Wo Investieren aufhört und Spekulieren anfängt

Wo Investieren aufhört und Spekulieren anfängt


Sind Meme-Aktien, also Aktien von Unternehmen, deren Kurse stark von Trends in den sozialen Medien beeinflusst werden, Spekulation oder kluge Anlage? Vermögensverwalter Nikolas Kreuz erklärt anhand von Neurofinanz-Erkenntnissen an diesem Beispiel, wie sich Investieren von kurzfristigem Spekulieren unterscheidet und warum ein fundierter Ansatz zählt.

Spekulation und Investition unterscheiden sich erheblich in ihrer Entscheidungsgrundlage, ihrem Zeithorizont und ihrer Risikotoleranz. Spekulanten treffen Entscheidungen basierend auf kurzfristigen Preisbewegungen und Markttrends, wobei sie stark auf externe Faktoren wie Hype in den sozialen Medien, Nachrichtenereignisse und Marktstimmungen angewiesen sind. Investoren hingegen treffen Entscheidungen auf Grundlage einer gründlichen Analyse der Unternehmensfundamentaldaten, einschließlich der finanziellen Tragfähigkeit, des Gewinnwachstums und der Wettbewerbsposition, mit dem Ziel des langfristigen Vermögensaufbaus.

Nikolas Kreuz im V-CHECK Podcast: Diese Fehler sollten Anleger 2024 vermeiden

Viele Fehler, die Anleger und Anlegerinnen an der Börse machen, können sehr teuer werden. Vor allem, weil unser Gehirn immer wieder darauf hereinfällt. Dabei sind viele Fehler vermeidbar, meint Nikolas Kreuz, Geschäftsführender Gesellschafter der NVIOS GmbH Institut für Vermögenssicherung & Asset Management aus Hamburg im V-CHECK Podcast. Jetzt reinhören!

Der entscheidende Zeithorizont

Der Zeithorizont für Spekulation ist typischerweise kurzfristig, wobei Spekulanten versuchen, von schnellen Preisbewegungen zu profitieren, oft innerhalb von wenigen Tagen bzw. Wochen. Im Gegensatz dazu verfolgen Investoren eine langfristige Perspektive, halten Vermögenswerte über Jahre oder sogar Jahrzehnte mit dem Fokus auf nachhaltiges Wachstum und stetige Erträge. Dieser langfristige Ansatz hilft Investoren, Risiken zu mindern und ihre finanziellen Ziele im Laufe der Zeit zu erreichen.

Das tragbare Risiko

Spekulation beinhaltet die Akzeptanz hoher Risiken aufgrund der potenziellen erheblichen kurzfristigen Gewinne, was jedoch auch die Möglichkeit erheblicher Verluste birgt. Investoren hingegen versuchen, Risiken durch Diversifikation, Recherche und ein ausgewogenes Portfolio zu managen und zu mindern. Dieser Risikomanagementansatz stimmt mit einem stabileren und strategisch-orientierten Finanzplan überein.


Je früher, desto besser: das gilt auch für den Vermögensaufbau. Ein früher Start ermöglicht es, vom Zinseszinseffekt zu profitieren und langfristig Vermögen aufzubauen. Gerade Berufseinsteiger der Gen Z können davon besonders stark profitieren. Doch wie klappt das für die sogenannte Gen Z am besten? Welche Rolle spielen ETFs dabei und mit welchen Sparraten sollte man anfangen? Antworten von Vermögensverwalter Andreas Glogger, Geschäftsführer bei GLOGGER & PARTNER, im Interview mit Börsenmoderator Andreas Franik – aufgezeichnet auf dem Vermögenstag der V-Bank in München.

Das verzerrende Belohnungssystem

Die Neurofinanz, die die Neurowissenschaften, die Psychologie sowie die Finanzwissenschaften kombiniert, bietet wertvolle Einblicke in diese Verhaltensweisen. Die Aufregung über potentiell-schnelle Gewinne bei der Spekulation aktiviert das Belohnungssystem des Gehirns, setzt Dopamin frei und erzeugt ein euphorisches Gefühl. Dies kann zu impulsiven und irrationalen Entscheidungen führen. Im Gegensatz dazu zielen Investoren darauf ab, emotionale Einflüsse zu reduzieren, indem sie sich an systematische Analysen und an eine langfristige Planung halten. Es gilt Disziplin zu wahren und reaktive Entscheidungsmuster basierend auf „Marktlärm“ zu vermeiden.

Spekulanten sind anfällig für kognitive Verzerrungen wie Herdendenken, indem sie der Masse folgen, ohne unabhängige Analysen durchzuführen und mit Bestätigungsfehler behaftete Entscheidungen – die ihre vorgefassten Meinungen unterstützen – treffen. Hingegen sich Investoren bemühen, kognitive Verzerrungen zu erkennen und entgegenzuwirken, indem sie sich auf objektive Daten sowie umfassende Recherchen stützen, um fundierte Entscheidungen zu treffen.

Neuro Finance: Warum der “homo oeconomicus” an der Börse oft nicht funktioniert

So alt wie die Börse ist, so lange werden auch schon Fehler beim Investieren gemacht. Einer davon ist falsches Timing, beispielsweise: Gewinner werden zu früh verkauft, Verlierer viel zu lange gehalten. Das hat sehr viel mit Psychologie an der Börse zu tun, auch „Behavioral Finance“ genannt.

Die Risikowahrnehmung variiert ebenfalls zwischen Spekulanten und Investoren.

Spekulanten unterschätzen oft das Risiko aufgrund von Selbstüberschätzung (overconfidence bias) und Kontrollillusion. Meme-Aktien verstärken diese Verzerrungen sogar noch. Dagegen konzentrieren sich Investoren auf eine realistische Risikobewertung und das Risikomanagement, indem sie Strategien zur Diversifikation über alle Assetklassen, -instrumente bzw. über Branchen sowie Länder in der Vermögensaufteilung nutzen, um sich gegen Klumpenrisiken und unvorhergesehene Ereignisse abzusichern.

Fazit

Die Investition bietet gegenüber der Spekulation zahlreiche Vorteile. Die langfristige Investition in wertorientierte Unternehmen führt zu nachhaltiger Vermögensbildung und übertrifft historisch gesehen kurzfristige spekulative Wetten. Durch den Fokus auf Fundamentalanalysen und die Aufrechterhaltung eines diversifizierten Portfolios können Investoren Risiken besser managen und potenzielle Verluste reduzieren. Langfristiges Investieren verringert auch den emotionalen Stress der Marktvolatilität, was eine stabilere und zuversichtlichere Vermögensentwicklung ermöglicht. Denken Sie daran, dass echte Vermögensbildung ein Marathon und kein Sprint ist, und Geduld der Schlüssel zum dauerhaften Erfolg ist. Viel wichtiger ist, die Verluste zu begrenzen, Gewinne laufen zu lassen und Klumpenrisiken zu vermeiden.

Meme-Aktien erleben dramatische Preisschwankungen, die mehr durch viralen Hype als durch fundamental-gerechtfertigte Unternehmensdaten getrieben werden. Dies macht Meme-Aktien-Engagements zu einer eindeutig spekulativen Tätigkeit und unterscheidet sich in der Regel von einer langfristigen Investition.

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