Wirtschaftliche Unsicherheiten - Kommt jetzt ein Bärenmarkt?

Wirtschaftliche Unsicherheiten - Kommt jetzt ein Bärenmarkt?


Sinken die Kurse an der Börse über einen längeren Zeitraum, spricht man von einem Bärenmarkt. Aufgrund von wirtschaftlichen Unsicherheiten, wie der Corona Krise und dem Russland-Ukraine Konflikt, kommt die Frage auf, ob sich die Wirtschaft zur Zeit in so einem Tief befindet. Hierüber und wie Sie als Anleger einen Bärenmarkt überwinden können, geht es in dem Interview mit Finanzexperte Marc Gabriel.
Marc Gabriel ist Vermögensverwalter bei der Oberbanscheidt & Cie Vermögensverwaltung
Marc Gabriel ist Vermögensverwalter bei der Oberbanscheidt & Cie Vermögensverwaltung.

Wenn ein Bärenmarkt kommt, wie viel Geduld werden Anleger brauchen, bis sie bei Aktien wieder ein Allzeithoch sehen?

Marc Gabriel: Die gute Nachricht vorweg: Bärenmärkte sind allgemein deutlich kürzer als Bullenmärkte. Somit ergeben sich schneller wieder Chancen an dem übergeordneten Trend zu partizipieren.

Wie lange können Bärenmärkte dauern?

Gabriel: Der kürzeste Bärenmarkt liegt noch nicht lange zurück, es war der Corona-Crash im Jahr 2020, wo zum Beispiel der S&P 500 in nur einem Monat mehr als ein Drittel verlor. Der längste Zeitraum eines Bärenmarktes war im Jahr 1937 und dauerte mehr als fünf Jahre, wobei damals auch der 2. Weltkrieg noch belastete und der S&P 500 um rund 60 % fiel. Im Durchschnitt dauerten die Bärenmärkte rund 20 Monate, während Bullenmärkte im Schnitt 54 Monate dauerten.

Welches Instrumentarium (psychologisch, finanziell) brauchen Anleger, um gut durch Bärenmärkte zu kommen?

Gabriel: Psychologisch braucht der Anleger in einem Bärenmarkt gute Nerven und einen kühlen Kopf. Finanziell gesehen ist in einem Bärenmarkt cash ein wichtiges Instrument, denn auch im Bärenmarkt gibt es immer wieder kürzere Bärenmarktrallyes, die die Anleger nutzen können. Eine Buy-and-Hold-Strategie ist dagegen nur dann ratsam, wenn der Anleger die zwischenzeitlichen Verluste verkraften kann, sowohl finanziell als auch psychologisch.

Welche Gründe sprechen dafür, dass es doch keinen Bärenmarkt geben wird?

Gabriel: Die Notenbanken haben in der Vergangenheit immer wieder mit der Politik des „billigen Geldes“ die Aktienmärkte gut befeuert. Aktuell ist jedoch die Inflation deutlich über das Ziel der Notenbank angezogen, so dass die Notenbanken ihre lockere Zinspolitik nicht mehr aufrechthalten können und wie schnell so etwas „außer Kontrolle“ geraten kann, zeigte die FED-Straffung im Jahre 1937, die der Welt einen Bärenmarkt von 61 Monaten mit 60 % Kursverlusten bescherte. Aktuell stehen wir vor derselben Herausforderung und mit dem Krieg in der Ukraine könnte sich Geschichte wiederholen.

Daher ist die Politik gut beraten, die aktuellen Probleme ernst zu nehmen und gegenzusteuern. Sollten der Krieg und die Lieferkettenprobleme schnell beendet werden, so stehen die Chancen auf eine Erholung der Aktienmärkte sicherlich deutlich besser.

Sie sind auf der Suche nach hilfreichem Expertenwissen rund um die erfolgreiche Geldanlage?

V-CHECK bietet Ihnen regelmäßig unabhängige Tipps direkt in Ihr Postfach.

Jetzt anmelden

Mit unseren Social Media Kanälen bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Sie finden uns auf: Facebook | LinkedIn | YouTube | Instagram | Pinterest