
Kein Wohlstand ohne Mittelstand
Eine der ältesten Formen von Impact Investments mit Wirkungsbeitrag, die bis in die 1970er Jahre zurückreicht, ist die Vergabe von Mikrokrediten in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Mittlerweile ist Mikrofinanz eine fest etablierte Asset-Klasse. Über Mikrofinanzfonds werden Mikrofinanzinstitute in den Entwicklungs- und Schwellenländern refinanziert. Diese vergeben Kleinstkredite an einkommensschwache Menschen, die keine ausreichenden Sicherheiten bieten können, um Darlehen von traditionellen Finanzinstituten zu erhalten. Die Mikrokredite werden mehrheitlich für die Aufnahme bzw. Ausübung gewerblicher Tätigkeiten vergeben, mit denen die Darlehensnehmer:innen sich eine Existenz aufbauen bzw. sichern können.
Somit ist Mikrofinanz für Kleinstunternehmer in den Entwicklungs- und Schwellenländern oftmals der Schlüssel zum Erfolg. Was passiert jedoch, wenn diese Betriebe zu kleinen und mittelständischen Unternehmen heranwachsen? Oft fehlt es an der Anschlussfinanzierung, da der Finanzbedarf für Mikrofinanzinstitute zu groß und für traditionelle Geschäftsbanken zu gering ist. Die Folge: Ohne Finanzierungsmöglichkeiten haben mittelständische Firmen wenig Chancen sich zu etablieren. Ein trauriges Phänomen, das als „Missing Middle“ bezeichnet wird. Damit wird ein enormes Potenzial zur Schaffung von Arbeitsplätzen sowie Wirtschaftswachstum und damit auch zum Abbau von Ungleichheiten stark einschränkt.
Motor ohne Antrieb
Laut Weltbank müssen bis 2035 rund 470 Millionen neue Arbeitsplätze in den Entwicklungs- und Schwellenländern geschaffen werden, um die wachsende Bevölkerung zu ernähren.Dabei spielen klein- und mittelständische Unternehmen (small and medium-sized enterprises, kurz SME) als wirtschaftliches Rückgrat der Gesellschaft eine wichtige Rolle. Zwar machen SME nur rund zehn Prozent in der Unternehmenslandschaft der meisten Ökonomien aus, sie stellen jedoch trotz ihrer geringen Anzahl rund ein Drittel der Arbeitsplätze und des von Unternehmen geschaffenen Mehrwerts. Dies ist beispielsweise in Bangladesch, Costa Rica oder Guatemala der Fall. SME sind also Job- und Wachstumsmotoren. Doch ohne den ausreichenden „Sprit“ kommen ihre PS auch nicht auf die Straße. Die International Finance Corporation schätzte in einer Studie von 2017 die Finanzierungslücke für SME in den Emerging Markets auf 4,5 Billionen US-Dollar, was einem Anteil von 56 Prozent am benötigten Gesamtinvestitionsvolumen von 8,1 Billionen US-Dollar entspricht. Seitdem dürfte die Lücke noch gewachsen sein.
Aus dem Raster gefallen
Trotz des großen Bedarfs fehlt es in den Entwicklungs- und Schwellenländern an einer Finanzierungsquelle für SME. Für die Mikrofinanzinstitute, die oftmals nur auf Kleinstdarlehen ausgerichtet sind, ist der Finanzierungsbedarf eines SME zu groß. Bei den traditionellen Banken fehlt es oft an geeigneten Instrumenten, um die Risiken von SME einschätzen zu können, weshalb sie diese generell als risikoreich einstufen. Zwar könnte das angeblich höhere Risiko mit einem höheren Zins kompensiert werden, doch dürften die meisten SME dann an den hohen Darlehenskosten scheitern. Angesichts der genannten Schwierigkeiten haben die beiden Entwicklungsökonomen Abhijit Banerjee und Esther Duflo vom MIT in Boston die Finanzierung von SME in den Emerging Markets als „nächste große Herausforderung“ nach der erfolgreichen Etablierung von Mikrofinanz bezeichnet. Sie haben nachgewiesen, dass Darlehen an SME deren Gewinn signifikant steigern und in den Emerging Markets für Wirtschaftswachstum sorgen können.
Eine Lücke mit Anlagechancen bei kalkulierbarem Risiko
Kleine und mittlere Unternehmen leisten in den Emerging Markets bereits jetzt einen wichtigen Beitrag zur Lösung des drängenden Beschäftigungsproblems. Ihr Beitrag könnte aber noch weit größer sein, wenn sie eine adäquate Finanzierung erhalten würden. Ein Ansatzpunkt: Mikrofinanzinstitute, die durch den Aufbau eines zusätzlichen Kreditportfolios für SME „up-scalen“ sowie Banken, die ihr Angebot „down-scalen“.
Diese Finanzinstitute können dann die SME mit Darlehen versorgen – ein ähnliches Refinanzierungsmodell also wie bei einem Mikrofinanzfonds. Damit ist auch das Risiko auf der Unternehmensebene für Investor:innen in einen SME-Fonds nicht ausschlaggebend.
Entscheidend ist die Bonität der unterstützten Finanzinstitute. Und diese verfügen wiederum über geprüfte Jahresabschlüsse und sehr oft auch über externe Ratings, die das Risiko für das Portfoliomanagement eines Fonds gut kalkulierbar machen. Im Falle von Banken sind diese darüber hinaus reguliert und unterliegen einer staatlichen Aufsicht.
Für Investor:innen bietet dieses Segment attraktive Anlagemöglichkeiten. Dabei kann man von der geringen Korrelation zu den klassischen Anlageklassen wie Renten und Aktien profitieren, was gerade in einem volatilen Marktumfeld dem Gesamtportfolio mehr Stabilität verleihen kann und das Gesamtrisiko verringert. Investor:innen können somit nicht nur das Rendite/Risiko-Profil optimieren, sondern auch einen positiven Impact leisten, wie zum Beispiel Arbeitsplätze schaffen und zu wachsendem Wohlstand und Bildung – weltweit – beitragen.
Sogenannte Mikrofinanzinstitute geben den Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern eine Perspektive. Sie verleihen Geld an Menschen, die von normalen Banken aufgrund fehlender Sicherheiten keine Darlehen bekommen. So können sie sich ein kleines Geschäft aufbauen und ihre Familien ernähren. Finanziert werden die Mikrofinanzinstitute von entsprechenden Fonds. Was risikoreich klingt, kann das Depot von Anlegern stabilisieren. Wie, das erklärt Michael Zink von der Invest in Visions GmbH aus Frankfurt in der heutigen Podcastfolge.
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