"Frauen müssen bei der Geldanlage mutiger werden"
Frau Bossdorf, warum sind Frauen besonders von Altersarmut betroffen?
Julie Bossdorf: Bedingt durch die Erziehungszeiten und einem veralteten Rollenbild arbeiten viele Frauen immer noch in Teilzeit oder in Minijobs. Die dadurch entstehende Rentenlücke lässt sich, wenn die Kinder groß sind, selten schließen. So sitzt Frau bis zu Rentenbeginn in der Teilzeitfalle fest. Hinzu kommt, dass viele Frauen Berufe aus einkommensschwächeren Branchen wählen und grundsätzlich weniger verdienen als ihr männliches Pendant.
Was können sie dagegen tun?
Bossdorf: Jede Frau sollte sich konsequent mit dem eigenen Vermögensaufbau beschäftigen und weniger auf den Partner verlassen. Je früher sie damit beginnen, desto besser. Gleichzeitig können Frauen ihr Arbeitszeitmodell überdenken und versuchen, die Teilzeitfalle früher als gar nicht zu beenden.
Und wie erreicht Frau am besten die finanzielle Unabhängigkeit?
Bossdorf: Finanzielle Unabhängigkeit beginnt schon mit dem eigenem Depot. Es gibt immer noch zu viele Frauen, die dem Partner die Geldanlage überlassen und selbst keine Entscheidungen treffen wollen. Als ersten Schritt empfehle ich eine unabhängige Beratung, am besten von Frau zu Frau.
Wenn wir schon beim Thema Depot sind: Noch immer investieren Männer öfter in Aktien als Frauen. Wie können sich Frauen bei der Geldanlage mehr zutrauen?
Bossdorf: Natürlich ist es schwer, sich hier zu überwinden. Daher ich rate ich Frauen, mit kleinen Beträgen in die Aktienanlage zu starten. Monatliche Sparpläne in globale Aktienfonds helfen, ein besseres Gefühl für Aktien zu bekommen und sich mit dem Thema vertraut zu machen.
Wenn Frau sich traut, in Aktien und Co. zu investieren, ist sie oft erfolgreicher als ein männlicher Anleger. Woran liegt das?
Bossdorf: Man kann natürlich nicht alle über einen Kamm scheren. Aber: Männer wollen oft das schnelle Geld verdienen und verlieren dann in Krisenzeiten die Nerven. In turbulenten Börsenzeiten neigen Männer öfter dazu, ihre Anlagen zu verkaufen, während Frauen die Schwächephase aussitzen. Für ihr Durchhaltevermögen werden sie dann am Ende mit einem positivem Anlageergebnis belohnt.
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