Wirtschaftliche Unsicherheiten - Droht eine Rezession?

Wirtschaftliche Unsicherheiten - Droht eine Rezession?


Sinken die Kurse an der Börse über einen längeren Zeitraum, spricht man von einem Bärenmarkt. Aufgrund von wirtschaftlichen Unsicherheiten, wie der Corona Krise und dem Russland-Ukraine Konflikt, kommt die Frage auf, ob sich die Wirtschaft zur Zeit in so einem Tief befindet. Hierüber und wie Sie als Anleger einen Bärenmarkt überwinden können, geht es in dem Interview mit Finanzexperte Lothar Koch.
Lothar Koch, Leiter Portfoliomanagement der GSAM + Spee Asset Management AG in Krefeld.

Wenn ein Bärenmarkt kommt, wie viel Geduld werden Anleger brauchen, bis sie bei Aktien wieder ein Allzeithoch sehen?

Lothar Koch: Seit Jahresanfang befinden wir uns in einem Bärenmarkt. Sektoral begann dieser bereits im Frühjahr 2021. Ich rechne damit, dass die Phase der wirtschaftlichen Unsicherheit noch 12 – 15 Monate andauern könnte.

Wie lange können Bärenmärkte dauern?

Koch: Im Durchschnitt dauern “normale” Bärenmarkt gut 10 Monate. Ich rechne in diesem mit einer längeren Dauer, da die US Notenbank heute beginnt monatlich dem Markt 47,5 Mrd USD Liquidität zu entziehen. Ab September wird die Summe auf 95 Mrd USD gesteigert. Diese Liquidität wird dem Markt in der Breite fehlen.

Welches Instrumentarium (psychologisch, finanziell) brauchen Anleger, um gut durch Bärenmärkte zu kommen?

Koch: Anleger brauchen in Bärenmärkten Geduld und auch ein wenig Nervenstärke. Auch sehr gute Geschäftsmodelle geraten in Bärenmärkten etwas unter Druck, aber nicht so stark, wie nicht profitable,  stark verschuldete, bzw. überbewertete Unternehmen.

Als Vermögensverwalter bevorzuge ich in dieser Phase Dividendentitel und tendenziell defensive Sektoren.

Droht jetzt eine Rezession?

Ob wir von der Phase der Stagflation in eine Rezession abrutschen, hängt u.a. von dem Verhalten der Notenbanken und ganz aktuell von der weiteren geopolitischen Entwicklung ab.

Aufgrund des Basiseffekts sollte sich die hohe Inflation in den nächsten 12 Monaten verringern. Vor allem der Energiepreisanstieg, der durch den Russland-Ukraine Konflikt noch einmal verstärkt wurde, wird der Indikator für die weitere Entwicklung sein.

Die FED ist fest entschlossen, die Inflation einzudämmen. Hinzu kommt die Wirkung der Sanktionen des Westens gegenüber Russland, sowie fortgesetzte globale Lieferschwierigkeiten wegen der Null-Covid-Strategie Chinas. Die insgesamt hohen Preise führen quasi automatisch zu einem abkühlen der Wirtschaft, so dass die Notenbanken nicht so stark auf die Bremse treten müssten.

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