Mit Hebelzertifikaten das Klima retten
Wie funktioniert ein Hebel-Zertifikat?
Marian Henn: Ein Hebelzertifikat ermöglicht es dem Anleger, überproportional an der Wertentwicklung eines bestimmten Basiswertes, zum Beispiel einer Aktie oder eines Index teilzunehmen. Kaufe ich beispielsweise ein Hebelzertifikat auf den DAX und der Hebel beträgt zum Kaufzeitpunkt 3, dann gewinne ich 3% hinzu, wenn der DAX um 1% steigt. Das macht die Attraktivität dieses Produktes aus – gleichzeitig aber auch sein Risiko. Denn wenn der DAX 33,3% fallen sollte, verliere ich 100%. Aber anders als der DAX, der danach wieder steigen kann, ist mein Zertifikat in diesem Moment wertlos verfallen. Konkret heißt das, dass die gesamte Investitionssumme verloren ist. Hinzu kommt, dass sich der Hebel erhöht, wenn die Wertentwicklung gegen den Anleger läuft, und geringer wird, wenn die Kurse tatsächlich steigen. Das heißt negative Entwicklungen werden beschleunigt, während sich positives Momentum im Zertifikat mit der Zeit abschwächt. Spannend ist, dass man mit Hebelzertifikaten auch auf fallende Kurse von Aktien, Indizes und anderen Werten setzen kann.
Wer welchen Anlegertyp ist so ein Hebel-Zertifikat geeignet?
Henn: Wer in Hebelzertifikate investiert, ist definitiv auf der Suche nach höheren Renditen und bereit, dafür auch höhere Risiken zu tragen. Zudem muss man das Investment aktiv begleiten wollen, um einen Totalverlust durch Knockout zu vermeiden. Für Anleger, die am liebsten einmal kaufen und ab dem Zeitpunkt ihr Investment ruhen lassen, sind Hebelzertifikate nicht geeignet, höchstens mit einem ganz niedrigen Hebel von ca. 1,3. Rechtlich handelt es sich bei Zertifikaten zudem um Schuldverschreibungen und nicht wie im Fall eines Fonds um Sondervermögen. Hebelzertifikate sind daher der Insolvenzmasse des Emittenten zuzurechnen.
Es gibt von WisdomTree ein ungehebeltes Zertifikat (JE00BP2PWW32). Was halten Sie von diesem Produkt?
Henn: Das Produkt bietet eine Gelegenheit, in die CO2-Emissionszertifikate der EU zu investieren. Wer davon ausgeht, dass sich diese in Zukunft weiter verteuern werden, kann mit diesem Produkt davon profitieren. Da das Zertifikat ungehebelt ist, entfällt auch das Knockout-Risiko. Technisch betrachtet wird das Investment des Zertifikates im Hintergrund über sogenannte Futures dargestellt. Futures sind ein Derivat, das immer mit einer bestimmten Laufzeit ausgestattet ist. Da das Zertifikat endlos läuft, müssen die auslaufenden Futures regelmäßig verkauft und länger laufende gekauft werden. Je nach Preisprofil der Futures kann es hierbei zu nennenswerten Rollverlusten kommen, wenn die neu zu erwerbenden Futures teurer sind als die auslaufenden. Im Endeffekt kann es also passieren, dass der Anleger mit dem Zertifikat eine geringere Rendite erzielt als die eigentliche Preisentwicklung der CO2-Zertifikate. Unseres Erachtens eignet sich das Produkt nur für sehr gut informierte Anleger.
Eignen sich die Produkte für Privatanleger? Wenn der CO2-Preis steigt, wie von der Politik durch Emissionsrechteverknappung ja gewünscht, müsste das doch ein relativ sicheres und attraktives Investment sein, oder?
Henn: Nimmt man an, dass der CO2-Preis steigt und diese Preissteigerung höher ist als potenziellen Rollverluste des Zertifikats, dann kann das Zertifikat eine interessante Beimischung sein. Man muss sich aber bewusst sein, dass man hier ein mit Aktien vergleichbares Schwankungsrisiko eingeht und die Position entsprechend im Portfolio gewichten.
Welche Alternativen gibt es zum Hebelzertifkat?
Henn: Optionsscheine können je nach Anlagehorizont eine Alternative darstellen, sind aber noch einmal komplexer als Hebelzertifikate. Sie haben eine vordefinierte Laufzeit, nach der sie im schlimmsten Fall wertlos verfallen können. Zudem ist der Preis einer Option von mehreren verschiedenen Variablen abhängig, sodass sie sich in bestimmten Situationen ganz anders verhalten kann als man es eigentlich erwartet hätte. Bonus- und Discountzertifikate haben relativ spezielle Anwendungsfälle, sind aber grundsätzlich weniger offensiv und risikoreich als Hebelzertifikate und Optionsscheine.
Mit unseren Social Media Kanälen bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Sie finden uns auf: Facebook | LinkedIn | YouTube | Instagram | Pinterest