Eine einmalige Rendite: Die “Genuss-Rendite” der Kunst

Eine einmalige Rendite: Die “Genuss-Rendite” der Kunst


Kunst fasziniert nicht nur als Ausdruck von Kreativität, sondern auch als Anlageklasse. In unsicheren Zeiten trägt sie zur Risikostreuung bei und bietet eine besondere „Genuss-Rendite“. Richtig eingesetzt, kann sie sowohl finanziellen als auch kulturellen Mehrwert schaffen.
Frau-Dr.-Britta-von-Campenhausen
Dieser Beitrag wurde in Zusammenarbeit mit Frau Dr. Britta von Campenhausen verfasst.

Stellen Sie sich vor, dass Sie bei einer Auktion eine bunte Edition von Andy Warhols “Goethe” ersteigert haben. Dann besuchen Sie das Städel-Museum in Frankfurt. Sie sehen in den Gartenhallen einen großformatigen Siebdruck Warhols mit dem Kopf des Dichterfürsten und dann im Obergeschoss auch noch die Vorlage dazu, das 1786/87 entstandene Gemälde “Goethe in der Campagna” von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein. Sie überlegen, wieso Andy Warhol wohl Goethes Kopf in eine Reihe mit Ikonen wie Marilyn Monroe und John F. Kennedy gestellt hat. Regt der Blick ins Aktienportfolio Sie auch zu ähnlichen Erlebnissen an und macht Ihnen beim Anblick so viel Freude?

Kunst als Investment – mehr als nur Dekoration

Kunst kann bei der Geldanlage auf jeden Fall eine Rolle spielen und ist vermutlich eine der Assetklassen, die am meisten Freude machen und einen anregenden inhaltlichen Austausch versprechen. Man kann sagen, dass Kunst vor allem im letzten Jahrzehnt im Sinne eines allumfassenden Blicks der Vermögensverwalter auf die Bedürfnisse und Wünsche der Kunden zu einer festen Größe im Portfolio geworden ist. Was die Rendite betrifft, so sollte man mit hohen Erwartungen vorsichtig sein, und vor allem eine der Kunst ganz eigene Rendite im Blick haben: die emotionale respektive die „Genuss-Rendite“.

Kunst als Geldanlage und Bestandteil des Vermögens

In unsicheren Zeiten tragen werterhaltende Kunstwerke zu einer Risikostreuung bei, denn sie unterliegen nicht den typischen Schwankungen der Finanzmärkte und können gegen Inflation absichern. Wie beim DAX gibt es verschiedene Indizes und Studien, die den Kunstmarkt analysieren und generelle Marktentwicklungen aufzeigen sowie die Positionen einzelner Künstlerinnen und Künstler auf dem Markt einordnen. Diese bilden eine gute Grundlage, sind allerdings nur dann sinnvoll, wenn sie in eine breitere Kenntnis des Kunstmarktes eingebettet werden. Apropos “DAX”: Man sollte nicht vergessen, dass Kunstwerke im Vergleich zu Aktien etwas weniger liquide sind und auch ein langfristigerer Anlagehorizont respektive eine längere Haltedauer sinnvoll sind.

Der Anteil von Kunst am Gesamtvermögen steigt dann, um so weniger das Vermögen für den Lebensunterhalt erforderlich ist. Bei größeren Vermögen von mehr als 30 Millionen und zugleich kunstbegeisterten Sammlern kann dies bis zu 30% ausmachen. Das ist aber eher die Ausnahme, man sollte eher von 5-10% ausgehen. Es stellt sich vielleicht weniger die Frage, ab welcher Anlagegröße Kunst eine Rolle spielt, sondern Kunst als Anlageklasse sollte dann ins Spiel kommen, wenn andere Bereiche schon abgedeckt sind, die aber eben bei weitem nicht die Freude bringen, die mit der Kunst als Anlageklasse einhergeht. Der Moment, wenn ein Kunstsammler sein Kunstwerk als Leihgabe neben anderen Meisterwerken in einer Museumsausstellung sieht, das sind unbezahlbare Eindrücke.


Der richtige Marktplatz für Kunstkäufe

Aber wo erwirbt man am besten Kunst? Kunst erwirbt man idealerweise entweder auf dem Primärmarkt – also wenn Kunstwerke zum ersten Mal verkauf werden – bei Galerien, oder auf dem Sekundärmarkt – wenn Kunstwerke wieder verkauft werden – bei renommierten Auktionshäusern und dem Kunsthandel. Kunstmessen bieten oft einen guten Ein- und Überblick über aktuelle Trends sowie die Marktlage. Bei der Wahl des Marktakteurs spielen durchaus Vorlieben eine Rolle: Liegt mir mehr die breitgefächerte Auswahl eines Auktionshauses und der Austausch mit den Experten zu ganz unterschiedlichen künstlerischen Positionen oder möchte ich lieber über eine längere Zeit einen bestimmten Künstler der Galerie begleiten?

Marktanalyse statt Spontankauf

Wenn man Kunst als Wertanlage betrachtet, sollte man (ähnlich wie beim Aktienkauf) nicht ohne eine “due diligence” kaufen – die meist oft große Freude bereitet und ganz neue Themenfelder eröffnet: Dies ist das Lesen von Auktionsberichten und Kunstzeitschriften, der Austausch mit Experten und anderen Kunstinteressierten über den Kunstmarkt, der Besuch von Kunstmessen, Galerien und Auktionen. Vor allem im Sekundärmarkt spielen Faktoren wie der Zustand eines Kunstwerkes, die Herkunft (Provenienz) sowie die Echtheit (Authentizität) eine grundlegende Rolle.

Strategien für den Einstieg in den Kunstmarkt

Als Einstieg in den Kunstmarkt bieten sich verschiedene Strategien an. Entweder man setzt auf die sogenannten “Blue-Chip-Künstler”, die die oberen Positionen der Künstlerindizes einnehmen, wie Andy Warhol, Pablo Picasso oder Gerhard Richter, und kauft beispielsweise Grafikeditionen im vier-oder fünfstelligen Bereich, die eine gewisse Marktsicherheit bieten. Hier bieten die Artpreisdatenbanken wie Artnet und Artprice einen guten Überblick über die aktuellen und historischen Auktionsergebnisse. Mann kann auch Suchen nach bestimmten Künstlern und Werken bei Auktionshäusern oder Auktionsdatenbanken eingeben, so dass man informiert wird, wenn entsprechende Werke in Auktionen angeboten werden. Risikofreudigere Einsteiger können Werke jüngerer Künstler – sogenannter “Emerging Artists” – bei international renommierten Galerien erwerben. Hier sind die Chancen, aber auch die Risiken der Wertentwicklung größer. Und grundsätzlich gilt: Auch wenn man bei einem jungen Künstler beim Akademierundgang kauft, macht man nie etwas falsch, sollte aber nicht auf den Werterhalt oder gar eine Wertsteigerung schielen.

Wert erhalten: Die richtige Lagerung und Pflege von Kunst

Einmal gekauft, sollte man der Kunst eine gewisse Sorgfalt zukommen lassen. Wenn man sich an der Kunst zuhause erfreuen möchte, wäre dies eventuell eine professionelle Rahmung, bevor man den richtigen Standort (z.B. lichtgeschützt) auswählt. Je nach Art und Wert des Kunstwerkes spielen auch Temperatur und Luftfeuchtigkeit eine wichtige Rolle sowie natürlich die Versicherung.

Steuerliche Vorteile und Fallstricke beim Kunstkauf

In Deutschland sind Gewinne aus dem Verkauf von Kunstwerken nach einer Haltefrist von einem Jahr grundsätzlich erst einmal steuerfrei. Dies ändert sich allerdings bei regelmäßigen Verkäufen. Kunstwerke können in bestimmten Fällen als Betriebsvermögen abgeschrieben werden oder als Leihgaben an Museen steuerliche Vorteile mit sich bringen. Hier sollte immer Rücksprache mit dem Steuer- und oder Vermögensberater gehalten werden. 

Fazit

Kunst kann eine lohnende Wertanlage sein, wenn sie mit Sachverstand erworben wird. Wer bereit ist, Zeit zu investieren und sich über den Austausch über die Kunst mit Gleichgesinnten freut, kann nicht nur eine finanzielle, sondern vor allem auch eine kulturelle Rendite erzielen.

Sie sind auf der Suche nach hilfreichem Expertenwissen rund um die erfolgreiche Geldanlage?

V-CHECK bietet Ihnen regelmäßig unabhängige Tipps direkt in Ihr Postfach.

Jetzt anmelden

Mit unseren Social Media Kanälen bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Sie finden uns auf: Facebook | LinkedIn | YouTube | Instagram | Pinterest