des jeweils hinterlegten Aktienkorbes – richtig?
Eilers: Es gibt ETFs auf die verschiedensten Indizes. Man sollte beim Erwerb darauf achten, dass es ein Index ist, der transparent ist und von einer seriösen Gesellschaft laufend berechnet wird.
Was muss ich sonst bei einem ETF-Kauf beachten: physisch hinterlegend oder replizierend, hebelend beziehungsweise shortend, Kosten oder equal weight?
Eilers: Man kann physische, replizierende, gehebelte oder Short-ETFs kaufen. Das ist letztendlich egal, wenn man die diversen Risiken kennt, die damit verbunden sind. Grundsätzlich sollte man immer nur in die Produkte investieren, die man sehr genau kennt.
Wie finden Sie den richtigen ETF? Gibt es Suchmaschinen oder Listen, die Sie empfehlen können?
Eilers: Bei der Auswahl der ETF sollte man darauf achten, dass die Anbieter fortlaufend eng gestellte Kurse stellen. Vor allem in volatilen Märkten kann es vorkommen, dass Anbieter extrem hohe Geld-Brief-Spannen publizieren. Das kann die Rendite erheblich schmälern.
Haben Sie einen Lieblings-ETFs und wenn ja, welchen?
Eilers: Man sollte grundsätzlich rational bei der Auswahl von Wertpapieren vorgehen: somit sollte es auch nicht unbedingt „Lieblings-ETF“ geben.
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