Börsenausblick 2021 mit Marco Herrmann (4): "Wir hoffen auf eine Erholung der Weltwirtschaft"

Börsenausblick 2021 mit Marco Herrmann (4): "Wir hoffen auf eine Erholung der Weltwirtschaft"


Nach einem epochalen Jahr, das sowohl am Kapitalmarkt als auch bei der Geld- und Fiskalpolitik zu extremen Reaktionen geführt hat, richtet sich nun der Blick nach vorne. Die baldige Verfügbarkeit verschiedener Impfstoffe gegen COVID-19 macht Hoffnung. Unsere Erwartungen für 2021 haben wir in acht Punkten zusammengefasst:
  • Aus dem V in der Wirtschaftsentwicklung wird ein W: Neue Lockdown-Maßnahmen lassen Teile der Weltwirtschaft in eine Double-Dip-Rezession abgleiten. Ab dem zweiten Quartal 2021 rechnen wir aber dank der breiteren Verfügbarkeit von Impfstoffen mit einer nachhaltigen Erholung der Weltwirtschaft – gestützt von weiteren fiskalischen Impulsen.
  • Die Konsumentenpreise werden in Europa nach der Nullrunde in 2020 im neuen Jahr leicht anziehen, mit rund 1 Prozent aber moderat bleiben. In den USA ist der inflationäre Druck bereits höher – die Teuerungsrate könnte im Laufe des Jahres 2 Prozent überschreiten.
Entwicklung der EU-Inflationsrate von Okt. 2019 bis Okt. 2020
Quelle: statista
  • Eine geldpolitische Wende ist nicht in Sicht. Die großzügig dimensionierten Corona-Rettungspakete haben die Staatsschulden im historischen Maße aufgebläht. Die Notenbanken werden nicht umhinkommen, die neuen Schulden über den Kauf von Staatsanleihen mehr oder weniger direkt zu finanzieren. Zinserhöhungen sind in noch weitere Ferne gerückt.
  • An den Anleihenmärkten werden die Renditen aufgrund der verbesserten konjunkturellen Aussichten bestenfalls leicht anziehen. Als Haupthindernis für nachhaltig höhere Zinsen sehen wir die hohe Schuldenlast der Staaten. Um deren Finanzierung zu erleichtern, werden die Notenbanken die Zinsen durch aktive Markteingriffe auf äußerst tiefem Niveau halten. Staatsanleihen eignen sich zwar weiter bis zu einem gewissen Grad zur Diversifikation von Wertpapierdepots, kosten aber Rendite. Nur noch mit ausgewählten Unternehmensanleihen lässt sich eine Basisverzinsung erwirtschaften.
  • Der Euro hat seine Probleme und der Brexit belastet zusätzlich. Der US-Dollar steht fundamental nicht besser da und sollte weiter an Boden gegenüber anderen Währungen verlieren, weil ihm die Unterstützung durch höhere Zinsen verloren gegangen ist. Bessere Chancen trauen wir dem Schweizer Franken und dem Japanischen Yen zu. Positiv bleiben auch die Aussichten für Gold. Vor dem Hintergrund einer rasant steigenden Verschuldung bei gleichzeitig tiefen Zinsen gehen wir in der Tendenz von einem weiter steigenden Goldpreis aus. Die Aufwärtsdynamik sollte sich jedoch gegenüber dem Vorjahr verlangsamen.
  • Nach dem herben Einbruch der Unternehmensgewinne in 2020 geht es im nächsten Jahr wieder deutlich aufwärts. Die aktuellen Markterwartungen von rund 35 Prozent Gewinnsteigerung in Europa und fast 25 Prozent in den USA sind allerdings angesichts neuer Lockdown-Maßnahmen wahrscheinlich etwas zu hoch gegriffen. Mit den steigenden Unternehmensgewinnen fällt die derzeit hohe Bewertung wieder auf ein moderateres Niveau zurück. Für die nächsten Jahre halten wir eine Bewertungsausweitung angesichts weiterhin extrem niedriger Zinsen für realistisch. Insbesondere Aktien von Unternehmen mit stabilen Erträgen und steigenden Dividenden werden davon profitieren.
  • Während von der Pandemie vor allem Technologie-Aktien profitiert haben, dürfte künftig die Marktbreite zunehmen; und damit dürften auch konjunktursensitivere Werte in den Fokus der Anleger rücken. Bei der Auswahl sollten jedoch Branchen mit strukturellen Umbrüchen (z. B. Banken) vermieden werden. Langfristige Trends wie Technologie, Automatisierung, Klimawandel und Gesundheit bieten die besten Chancen.
  • Zehnjährige Bundesanleihen garantieren auf Endfälligkeit einen sicheren Verlust von rund 5 Prozent und hier ist der Kaufkraftverlust aufgrund von Inflation nicht einmal eingerechnet. Der reale Gesamtverlust dürfte so leicht 15 Prozent übersteigen. Aktien werden im gleichen Zeitraum deutlich besser abschneiden.

Diese weiteren Teile sind in unserer Reihe “Experten zum Börsenausblick 2021” erschienen:

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