
Unternehmensanleihen sind jetzt attraktiv
Die sprunghaft angestiegene Inflation und die damit einhergehenden höheren Zinsen führten vergangenes Jahr an den Anleihemärkten zu einem beispiellosen Ausverkauf. Zehnjährige US-Staatsanleihen verloren in der Spitze ein Fünftel ihres Wertes. 2022 war das schlechteste Jahr für
US-Staatsanleihen seit 1928. Dieser schmerzhafte Verlust bei der landläufig als risikolos angesehenen Anlageklasse markierte das Ende des seit Anfang der 1980er bestehenden Bullenmarkts für Zinspapiere. Die spannende Frage lautet nun: Was ist 2023 zu erwarten?
Mit 4,75 Prozent in den USA und 3,5 Prozent in der EU haben die Zentralbanken Fed und EZB für ein angemessenes Zinsniveau gesorgt. Mit den stark gestiegenen Zinsen weiteten sich vergangenes Jahr die Kreditrisikoprämien deutlich aus. Bei europäischen Unternehmensanleihen im Investmentgrade-Bereich (IG) betrug die Zinsdifferenz gegenüber Staatsanleihen in der Spitze 226 Basispunkte, bei IG-Anleihen in Dollar waren es 171 Basispunkte. Im Hochzinsbereich lagen die Risikoaufschläge bei Euro-Anleihen bei bis zu 668 und bei US-Anleihen bei 599 Basispunkte. Von diesen Hochs haben wir uns mittlerweile deutlich entfernt, insbesondere im Hochzinssegment.
Unternehmensanleihen im Portfolio-Mix: Auf diese Kriterien & Kennzahlen sollten Sie achten
“Lieber Eigentümer als Gläubiger.” Das sagen viele Aktien-Fans im Vergleich zu Anleihebesitzern über Chancen und Risiken. Doch auch Anleihen haben ihren Platz in einem gut strukturierten Depot. Was macht also Unternehmensanleihen, auch Corporate Bonds genannt, so interessant?
Interessanter als Staatsanleihen
Die nach wie vor ausgeprägte makroökonomische Unsicherheit und der ungebrochene Willen der globalen Zentralbanken, die Leitzinsen deutlich über jene Levels anzuheben, die man als verantwortungsbewusst bezeichnen könnte, ergibt eine paradoxe Situation. Aktuell sind jene Bereiche am attraktivsten bewertet, die am zuverlässigsten Schutz gewähren, sollte der Federal Reserve und anderen Notenbanken keine weiche Landung gelingen: Staatsanleihen und IG-Papiere.
Während der Kauf von Staatsanleihen auf diesen Renditeniveaus vielversprechend aussieht, sind Unternehmensanleihen guter Qualität unseres Erachtens noch interessanter. Denn beide Komponenten, die zur Rendite beitragen, weisen eine attraktive Bewertung auf: Die Zinsen sind so hoch wie seit eineinhalb Jahrzehnten nicht mehr. Investmentgrade-Anleihen preisen zudem als nahezu einzige Assetklasse eine volkswirtschaftliche Abkühlung ein.
Anleihen profitieren, mit und ohne Rezession
Insbesondere ist auf dem aktuellen Niveau der Kreditrisikoprämien zumindest eine durchschnittliche Rezession eingepreist. Selbst im Falle einer wirtschaftlichen Eintrübung ist das Verlustpotenzial begrenzt. Zumal dann ein wahrscheinlich rückläufiges Zinsniveau ausgleichend wirken würde. Wird eine Rezession jedoch vermieden oder fällt diese nur sehr moderat aus, so sind die aktuellen Risikoprämien nicht gerechtfertigt. Die Risikoaufschläge werden zurückgehen und somit für Kursgewinne sorgen.
Unternehmensanleihen versprechen deshalb eine höhere Rendite als Staatsanleihen. Gleichzeitig sollten sie sich durch die Kombination von zwei unterschiedlichen, negativ korrelierten Komponenten (Zins- und Kreditrisikoprämie) als stabiler erweisen.
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