Alternative Geldgeschenke unter der Tanne für Kinder und Enkel

Alternative Geldgeschenke unter der Tanne für Kinder und Enkel


Finanzielle Präsente zum Fest können langfristig helfen, Vermögen aufzubauen – gerade, wenn es kein Bargeld ist. Aber nicht alle Varianten eignen sich gleich gut. Das gilt es zu beachten, wenn Gold, Fonds oder Versicherungen geschenkt werden.

Wertstabil Schenken: Fünf Alternativen zum Geldkuvert unter der Tanne für Kinder und Enkel

Alle Jahre wieder gehört Geld in Umfragen zu den häufigsten Weihnachtsgeschenken der Deutschen. Aber ist Bares unter dem Baum in Zeiten von zweistelligen Inflationsraten wirklich ein gutes Geschenk? Wer kann es jungen Menschen verdenken, wenn sie bei solchen Kaufkraftverlusten Geld lieber sofort ausgeben, statt es aufs Sparkonto zu legen? Welche sinnvollen Alternativen gibt es, wenn Eltern oder Großeltern mit ihren Präsenten einen Grundstock für den langfristigen Vermögensaufbau von Kindern und Enkeln legen wollen? Das sind die Vor- und Nachtteile von alternativen Möglichkeiten, Geld zu schenken:

1. Bausparer

Er war jahrzehntelang der Klassiker, der dem Nachwuchs einmal die eigenen vier Wände ermöglichen soll. „Bausparverträge sind aber im momentanen Umfeld zu wenig rentabel und zu unflexibel“, sagt Andreas Glogger, Geschäftsführer und Inhaber bei der GLOGGER & PARTNER Vermögensverwaltung GmbH mit Standorten in Krumbach und Stuttgart. „Geht es hauptsächlich darum, Vermögen aufzubauen und die noch nicht absehbaren individuellen Träume von Kindern und Enkeln in der Zukunft zu ermöglichen, gibt es bessere Alternativen.“

2. Lebensversicherung und Co.

Auch die Kapitallebensversicherung galt vielen Deutschen lange als Goldstandard, um mit Weitblick vorzusorgen. Angesichts sinkender Garantiezinsen und vergleichsweise hohen Kosten lohnen sich aber gerade die klassischen, auf Zinserträgen basierenden Produkte in den letzten Jahren für Neukunden kaum noch. „In der Regel ist es effektiver, die Themen Versicherung und Sparen zu trennen, daran ändern auch erste Anhebungen der laufenden Verzinsung wenig“, sagt Claus Walter, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Freiburger Vermögensmanagement GmbH. Das gilt übrigens auch für viele andere, ähnlich strukturierte Produkte, wie Ausbildungsversicherungen oder Kidspolicen.

3. Goldmünzen und Schmuck

„Schmuck ist eher etwas für Sammler oder diejenigen, die einfach die Schönheit schätzen“, sagt Andreas Glogger, „als Investment eignet er sich in der Regel eher nicht.“ Das kann jeder bestätigen, der schon mal versucht hat, ein Schmuckstück bei seinem Juwelier wieder loszuwerden. Der Verkaufs- und der Ankaufspreis unterscheiden sich erheblich. Auch Goldmünzen sieht Experte Glogger eher als Erinnerungsstück, „denn die glänzenden Geschenke bringen keine Zinserträge oder Dividenden.“

Info-Grafik: Keine Geschenkekrise

Trotz gestiegenen Energiepreisen und Lebenshaltungskosten schenken die Deutschen im Schnitt mit 520 Euro in diesem Jahr fast gleichviel wie in 2021. Laut der aktuellen Weihnachtsstudie des Instituts für Empirie & Statistik der FOM Hochschule mit Hauptsitz in Essen gibt es aber enorme Unterschiede: Der typische Bundesbürger verschenkt etwa 350 Euro – manche aber auch ein Vielfaches davon, so kommt der Durchschnittswert zu Stande. Das ist auch eine Frage des Alters, ab der Lebensmitte steigt das Geschenkebudget. Die Groß- und Urgroßelterngeneration ab 77 Jahren gibt zum Beispiel im Schnitt rund 678 Euro für Weihnachtsgeschenke aus.

4. Aktien

„Langfristig betrachtet ist die Beteiligung am wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen die erfolgversprechendste Anlageform“, sagt Investmentfachmann Andreas Glogger. Allerdings gehören Wertschwankungen zur Anlageklasse Aktien dazu und Profis achten in ihren Depots auf Risikostreuung und ausreichenden Anlagehorizont. Im Idealfall braucht der Nachwuchs das angelegte Kapital erst in vielen Jahren und hat viele, voneinander möglichst unabhängige Titel im Depot. Wer kann, schenkt also am besten einen bunt gemischten Korb mit verschiedenen, qualitativ hochwertigen Aktien, der erst in vielen Jahren ausgepackt wird.

5. Fonds und ETFs

Nur die wenigsten verfügen jedoch über ausreichendes Kapital und genug Fachwissen, um ein selbst zusammengestelltes und risikooptimiertes Depot zu verschenken. „Mit Fondsanteilen, bei denen die diversifizierte Mischung ein professioneller Manager übernimmt, geht das zum Beispiel über einen monatlichen Sparplan auch schon ab zweistelligen Beträgen“, erklärt der Freiburger Vermögensverwalter Claus Walter. Allerdings kostet die Expertise eines aktiven Fondsmanagements Gebühren und je nach Depotanbieter wird beim Kauf ein Ausgabeaufschlag fällig. Günstiger ist das bei passiven Indexfonds, die unter dem Kürzel ETF bekannt sind. Sie bilden in der Regel einfach die Zusammenstellung eines bekannten Börsenbarometers wie den deutschen Aktienindex Dax ab. „Allerdings greift hier niemand ein, wenn es mal nach unten geht“, warnt Walter. Deswegen sollten in einem ETF-Depot die Risiken ebenfalls möglichst verteilt und die Entwicklung genau und fortlaufend im Blick behalten werden. Aber dazu anzuregen, Verantwortung für die eigene Vermögenszukunft zu übernehmen, sich zu informieren und wo es nötig ist, Beratung zu nutzen, ist wohl der optimale Nebeneffekt eines Geldgeschenks, das über ein Bargeldkuvert hinausgeht.

Servicekasten: Fondssparplankandidaten

Bei einem über viele Jahre angedachten Sparplan ist die langfristige Wertentwicklung wichtiger als kurzfristige Schwächephasen. Da regelmäßig von der festgelegten Summe Anteile gekauft werden, ist es nicht so entscheidenden ob die Kurse gerade günstig sind oder mal ein Jahr nicht wie geplant läuft. Diese international investierenden Aktienfonds und ETFs haben in den letzten 5 Jahren gut performed:

NameISINLaufende KostenWertentwicklung 1 JahrWertentwicklung 5 Jahre
Allianz Global Equity InsightsLU15084767252,10 %-12,5 %+66,7 %
DWS VermögensbildungsfondsDE00084765241,45 %-8,5 %+51,7 %
JPMorgan Funds-Global FocusLU02105342271,71 %-5,8 %+59,2 %
iShares Dow Jones Global TitansDE00062893820,51 %-16,8 %+57,7 %
Amundi Index MSCI WorldLU16810435990,38 %-9,0 %+55,4 %
Lyxor MSCI All Country WorldLU18292202160,45 %-9,4 %+48,4 %
Stand: 9.12.22, Quelle: onvista.de

Interview mit Andreas Glogger: „Vermögen arbeiten lassen und flexibel bleiben“

Sparer sollten ihr Geld nie nur auf eine Sache setzen, das gilt auch für Anlageklassen, sagt Andreas Glogger, Geschäftsführer und Inhaber bei der GLOGGER & PARTNER Vermögensverwaltung GmbH mit Standorten in Krumbach und Stuttgart.

Was ist die beste Anlageklasse, wenn es darum geht, Vermögen aufzubauen?

Glogger: Investitionen in erfolgreiche Unternehmen der Realwirtschaft sind aus unserer Erfahrung dafür die erste Wahl. Ganz besonders Geschäftsmodelle, die auf dem Konsum beruhen, den wir Menschen täglich brauchen, bieten hohe Sicherheit und sind über die letzten hundert Jahre betrachtet auch die rentabelste Anlageform. Also Aktien von Unternehmen, die sich um ganz grundlegende Dinge kümmern, die wir einfach zum Leben brauchen, wie Essen und Trinken.

Warum ist es trotzdem sinnvoll, nicht nur in solche Aktien zu investieren?

Glogger: Die Entwicklung der Welt lässt sich nicht vorhersehen, das haben gerade die letzten Jahre wieder einmal gezeigt. Um möglichst auf alles vorbereitet zu sein, macht es Sinn, nicht nur auf ein Pferd zu setzen. Auch wenn Aktien viele Vorteile bieten, haben andere Anlageformen durchaus ihre Stärken. Etwa eine sehr schnelle Verfügbarkeit, keine Wertschwankungen oder das Sicherheitsgefühl eines Eigenheims. Deswegen macht es Sinn, auch unter den Anlageklassen auf eine gute Streuung zu achten.

Welche Anlageklasse sollte neben Aktien immer berücksichtigt werden?

Glogger: Ganz wichtig ist die primäre Liquidität, um den Alltag zu bestreiten, ohne unter Druck Aktien verkaufen zu müssen. Also zum Beispiel eine schnell verfügbare Reserve auf einem Tagesgeldkonto, von der bei Bedarf eine neue Waschmaschine gekauft, der Heizöltank gefüllt oder eine überraschende Autoreparatur bezahlt werden kann. Wie groß dieser Notgroschen sein muss, ist sehr individuell, wir nennen diesen Betrag deshalb auch Wohlfühlliquidität.

Das heißt, es gilt nicht nur im Aktienbereich zu streuen, sondern auch bei Anlageklassen?

Glogger: Um möglichst auf alle Entwicklungen vorbereitet zu sein, empfehlen wir neben Aktien und kurzfristig verfügbaren Geldern weiter zu streuen. Zum Beispiel etwas sekundäre Liquidität in Anleihen aufzubauen, die dann zeitnah zur Verfügung steht, wenn eher unwahrscheinliche Fälle eintreten und die primäre Liquidität nicht reicht. Oder auch die selbstgenutzte Immobilie, die einen unabhängig von Mietentwicklungen macht. Wer so sein Vermögen über verschiedene Anlageklassen streut, bleibt flexibel und ist gut für die Zukunft aufgestellt, was immer sie auch bringt.

Was wäre eine gute Aufteilung für eine Vermögensstruktur?

Glogger: Wenn wir die eigene Immobilie mal aus der Rechnung rauslassen, macht es Sinn, den Löwenanteil des Vermögens arbeiten zu lassen. Also Zweidrittel bis Dreiviertel im Aktienbereich zu investieren. Das übrige Vermögen könnte dann zu 15 Prozent auf festverzinsliche Wertpapiere aufgeteilt werden, die wenigstens etwas Zinsertrag bringen. 10 Prozent sollten schnell verfügbar auf liquide Anlagen verteilt werden, auch wenn es dafür praktisch keinen Ertrag gibt. So könnte ein typischer Anleger sein Gesamtvermögen flexibel und trotzdem insgesamt rentabel gestreut aufstellen.

Interview mit Claus Walter: „Nicht nur auf die Dividende achten, selbst bei Aristokraten“

Claus Walter ist geschäftsführender Gesellschafter der Freiburger Vermögensmanagement GmbH
Aktien, die hohe Ausschüttungen versprechen, sind gerade „in“. Claus Walter, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Freiburger Vermögensmanagement GmbH, erklärt, warum kluge Investoren dabei aber genau auf die Qualität achten und Wachstumswerte mit ins Depot nehmen.

Warum sind Dividendenwerte derzeit für Anleger besonders attraktiv?

Walter: Unternehmen, die auf Wachstum ausgerichtet sind, reagieren verhältnismäßig sensibel auf Zinserhöhungen, wie wir sie ja gerade in den USA und auch in Europa sehen. In so einem Umfeld bevorzugen viele Anleger eher Werte mit einem etablierten Geschäftsmodell. Zum Beispiel sogenannte Dividenden-Aristokraten. Also Unternehmen, die über 25 Jahre eine stetig ansteigende Ausschüttungshistorie aufweisen können und gerade in schwierigen Zeiten erfahrungsgemäß besonders gefragt sind.

Aber viele warnen doch gerade vor einer Rezession, trifft das nicht auch Aristokraten?

Walter: Tatsächlich gilt es hier genau auf die Qualität der Dividenden zu achten. Denn auch noch so etablierte Namen, können ganz schnell die Ausschüttungen kürzen, falls die Gewinne in einem wirtschaftlichen Abschwungumfeld nicht mehr sprudeln. Private Anleger sollten sich nicht von optisch hohen Dividendenrenditen blenden lassen, die das Verhältnis vom Aktienkurs zu erwarteter Ausschüttung beschreiben. Sie müssen sich immer die Frage stellen, kann das Unternehmen auch in einer Rezession die Dividende wirklich halten?

Haben Dividendenwerte auch ein spezielles Risiko?

Walter: Ist der Aktienkurs maßgeblich von der Dividendenentwicklung bestimmt, kann sich eine mögliche Kürzung gleich doppelt niederschlagen. Denn Anleger bekommen dann nicht nur weniger Ausschüttungen, sondern müssen in der Regel gleichzeitig auch noch mit spürbaren Kursverlusten leben. Genau deswegen ist die Dividendenqualität für uns so ein entscheidendes Kriterium, denn stimmt die, hat das einen ganz anderen Effekt: Der Kurs solcher Werte ist insbesondere in Krisenzeiten vergleichsweise wertstabil.

Auf was achten Sie bei der Auswahl?

Walter: Natürlich ist die Höhe der Ausschüttung ein wichtiges Kriterium bei der Selektion von attraktiven Dividendenaktien. Aber Anleger sollten nicht vergessen, dass es sich hier nur um Prognosen handelt und die Höhe zum Geschäftserfolg passen sollte. Dafür sehen wir uns die sogenannte Payout-Ratio an, also das Verhältnis von Dividende zum Cash-Flow. Klingt kompliziert, aber das ist schlicht eine Kennzahl, die einen guten Hinweis gibt, ob die Dividendenhöhe wirklich vom Geschäftsmodell getragen wird oder aus der Substanz stammt. Denn damit Ausschüttungen dauerhaft hoch bleiben und am besten noch gesteigert werden, muss noch genug Geld in der Kasse sein, das in die Zukunft des Unternehmens fließen kann, um weiteres Wachstum zu ermöglichen.

Warum dann nicht nur auf Qualitätsdividendenwerte setzen?

Walter: Am Markt kann sich die Perspektive schnell drehen. Geht die Inflation zum Beispiel spürbar zurück, werden die Zentralbanken sehr wahrscheinlich auf weitere Zinsanhebungen verzichten oder sogar zur Bekämpfung einer Rezession Senkungen in Betracht ziehen. Richtet sich der Blick in so einer Situation wieder eher nach vorne, gelten Dividendentitel im Nu als langweilig und Wachstumswerte sind „in“. Grundsätzlich ist deren Idee, Gewinne eher in die Zukunft des Unternehmens zu investieren, statt sie an die Aktionäre auszuschütten, für langfristige Investitionen durchaus attraktiv. Die Kursentwicklung eines Depots, das nur auf Ausschüttungskandidaten setzt, ist dagegen vergleichsweise beschränkt, bietet aber gerade in schwierigen Phasen Stabilität. In einer strategisch aufgestellten, gut gemischten Vermögensstruktur hat aus unserer Sicht deswegen beides seinen berechtigten Platz.

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