Die Gretchenfrage bei ETFs: Was ist ein guter Index, was ein schlechter?

Die Gretchenfrage bei ETFs: Was ist ein guter Index, was ein schlechter?


Der MSCI World ist längst kein Weltindex mehr. Dennoch wird immer mehr Geld über ETFs in den weltweiten Aktienindex investiert. Vermögensverwalter Dyrk Vieten erläutert, an welchen Faktoren Anleger ihr Depot ausrichten sollten.

Herr Vieten, wie erklärt sich das immer größere Gewicht von US-Aktien im weltweiten Aktienindex MSCI World?

Dyrk Vieten: Das hängt vor allem damit zusammen, dass die Marktkapitalisierung der weltgrößten Konzerne immer weiter zunimmt. Das sind vorrangig Vertreter der Technologiebranche, die wiederum beinahe ausschließlich aus den USA stammen. Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet und Facebook gehören zu den sechs größten Unternehmen der Welt mit einer Marktkapitalisierung von 5,5 Billionen Euro. Zum Vergleich: Alle Unternehmen im deutschen Leitindex DAX zusammen haben eine Marktkapitalisierung von etwas mehr als 1,1 Billionen Euro. Das sind nur rund 200 Milliarden Euro mehr als Alphabet und rund 200 Milliarden Euro weniger als Amazon.

Wie sehen Sie diese zunehmende Konzentration? Was ist die Gefahr? Was sind etwaige Chancen?

Vieten: Für ETF-Investoren ist das Risiko dieser Konzentration recht hoch. Sie allokieren zwangsläufig Gelder mehrheitlich in diese Titel, auch wenn Technologiewerte im Allgemeinen als Growth-Aktien und diese Unternehmen im Speziellen vielleicht gar nicht ihren Wünschen beziehungsweise ihrer Strategie entsprechen. Oder Anleger haben bereits durch andere Fonds Technologiewerte abgedeckt und übergewichten durch den MSCI World-ETF Technologieunternehmen. Chancen liegen natürlich wiederum darin, mit einem passiven Investment die Wertentwicklung der großen Werte nachvollziehen zu können. Dies erklärt auch den Anteil von über 60 Prozent der USA am MSCI World. Damit erwerbe ich eine extrem hohe USA-Gewichtung und ein entsprechendes US-Dollar-Risiko. Das Gewicht eines Landes oder einer Aktie ist umso höher, je größer die Marktkapitalisierung ist.

Wie würde sich Ihrer Meinung nach ein ideales (gut diversifiziertes) Weltportfolio vom MSCI World unterscheiden?

Vieten: Ein ideales Weltportfolio ist über Regionen und Branchen breit gestreut und richtet sich mittlerweile immer an den nachhaltigen ESG-Kriterien aus. Nachhaltige Geschäftsmodelle sind die Zukunft, sodass man bei der Titelauswahl Environment-, Social- und Governance-Aspekte immer im Blick haben sollte.

Das Beispiel Wirecard hat eindringlich vor Augen geführt, welche Risiken eine mangelhafte Governance mit sich bringen kann. Der Bilanzskandal und die nach und nach ans Licht kommenden weiteren Verfehlungen haben gigantische Werte vernichtet. Auf Dauer ist ein so hoher Anteil eines Landes wie die USA eher ein Klumpenrisiko. Zudem bildet der MSCI-World nur die entwickelten Länder ab und blendet die zunehmend wichtigeren Emerging Markets aus.

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